Der Lough Gill im Nordwesten von Irland ist eine der versteckten Perlen der Grünen Insel. Zwischen Hügeln und Bergen verborgen liegt er unweit von Sligo Town auf dem Gebiet der Grafschaften Sligo und Leitrim. An seinem östlichen Ufer überblickt das Parke’s Castle die ruhigen Wasser des Sees. Die Burg aus dem 17. Jahrhundert ragt bereits gut aus der Ferne sichtbar empor. Vor dem dicht bewaldeten Hintergrund und mit der dunklen Wassermasse des Lough Gill fühlen sich Besucher in einen mittelalterlichen Film versetzt. Dagegen beeindruckt Parke’s Castle aus der Nähe durch seine mächtigen Wände und wehrhaften Türme. Die solide Bauweise hat die Burg gut vor dem nagenden Zahn der Zeit bewahrt. Besucher erwartet deshalb heute bei einem Besuch des Parke’s Castle eine gut erhaltene Festung in einem traumhaften Ambiente.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte von Parke’s Castle
Die Erbauer des Parke’s Castle
Das Parke’s Castle in seiner heutigen Form entstand zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Zuvor lebte an selber Stelle der Clan der O’Rourkes. Diese erkannten früh nicht nur die Schönheit der Landschaft, sondern auch ihre strategische gute Lage am Lough Gill. Deshalb bauten die O’Rourkes im 15. Jahrhundert ihren Stammsitz an die Ufer des Sees. Jedoch brachen im 16. Jahrhundert kriegerische Zeiten in Irland an. Gegen die zunehmende Machtausweitung der englischen Krone lehnten sich die Iren immer stärker auf. Dabei standen die O’Rourkes stets auf der Seite der irischen Aufrührer. Die Situation spitzte sich zum Ende des 15. Jahrhunderts zu. Damals versuchte das katholische Spanien, die Iren gegen die protestantischen Engländer zu unterstützen. Dazu entsandte der spanische König Philip II 1588 seine berüchtigte spanische Armada nach Irland.
Doch die mächtige Schiffsflotte zerschellte an der stürmischen Westküste Irlands. Die gestrandeten spanischen Seeleute gerieten in die Hände der englischen Soldaten. Diese richteten die Spanier zu Hunderten hin. Jedoch rettete sich ein spanischer Kapitän, Francisco de Cuellar, an die Ufer des Lough Gill. Die O’Rourkes nahmen ihn auf und er verweilte für eine kurze Dauer. Über seine Zeit bei den O’Rourkes, seinen Schiffbruch und die abenteuerliche Reise zurück nach Spanien verfasste er einen Bericht. Dieser gibt heute einen lebhaften Eindruck von Irland und den Iren im späten 16. Jahrhundert. Hier könnt Ihr die Erlebnisse von Francisco de Cuellar nachlesen.
Das Ende der mächtigen O’Rourkes
Für die Unterkunft, den der damalige Clanführer Brian O’Rourke de Cuellar gewährte, wurde er wegen Verrats verfolgt und 1591 hingerichtet. Sein Sohn Brian Oge O’Rourke folgte ihm als Clanführer und setzte den Widerstand gegen England fort. Im neunjährigen Krieg (1593 bis 1603), der mit der Schlacht von Kinsale und der berühmten Flucht der Grafen endete, stand er auf verlorenem Posten. Während der Kämpfe diente die Burg immer wieder als Unterschlupf für verfolgte Iren.
Umso schwerer wog der Verrat auf, den sein Halbbruder Teigue an seinem Bruder und Clanführer begann. Dieser lief zu den englischen Kräften über und griff 1603 seinen Bruder an. Den mehrtägigen Kampf gewann Teigue. Dagegen war Brian Oge O’Rourke entmachtet und floh nach Galway. Dort starb er im Jahr 1604. Teigue starb ebenfalls kurz danach an einer Krankheit.
