Dublin Sehenswürdigkeiten

The Liberties Dublin – Dublins historisches Arbeiterviertel

The Liberty Market Dublin
Written by Neil Saad

The Liberties Dublin sind ein faszinierender und geschichtsträchtiger Innenstadtbereich der irischen Hauptstadt. Viele Attraktionen und beliebte Sehenswürdigkeiten sind hier zu finden. Dabei reicht die Geschichte des Viertels gar bis zur Gründung der Stadt durch die Wikinger zurück. Über die Jahrhunderte entwickelten sich dort wichtige Industrien und große Persönlichkeiten wurden geboren. Gleichzeitig entstand eines der größten Arbeiter- und Armenviertel der Grünen Insel. Hierbei erhielt sich der raue, aber liebenswerte Charme der Gegend bis heute. Deshalb ist ein Spaziergang durch das Viertel sowohl beeindruckend als auch informativ.

Geschichte des Dubliner Stadtteils – The Liberties

Gegründet von den Wikingern

The Liberties gehören zum Stadtzentrum der Hauptstadt Dublin. Sie bilden den südwestlichen Teil des Innenstadtrings. Ihre nördliche Grenze bildet der Fluss Liffey. Im Osten bildet die Verbindung zwischen Christchurch Cathedral und St. Patrick’s Cathedral eine weitere Grenze. Nach Westen erstrecken sich The Liberties Dublin bis zum St. James Viertel, Heimat der Guinness Brauerei. Dagegen markieren die Viertel Newmarket, Pimlico und The Coombe den Südrand der Gegend.

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Somit deckt der Bezirk einen großen Teil der Innenstadt Dublins ab. Dieser war bereits in frühester Zeit von Bedeutung. Denn zwischen Christchurch Cathedral und dem Dublin Castle trafen sich einst der Fluss Poddle und die mächtige Liffey. Dort, wo sie zusammenflossen, bildeten sie einen großen, dunklen Tümpel. Duibhlinn, wie das irische Wort für einen dunklen Teich lautet, entstand 842 an dieser Stelle. Gründer waren Wikinger, die einen festen Hafen an der Ostküste benötigten. Sie bauten ihre Siedlung westlich des Hafens, in den heutigen Liberties.

Aus dieser ersten Zeit Dublins fanden Archäologen Überreste der einstigen Wikingersiedlung am Fluss Liffey. Der Wood Quay zwischen Fishamble Street und Winetavern Street, heute Sitz der der Dubliner Stadtverwaltung, war eine für die Stadtgeschichte bedeutende Fundstätte. Die Funde sind heute im Nationalmuseum ausgestellt. Dazu bietet die Ausstellung Dublinia in der Christchurch Cathedral einen lebhaften Einblick in die Wikingerzeit in Dublin.

Christchurch Cathedral Dublin

Die Christchurch in Dublin; © Tourism Ireland

Das mittelalterliche Herz von Dublin

Gegründet von den Wikingern wuchs die Siedlung in Duibhlinn fortan stetig. Die Wikinger gingen in den Iren auf und nach der anglo-normannischen Invasion im 11. Jahrhundert entstand eine regelrechte Stadt. Zum Schutz bauten die Stadtherren im 11. Jahrhundert eine Stadtmauer. Diese umfasste die Siedlungsteile östlich von The Liberties gelegen. Reste dieser alten Mauer sind heute noch an verschiedenen Stellen zu besichtigen.

Im Jahr 1170 ermordeten Rittern des englischen Königs den Erzbischof von Canterbury, Thomas Becket. Aus Reue ließ König Heinrich II. 1177 eine Abtei in Dublin bauen. Die Abbey of St. Thomas begründete The Liberties Dublin. Denn die Mönche erhielten nicht nur die Abtei, Ländereien und Siedlungen außerhalb der Stadtmauern. Zudem bekamen sie das Recht auf Selbstbestimmung, eine eigene Gerichtsbarkeit und somit unterstanden sie nicht dem Machtbereich der Stadtherren von Dublin. Die Freiheit von The Liberties war geboren. Sie sollte für beinahe 700 Jahre Bestand behalten.

Im frühen Mittelalter wurde der Stadtbereich zu einem Zentrum der Handwerker. Jede Form von Handwerk fand Verrichtung und machte die Dublin Liberties zum lebendigen Herzen der wachsenden Stadt. Bis in das 16. Jahrhundert fand dieses Wachstum unter der Kontrolle der Mönche und der Gilden statt. Mit der Auflösung der Kirchen durch Heinrich VIII Mitte des Jahrhunderts änderte sich dies. Die katholischen Mönche verloren ihren Besitz. Diesen erhielt die Familie Brabazon. Diese besetzte in der politischen Hierarchie Irlands hohe Posten und erhielt in der Folge Titel und weiteres Land. Dazu gehörten umfassende Ländereien in Wicklow: Kilruddery, heute bekannt für das majestätische Haus und den traumhaften Garten.

Die Bevorzugung von Protestanten durch die englischen Herrscher lockte in der Folge Protestanten aus anderen Ländern an. Deshalb siedelten im 17. Jahrhundert französische Hugenotten in Dublin an. Sie brachten ihr Weberhandwerk mit und bauten in The Liberties in Dublin eine nennenswerte Industrie auf. Die Stoffproduktion wurde zur ersten, bedeutenden Industrie.

