Countess Constance Georgine Markievicz gehört zu den wohl einflussreichsten und spannendsten Persönlichkeiten der irischen Geschichte. Noch heute wird das Andenken an sie in Irland in allen Ehren gehalten. Eine schillernde Persönlichkeit, deren Biografie sich liest wie ein Abenteuerroman. Wir unternehmen hier den Versuch, die Persönlichkeit dieser Frau, ihr Vermächtnis für Irland und ihre Geschichte einzufangen.
Inhaltsverzeichnis
Die Biografie der Constance Markievicz
Ein Leben im goldenen Käfig
Constance Markievicz wurde 1868 als Constance Georgine Gore-Booth in eine adelige Familie hineingeboren. Deren gesellschaftliches Leben fand in London, Dublin und dem Sitz der Familie im Lissadell House in der Grafschaft Sligo in unmittelbarer Nähe zum Drumcliff Bay statt. Ihr Vater, Sir Henry William Gore-Booth, war ein Abenteurer. Oft unterwegs – unter anderem in der Arktis – ein Freigeist. Ihre Mutter, Lady Georgina Gore-Booth, war Tochter eines britischen Armeeoffiziers. Ihre Kindheit verbrachte Constance mit ihren insgesamt vier Geschwistern im Lissadell House.
Wir zur damaligen Zeit üblich, genoss sie, wie auch ihre Schwestern, eine Ausbildung zu Hause. Constance war daran wenig interessiert. Einzig beim Malen zeigte sie wahre Begeisterung. Diese wurde nur übertroffen von ihrer wahren Leidenschaft: dem Reiten. Mit nur vier Jahren saß sie auf dem Pferd und gab sich nicht mit schicklichem Trapp zufrieden. Freunde der Familie berichten von stürmischen Ausritten der kleinen Constance. Ihre Erzieher hatten ihre liebe Not, auf die wilde Kleine aufzupassen.
In Berührung mit dem harten Leben – die Hungersnot in Sligo
1877 und 1878 erlebten die Menschen im nördlichen Sligo eine Serie von Missernten. 1879 kam die Kartoffelfäule hinzu und verschlimmerte die Lebenssituation der ländlichen Bevölkerung zusehends. Anders als andere Adelige in Irland setzte sich Sir Henry für die Menschen in der Umgebung ein. Kurzerhand richtete er einen Lebensmittelvorrat ein und versorgte die hungernden Menschen. Constance Markievicz half ihren Eltern dabei, Essen und Lebensmittel zu verteilen. Ihre Mutter richtete eine Schule für Frauen ein, um Spitze zu fertigen, und half somit den Frauen der Umgebung, Arbeit zu finden. Diese Zeit hat Constance Markievicz nachhaltig geprägt.
Constance Markievicz und die feine Gesellschaft
Nach einer sechsmonatigen Italienreise, die dem Studium der Kunst und dem Malen diente, wurde Contance Markievicz in die feine Gesellschaft eingeführt. Und das nirgends anders als am Hofe von Queen Victoria in London. Ab dann folgten Bälle und andere gesellschaftliche „Happenings“ sowohl in London als auch in der Dubliner Gesellschaft. Bald war sie dieser oberflächlichen Welt aber müde, sieht, wie ihre Schwestern sich nach und nach verheiraten und vertraut ihrem Tagebuch an: „Women are made to adore and sacrifice themselves, and I as a woman demand as a right that Nature should provide me with something to live for, something to die for“.
Conctance Markievicz – Künstlerin und Freigeist
Mit 25 Jahren schrieb sich Constance in die Slade School of Fine Art in London ein. Dort knüpfte sie Freundschaften mit Künstlern aus aller Welt, wie etwa Édouard Manet, Anna Nordgren und vielen mehr. Auch andere irische Kreative lernte sie in London kennen, wie etwa Oscar Wilde oder den irischen Poeten W. B. Yeats, der ab dann häufig gesehener Gast im Lissadell House war.