Das Land der O’Rourkes ging in der Folge an einen englischen Lord. Dieser riss die mittelalterliche Burg großteils nieder und baute das heutige Parke’s Castle. Jedoch entdeckten Archäologen bei Ausgrabungen 1972 die alten Fundamente des ursprünglichen Haupthauses. Diese sind heute im Innenhof teilweise freigelegt. Auf diese Weise bleibt das Andenken an den einst dort herrschenden Clan erhalten.
Parke’s Castle fällt dem Vergessen anheim
Der Lord, der die Ländereien der O’Rourkes erhielt, war Sir Roger Parke. Dieser lebte hauptsächlich auf Leitrim Castle und nutzte seinen neuen Erwerb vermutlich als Nebensitz. Der 1628 fertiggestellte Neubau erhielt den Namen Newtown Castle. Schließlich war es Robert Parke, der Sohn und Erbe von Sir Roger, der mit seiner Familie die Burg zum festen Wohnsitz machte. Jedoch leitete alsbald eine Tragödie das frühe Ende der Zeit der Parkes ein. Bei einem Bootsunglück auf dem See starben 1677 zwei der drei Kinder von Robert Parke, darunter sein einziger Sohn. Zurück blieb seine Tochter Anne, die nun nach dem Tod ihrer Eltern Land und Burg erbte. Allerdings heiratete Anne Parke, zog zu ihrem Gemahl und überließ das Parke’s Castle dem Verfall. Beinahe 200 Jahre stand der einst stolze Sitz leer. Erst Ende des 20. Jahrhunderts übernahm der irische Staat die alten Gemäuer und restaurierte sie in den heutigen Zustand.
Das Parke’s Castle besuchen
Heute ist das Parke’s Castle ein Museum und in hervorragendem Zustand. Schon vom Parkplatz aus zeigen sich die einstigen Wehranlagen in ihrer ganzen Pracht. Umgeben ist das Bauwerk von einem breiten Graben. Hierbei speisten diesen einst die Wasser des Lough Gill. Zudem führten die Burgbewohner ihre Abwässer darüber ab. Somit geriet eine Durchquerung für Angreifer zu einer stinkenden Angelegenheit.
Weiterhin gehörten zu den Wehranlagen Wachtürme auf den Ecken der Feste. Einer davon war gleichzeitig ein Taubenschlag. Dort hielten die Parkes Tauben von verschiedenen anderen Burgen im Umland. Auf diese Weise konnten sie die Vögel als Brieftauben einsetzen und Nachrichten übermitteln. Zudem hatten die Tauben eine weitere Funktion. Im Falle einer anhaltenden Belagerung dienten sie als Nahrungsmittel.
Eine prachtvolle Burganlage
Dazu war die Burganlage mit vielerlei Nützlichem ausgestattet. Ein eigener Brunnen zentral im Hof diente einer unabhängigen Wasserversorgung. Auch dies war in Zeiten einer Belagerung von großer Wichtigkeit für das Überleben. In einer Schmiede fertigte der Schmied Werkzeuge und Waffen. Diese ist heute originalgetreu restauriert. Daneben bot die Burg den Parkes viele Annehmlichkeiten. Das Haupthaus war auf mehreren Etagen angelegt. Darin bot ein großer und beeindruckender Bankettsaal Platz für ausgiebige Feiern. Etwas außerhalb der Anlage befindet sich eine Erdsauna, die auf die Zeit der O’Rourkes zurückgeht.
Bei einer Besichtigung der Burganlage erleben Besucher den einstigen Sitz der Familie Parke in seiner ganzen Pracht. Die verschiedenen Etagen des Wohnhauses sind begehbar und durch eine Ausstellung begleitet. Diese gibt Informationen zu den Räumen und zum Leben auf der Burg vor über 200 Jahren. Besucher können die Anlage auf eigene Faust erkunden oder eine vierzigminütige Tour buchen. In den Herbst- und Wintermonaten von Oktober bis März ist die Burg für Besucher geschlossen. Auf der offiziellen Website könnt Ihr Euch über die aktuellen Öffnungszeiten informieren.
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