Dublin Hell: Die Hölle von Dublin

Die Bevölkerung in Dublin wuchs über die Jahrhunderte teils rasant. Dadurch waren zu keiner Zeit ausreichend Arbeitsplätze für alle Erwerbsfähigen verfügbar. Deshalb arbeiteten viele Menschen tageweise oder dauerhaft bei niedriger Bezahlung und unter katastrophalen Bedingungen. Dementsprechend waren die Lebensbedingungen der Bevölkerung erbärmlich. Viele Menschen lebten auf engem Raum und teilten das wenige Vorhandene. Krankheiten und Tod gingen über Jahrhunderte um. The Liberties Dublin waren ein Epizentrum dieser Lebensverhältnisse.

In dieser Gemengelage zog es viele Menschen hin zu niederträchtigen Aktivitäten. Deshalb entstand im Viertel hinter der Christchurch Cathedral und der St. Audeon’s Church eine zwielichtige Gegend. Dort reihten sich düstere Spelunken und Bordelle aneinander. Das Viertel erhielt den vielsagenden Namen „Hell“: Die Hölle von Dublin. Ein Zugang zur Dublin Hell befand sich direkt an der St. Audeon’s Church. Entlang der Kirchenmauer führten vierzig holprige Stufen zur Winetavern Street, direkt in die Hölle hinein. Die Stufen bewohnt angeblich der Geist von Darkey Kelley, einer Bordellbesitzerin. Einer Legende nach ließ sie der Sheriff von Dublin auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrennen. Tatsächlich soll sie aber schlicht sein uneheliches Kind getragen haben.

Die Geschichte von Whiskey und Bier in The Liberties Dublin

Neben den Webern waren The Liberties Dublin Heimat für weitere Industrien. Durch die bevorzugte Lage nahe des Hafens und aufgrund einer guten Wasserversorgung entstand ein Zentrum von Brauereien und Destillerien. Diese zahllosen Kleinbetriebe verschwanden über die Jahre und es bildeten sich große Unternehmen. Dabei sind ihre Namen heute allesamt wohlbekannt. Arthur Guinness, John Powers, George Roe und William Jameson.

Arthur Guinness eröffnete 1759 die St. James‘ Gate Brewery. Seine Unternehmung geriet zu einem der ältesten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt. Heute ist diese Geschichte um das Guinness Stout im Guinness Storehouse gut dokumentiert.

Daneben bildete sich zu gleicher Zeit an selber Stelle drei der vier großen Dublin Whiskey Destillerien. Die John’s Lane Distillery (Powers Whiskey), die Thomas Street Distillery (Roe & Co.) und die Marrowbone Lane Distillery (William Jameson) bildeten das Goldene Dreieck in The Liberties. Zusammen mit der Bow Street Distillery (John Jameson) dominierten sie im 19. Jahrhundert den Weltmarkt für Whiskey. Traurigerweise brach diese Industrie im 20. Jahrhundert zusammen. Keine der alten Destillerien in Dublin überlebte.

Heute erfährt das Destillieren in The Liberties eine Renaissance. Mit der Teeling Distillery, der Dublin Liberties Distillery, der Pearse Lyons Distillery und Roe & Co. sind vier neue Namen auf der Whiskey-Landkarte erschienen. Alle vier Brennereien lohnen einen Besuch.

The Liberties Distillery Dublin Eingang

The Liberties Distillery; Photo by William Murphy,under CC BY-SA 2.0, Disclaimer, no changes were made

Die schönsten Sehenswürdigkeiten in The Liberties

Heute sind die Dublin Liberties weiterhin ein lebhafter Teil der Stadt. Neben den aufstrebenden Destillerien und der Guinness Brauerei sind Kunst, Forschung und digitale Wirtschaftszweige stark präsent. Neben Arbeit bieten sie ihren Besuchern eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten. Hierunter fallen nicht nur spektakuläre Bauwerke, sondern auch viele, kleine Highlights, die Einblick in die lange Geschichte des Stadtbezirks geben.

Guinness Storehouse

Die meistbesuchte Sehenswürdigkeit ist das Guinness Storehouse im St. James‘ Viertel. Auf einer Tour durch das Brauereimuseum lernen Besucher alles über die Herstellung des beliebten Stouts. Zudem erhalten sie einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Brauerei. Der Besuch endet in der Gravity Bar im Dachgeschoss des Museums. Bei einem Pint Guinness ist der Blick über die Dublin Skyline aus luftiger Höhe noch schöner.

Christchurch Cathedral & St. Patrick’s Cathedral

Weiterhin rühmen sich die Liberties mit architektonisch traumhaften Kirchenbauwerken. Besonders imposant sind die beiden Kathedralen, die St. Patrick’s Cathedral und die Christchurch Cathedral. Beide stammen aus dem 12. Jahrhundert. Über diesen langen Zeitraum spielten sie stets eine tragende Rolle im Gemeindeleben der Stadt. Daneben sind weitere Kirchen erwähnenswert. Darunter fallen die St. Audeon’s Church mit den Forty Steps to Hell, die John’s Lane Church mit dem höchsten Kirchturm der Stadt oder die alte St. James‘ Church, die heute die Pearse Lyons Distillery beherbergt.

The Brazen Head – Dublins ältestes Pub

Ebenfalls sind die Liberties Heimat von Dublins ältestem Pub: dem The Brazen Head. Fußläufig von Temple Bar entfernt, ist die urige Atmosphäre dieses traditionellen Irish Pub, ein absolutes Highlight. Daneben befinden sich viele weitere Pubs, verteilt über das Gebiet der Lieberties. Ihr Vorteil: sie sind häufig nicht so überfüllt wie die Public Houses in Temple Bar. Sie bieten hervorragende Möglichkeiten, einen Rundgang durch The Liberties Dublin auf gemütliche Weise zu beenden. Hier erfahrt Ihr mehr über Die Top-Sehenswürdigkeiten in Dublin.

The Brazen Head Dublin

Harold Strong / The Brazen Head, Lower Bridge Street, Dublin

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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