Irland im Mittelalter

Historische Schlachtfelder in Irland: Eine Übersicht

Schlachtfelder in Irland
Written by Nadja Uebach

Die raue Landschaft der Grünen Insel, die sich mit dem Einfall des Lichts, dem Stand der Wolken und dem Wechsel der Jahreszeiten jede Minute zu verändern scheint, spiegelt die bewegte Vergangenheit des Landes wieder. Irland blickt auf mehrere Jahrhunderte blutiger Kämpfe zurück. Während die grünen Hügel zunächst Schauplatz von Auseinandersetzung der Clanherren, Hochkönige und Wikinger waren; gab die Invasion der Anglo-Normannen den Startschuss eines kräftezehrenden Freiheitskampfes, der Land und Leute bis heute prägt. Über die Jahre hat wohl jedes Fleckchen Erde der kleinen Insel tobende Kämpfe erlebt. Wo jedoch einige der entscheidendsten, blutigsten und erstaunlichsten Gefechte ausgetragen wurden, haben wir in dieser Übersicht über historische Schlachtfelder in Irland für Euch zusammengefasst.

Athenry, Co. Galway

Die Ortschaft Athenry östlich der Stadt Galway war seit Mitte des 13. Jahrhunderts mehrmals Zeuge blutiger Auseinandersetzungen. Die erste Schlacht in Athenry begab sich 1249. Damals kamen die Clans der Provinz Connachts zusammen, um die Burg in Normannenhand zu belagern. Allerdings gelang es den englischen Streitkräften, die irische Belagerung im Kampf zu zerstreuen und die Schlacht zu gewinnen.

Im August 1316 ereignete sich bereits das zweite Gefecht in Athenry. Erneut standen sich die Clans der Provinz und die Normannen gegenüber. Auch wenn die Iren diesmal die Unterstützung des Schotten Edward Bruce hatten, gelang es ihnen nicht, die Engländer zu besiegen. Nach einem blutigen Kampf sollen hier rund 3.000 irisch und 2.000 englische Streitkräfte ihr Ende gefunden haben.

Nach zwei friedvollen Jahrhunderten geriet Athenry erneut ins Kreuzfeuer. Als Schauplatz kleinerer Schlachten während des Neunjährigen Krieges gegen Ende des 16. Jahrhunderts wird die Ortschaft leider nur mit wenigen Worten in den Annalen erwähnt. Allerdings ist bekannt, dass die Verteidigungsmauern sowie unzählige Häuser und die Burg in dieser Zeit erheblich zerstört wurden. Der Wiederaufbau ging damals jedoch nur mühsam vonstatten. Noch heute lohnt sich ein Besuch in der Ruine der Anlage, wo die Vergangenheit von den alten Steinen wieder zum Leben erweckt wird.

Kinsale, Co. Cork

Man kann nicht über historische Schlachtfelder in Irland sprechen, ohne die größte Schlacht zu erwähnen, die der Hafen von Kinsale je gesehen hat. Das Battle of Kinsale im Jahr 1601 war ein wichtiger Wendepunkt im Kampf der irischen Clans gegen die Engländer markiert.

Im Oktober 1601 landeten mehrere spanische Schiffe im Hafen von Kinsale. Ihr Ziel war es, die Iren im Kampf gegen die Normannen zu unterstützen. Den Spaniern gelang es, die Ortschaft zu besetzen, jedoch waren sie von Beginn an von ihren Feinden umzingelt. Die englische Besetzung Kinsales dauerte etliche Wochen, bis schließlich die irischen Clans aus dem Norden den Spaniern zu Hilfe eilten. Allerdings konnten die englischen Truppen die Iren in einer blutigen Schlacht nordöstlich von Whitecastle abwehren. Infolgedessen hatten ihre spanischen Verbündeten keine andere Wahl, als sich zu ergeben und Kinsale sowie alle anderen Stützpunkte auf der Grünen Insel zu verlassen. Damit endete die Unterstützung der Spanier und die irischen Clans wurden von den Engländern immer weiter zurückgedrängt, bis sich der letzte Chieftain schließlich zwei Jahre später ergab.