Nach London folgte Paris, wo sie Schülerin des berühmten Rodolphe Julian wurde. Viele ihrer Bilder aus dieser Zeit sind noch heute erhalten und sind im Lissadell House ausgestellt. In Paris war es auch, wo sie sich in ihren Kommilitonen Casimir Dunin de Markievicz verliebte. Dieser stammte aus der heutigen Ukraine und gehörte zum verarmten Landadel. Constance ist das gelinde gesagt „wurscht“. Die beiden heirateten in London und kehrten nach einer Hochzeitsreise in die Normandie nach Irland zurück. Dort wurd auch ihre Tochter, Maeve, geboren. Dublin wurd ihr neues Heim.
Die Dubliner Gesellschaft – da braut sich was zusammen
Constance und Casimir mischten die Dubliner Gesellschaft ziemlich auf. Sie brachten Denker, Maler und Poeten zusammen. Gemein war diesem Gemenge das Interesse an irischer; an keltischer Kultur. Dieses Interesse brachte Constance schließlich auf eine Demonstration von Sinn Féin. Damit aber passierte sie eine unsichtbare Grenze für immer: Sie sprach sich damit gegen die Gesellschaft aus, eben jene, die sie regelmäßig im Dubliner Castle traf. Der Begründer von Sinn Féin, Arthur Griffith, forderte nämlich eine von London eigenständige Monarchie mit einer eigenständigen Regierung. Aus einer Dame der Gesellschaft war eine politisch interessierte Person geworden.
Aus dem Interesse wurde rasch Aktionismus. Sie gründete das Fianna Camp, in dem Jugendliche – ähnlich der Pfadfinder – in der Natur kampieren, lernen, Erste Hilfe zu leisten, aber auch marschieren. Sie gab schließlich auch Schießübungen auf ihrem eigenen Grund. Das sehr zum Leidwesen ihres Mannes, der sich immer häufiger über längere Zeit im Ausland aufhielt.
Constance kam durch ihre politisch motivierten Aktivitäten in Kontakt mit Padraic Pearse (später einer der Anführer des Osteraufstands von 1916), James Larkin (Anführer der irischen Gewerkschaftsunion) und vielen anderen mehr. Sie bestärkten Constance in ihrer Gesinnung und ihrem politischen Engagement.
Der Dubliner Lockout 1913
Constance eröffnete gemeinsam mit vielen anderen fleißigen Händen eine Suppenküche im Souterrain der Liberty Hall für die Armen während des Lockouts 1913 in Dublin. Über 15.000 Menschen verloren fast über Nacht ihre Arbeit, da sie der irischen Gewerkschaftsunion angehörten. Nachdem deren Anführer, James Larkin, viele zum Streik aufgerufen hatten, sahen sich die Streikenden, aber auch solche, die es nicht auf die Straße zog, ihrer Kündigung ausgesetzt. Das war die Rache der Arbeitgeber. Diese armen Menschen, die ohnehin nicht viel hatten, konnten nun ihre Familien nicht mehr versorgen. Die Suppenküche sollte diese Menschen mit dem Nötigsten helfen. Die Stimmung heizte sich mehr und mehr auf.
Die Irish Citizen Army formierte sich. Eigentlich begründet mit dem Gedanken, die Streikenden zu schützen, aber daraus macht ihr Begründer, James Connolly, schnell mehr. Auch die Irish National Volunteers formierte sich in dieser Zeit. Constance Markievicz schloss sich der Irish Citizen Army an und war 1914 an einer Landung von Waffen in Howth beteiligt. Sie sollten der Bewaffnung beider Organisationen dienen.
Constance Markievicz und der Osteraufstand von 1916
Es ist nur eine von mehreren Unternehmungen, die Constance im Ansehen innerhalb der Irish Citizen Army steigen lässt. Es nimmt daher nicht Wunder, dass sie an den Vorbereitungen zum Osteraufstand 1916 stark beteiligt war. Am Tag des Aufstands schwört James Connolly die Irish Citizen Army und die Irish National Volunteeres auf einen gemeinsamen Aufstand ein. Constance ist als Leutnant eingesetzt und fährt zum St.Stephen’s Green Park, um dort medizinisches Material zu verstauen.