Tipp: Das Schlachtfeld in Kinsale wird heutzutage von dem sogenannten Stone of Destiny markiert. Der gewaltige steinernen Thron ist an einer Weggabelung zwischen Innishannon und Kinsale zu sehen.

Kinsale

Der Hafen von Kinsale heute © Chris Hill, Tourism Ireland

Historische Schlachtfelder in Irland: Clontarf, Dublin

Was mittlerweile die friedliche Landschaft des heutigen St.Anne’s Parks im östlichen Dubliner Stadtteil Clontarf ist, war vor etwas mehr als 1.000 Jahren Schauplatz einer der bekanntesten Schlachten auf irischem Boden.

Am 23. April 1014 standen sich dort die Truppen des amtierenden irischen Hochkönigs Brian Boru und die vereinten Wikinger-Mächte aus Irland und England gegenüber. Die historische Schlacht dauerte einen gesamten Tag lang – von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang – und nahm schließlich ein blutiges Ende für die Wikinger. Was jedoch nicht bedeutete, dass die irischen Kräfte keine Verluste erleiden mussten. Im Gegenteil, von den 5.000 Iren und den etwa 7.000 Wikingern erlebten nur jeweils 1.000 Streitkräfte das Ende der Schlacht.

Zu den bedeutendsten Todesopfern gehörten drei der Kommandanten auf der Seite der Wikinger. Sigurd of Orkney, Brodir of Mann sowie ihr irischer Verbündeter Malachy MacMurrough, der König von Leinster – lediglich Sigtrygg Silkbeard, König von Dublin überlebte den Kampf. Bei den Iren bedeutete der Tod des Hochkönigs Brian Boru und seines Sohns Murchad MacBrian das Ende einer Regierungsära.

Aughrim, Co. Galway

Die berühmt-berüchtigte Schlacht von Aughrim ging im Juli 1691 als die verheerendste in die Inselgeschichte ein. Im Osten von Galway trafen die Jakobiten hier auf vehementen Widerstand der Williamiten. Die beiden feindlichen Lager hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen über zwei Jahre langen Krieg geleistet.

Mit schätzungsweise 7.000 Todesopfern gilt die Schlacht in Relation zu den Truppenstärken als eine der blutigsten in Irland und den Britischen Inseln. Die Truppen auf Seiten der Williamiten haben Berichten zufolge den Boden mit dem Blut der Jakobiten rot gefärbt. Dabei soll so viel Blut vergossen worden sein, dass es in Sturzbächen die Hügel hinunter lief und sich in einer Grube sammelte, die nach wie vor den Namen „The Bloody Hollow“ trägt. Im Anschluss hat man die Körper der Toten auf dem Schlachtfeld der Verwesung überlassen, sodass sich bis heute zahlreiche Spuk- und Geistergeschichten um die Gegend ranken.

Die schicksalhafte Schlacht auf dem heute beschaulichen Gelände, gilt als entscheidender Wendepunkt im Williamitenkrieg. Nachdem es den Anhängern Wilhelms gelang, die Jakobiten in die Flucht zu schlagen, beendeten sie anschließend ihren vollständigen Siegeszug in den Städten Galway und Limerick.

Historische Schlachtfelder in Irland: Dublin City

Wenn es um historische Schlachtfelder in Irland geht, blickt Dublin auf eine besonders bewegte Geschichte zurück. Schon zu Wikingerzeiten spielte die heutige Hauptstadt eine zentrale Rolle auf der Insel. Insbesondere im Bezug auf internationale Handelsbeziehungen war sie ein strategisch wichtiger Standpunkt. Demenntsprechend war Dublin auch der Brandherd vieler Konflikte.

Nach der Schlacht in Contarf, die im heutigen Stadtgebiet liegt, musste sich Dublin Ende des 12. Jahrhunderts gleich zwei Auseinandersetzungen zwischen Iren und Engländern unterziehen. In beiden Fällen gelang es den Normannen, unter der Führung von „Strongbow“ Earl of Pembroke die Stadt zu halten.

Zwei Jahrhunderte später wird in den Annalen erwähnt, dass die Hauptstadt erneut Schauplatz des fortwährenden Konflikts zwischen Iren und Engländern wurde. Diesmal gelang es den Iren jedoch, die Engländer in Dublin zu besiegen. Wo genau die Schlacht stattfand, ist leider nicht bekannt. Allerdings sollte dies das einzige Mal bleiben, an dem die irischen Streitkräfte in Dublin über England siegten. Darauffolgende Versuche der Iren, die Hauptstadt einzunehmen, scheiterten kläglich.

In jüngster Geschichte bezeugte die Stadt die Straßenkämpfe des Osteraufstands 1916, von dem noch heute die Einschusslöcher in den Säulen des GPO zu sehen sind. Außerdem war Dublin Kulisse des Auftakts des irischen Bürgerkriegs im Jahr 1922.

Boyne Valley, Drogheda, Co Louth

Ein Jahr vor dem Battle of Aughrim bildete die Schlacht am Boyne in der Nähe der Ortschaft Drogheda ein weiteres wichtiges Gefecht des Williamtenkrieges. Am 1. Juli 1690 standen sich die Williamiten und Jakobiten auf Höhe einer Flussbiegung an der Grenze zwischen den Grafschaften Louth und Meath gegenüber.

Auf die schätzungsweise 23.500 Jakobiten trafen etwa 36.000 Williamiten, die den Kampf nach nur einem Tag für sich entscheiden konnten. Eigentlich hatte Wilhelm geplant, die Jakobiten in Dublin zu überraschen und dort anzugreifen. Doch sobald Jakob und seine Mitstreiter von diesem Plan erfuhren, beschlossen sie den Kampf vor die Stadttore zu verlegen. Kurzum marschierten sie den feindlichen Truppen entgegen.

Nachdem es zunächst so aussah, als würden die unterlegenen Jakobiten die Oberhand gewinnen, gelang es den Anhängern Wilhelms, ihre Feinde so weit zurückzudrängen, dass sie schließlich den Rückzug antraten. Mit gerade einmal 2.000 Toten und Verletzten ging die Schlacht am Boyne als einer der weniger blutigen Kämpfe in die Geschichte der Insel ein.

Tipp: Oldbridge House, der einstige Schauplatz der Schlacht, beherbergt heutzutage ein sehenswertes Visitor Centre, das seine Besucher in die Zeit des Gefechts zurückversetzt.

Historische Schlachtfelder in Irland: Niederlagen, Siege und der Tod

Jeder Quadratmeter der Grünen Insel erzählt seine ganz eigene Geschichte von Auseinandersetzungen, Niederlagen, Siegen und dem unweigerlichen Tod tausender Streitkräfte. Es gibt kaum eine Stadt in Irland, die nicht schon mindestens einmal belagert wurde. Der so sanft anmutende Flickenteppich grüner Hügel war in der Vergangenheit vielerorts mit Blut getränkt. Und was wir heute als friedliche Uferböschungen und geheimnisvolle Moorlandschaften sehen, waren früher verhängnisvolle Fallen, die von strategischen Kriegsführern zu ihrem Vorteil ausgespielt wurden.

Egal, ob glorreiche Schlacht, heimtückischer Hinterhalt oder der verzweifelte Versuch, einen aussichtslosen Kampf zu gewinnen – die Schlachtfelder in Irland sind nicht nur historisch wichtige Stätten, sondern Orte, an denen unzählige Menschen ihr Leben lassen mussten und die nicht selten für Gänsehaut sorgen.

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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