Unterwegs wird sie Zeuge, wie einer der Aufständischen einen Polizisten erschießt. Das ist der Beginn des Aufstands. In seinem Verlauf verblieb Constance mit den ihr unterstellten Soldaten im St. Stephen’s Green Park. Später mussten sie sich jedoch zurückziehen und sich den britischen Soldaten stellen. Sie wurden in das berüchtigte Kilmainham Gaol gebracht. Gemeinsam mit allen anderen Anführern des Osteraufstands von 1916 wird sie zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wird aufgrund ihres Geschlechts in eine lebenslängliche Freiheitsstrafe abgemildert. Dazu sagt sie: „Why don’t they let me die with my friends?“. Sie wird von Gefängnis zu Gefängnis gebracht und magert in dieser Zeit stark ab. Über Briefe hält sie Kontakt zu ihrem Mann und ihrer Familie.
Freiheit und politischer Neuanfang
Erst über eineinhalb Jahre später kommt Constance wieder frei. In Ihrer Heimat Irland wird sie gefeiert. Neben DeValera, ebenfalls aktiv im Osteraufstand, wird sie zu einer der wichtigsten politischen Figuren. Bei den Wahlen 1918 dürfen sich Frauen in Großbritannien und Irland erstmals zur Wahl stellen, als auch selbst wählen. Prompt wird Constance Markievicz ins Westminster Parlament gewählt. Sie weigert sich jedoch, den Eid auf die britische Krone zu schwören und nimmt ihren Sitz nicht an.
In Irland formiert sich das erste Dàil Éireann, das Unterhaut des irischen Parlaments. Es ruft Irlands Unabhängigkeit aus und sucht bei den freien Ländern der Welt nach seiner Anerkennung. DeValera als Präsident der Regierung ernennt Constance 1919 zur Arbeitsministerin. Damit ist sie die erste Frau, die in einer westlichen Demokratie Ministerin wurde.
Es war kein leichtes Amt, denn der Irische Unabhängigkeitskrieg tobte, immer wieder wurde sie interniert und sie musste um ihr Leben fürchten. Währenddessen wurden von anderen Tatsachen geschaffen. Der Anglo-Irische Vertrag, der 26 irischen Countys die Unabhängigkeit schenken sollte, während 6 unter britischer Vorherrschaft verblieben – trennte das Land und seine Menschen. Der Vertrag besiegelte ein gespaltenes Land. Constance empfand das als Verrat an den gestorbenen Freiheitskämpfern, die für ein geeintes Irland angetreten waren. Aus diesem Grund bereiste sie das Land, um weiter für die Einheit zu ringen.Das Ende eines bewegten Lebens
Als sie ein weiteres Mal verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wurde, tritt sie in Hungerstreik. Von diesem erholt sie sich auch nach ihrer Entlassung nicht völlig. Ihr Körper ist geschwächt, aber das hielt sie nicht davon ab, für die Alten und Bedürftigen währen des Kohlestreiks 1926 selbst Torf und Kohle herbeizuschaffen. Auch politisch war es noch lange nicht an der Zeit, aufzugeben. Gemeinsam mit DeValera gründete sie 1926 eine neue Partei: Fianna Fáil.
Im Juni 1927 wird Constance krank und ins St. Patrick Dun’s Hospital eingeliefert – nach zwei Operationen geht es ihr nicht merklich besser. Ihre Freunde versammeln sich um sie und befürchten das Schlimmste. Auch ihr Mann Casimir, aus Warschau angereist, war in ihren letzten Tagen bei ihr, ebenso ihre Tochter. Am 15. Juli starb sie. Ihrem Begräbnis wohnten 300.000 Menschen bei. Sie ist auf dem Glasnevin Friedhof in Dublin beigesetzt.
Constance Markievicz berühmteste Zitate
But while Ireland is not free I remain a rebel, unconverted and unconvertible. There is no word strong enough for it. I am pledged as a rebel, an unconvertible rebel, to the one thing – a free and independent Republic.
Dress suitably in short skirts and sitting boots, leave your jewels and gold wands in the bank, and buy a revolver.
Das Lissadell House besuchen:
- Hier findet Ihr Infos zu Öffnungszeiten und Ausstellungen.
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