Kelten Irland / Frühgeschichte Irland

Columban von Iona – Irlands verkannter Nationalheiliger

Columban von Iona
Written by Monika Dockter

Wenn von einem irischen Nationalheiligen die Rede ist, denkt vermutlich jeder zuerst an St. Patrick. Er war es schließlich, der das Christentum auf die Grüne Insel brachte, und zu seinem Gedenken begehen Millionen von Menschen bis heute alljährlich den St. Patricks Day. Verglichen mit Patrick also ist St. Columban im öffentlichen Bewusstsein ein eher unbeschriebenes Blatt – und dennoch hat auch er bleibende Spuren hinterlassen. Sie reichen sogar weit über seine irische Heimat hinaus. Im Folgenden begeben wir uns auf diese Spuren des verkannten irischen Nationalheiligen: Columban von Iona.

Das Leben von Columban von Iona

Die königliche Abstammung des Columban von Iona

Columban entstammt dem Familienverband der O’Neill, dem auch einige der irischen Hochkönige angehörten. Seine Mutter war mit dem Königshaus in Leinster verwandt und sein Onkel regierte auf Tara. Columbans Vater war ein Nachkomme des Hochkönigs, der mit seinen Raubzügen in Britannien indirekt dafür verantwortlich zeichnete, dass St. Patrick nach Irland gelangte.

Columbans Geburtsdatum ist nicht eindeutig festzulegen, vermutlich liegt es im Jahr 521. Sein Geburtsort befindet sich in der Nähe des Sees Gartan im County Donegal. Dort, in dem nach ihm benannten Tal Glencolumkille gibt es bis heute einen Kreuzweg mit Steintafeln voll keltischer Muster, der alljährlich mit einer Prozession begangen wird.

Der Geburtsname des Heiligen lautete eigentlich Crimthann (Fuchs) Cenel Conaill, erst mit seiner Taufe wurde er zu Columban beziehungsweise Columba. In späteren Jahren, nachdem er viele Kirchen gegründet hatte, erhielt er außerdem den Beinamen Columkille, Taube der Kirchen.

Glencolumkille

Glencolumbkille – Father McDyer’s Folk Village
cc-by-sa/2.0 – © Joseph Mischyshyn – geograph.org.uk/p/1340535

Der Heilige in seiner Jugend

Der junge Columban besuchte zunächst die Klosterschule St. Finnian von Moville am Lough Foyle. Später wechselte er ins Kloster St. Finnian von Clonard, wo offenbar bis zu 3.000 Klosterschüler unterrichtet wurden. Hier lernte er auch St. Ciaran kennen, den späteren Gründer des Klosters Clonmacnoise.

Schließlich wurde Columban selbst Mönch und ließ sich zum Priester ordinieren. Als solcher blieb er nicht an einem Standort, sondern zog durchs Land und gründete sowohl Klöster als auch etwa 50 kleinere Kirchen, erst in Irland und später in Schottland. Das bekannteste seiner irischen Klöster gründete er im Jahr 546 in Derry (Doire).

Columbans Zeit in Derry ist auch der Ausgangspunkt eines Konfliktes, der den Heiligen letztendlich ins Exil nach Schottland führte. Als „Bücherkrieg“ ging dieser Konflikt in die Geschichte Irlands ein.

Der „Bücherkrieg“

Columban war ein Liebhaber sämtlicher klösterlicher Schriften. Er selbst verfasste angeblich Hymnen sowohl in lateinischer als auch in alt-irischer Sprache. Ganz besonders angetan hatte es ihm aber ein bestimmter Psalter aus der Sammlung des Finnian von Moville. Und da er in diesem nicht nur lesen wollte – was gestattet war – sondern ihn auch selbst besitzen wollte, schrieb er ihn kurzerhand ab – was ihm vom Eigentümer ausdrücklich nicht gestattet war.

Die verbotene Kopie, das Buch Catagh (Krieger) existiert bis heute. Finnian jedoch, der Eigentümer des Psalters, verklagte Columban, und der Hochkönig von Tara verurteilte den Mönch. „Das Kalb gehört zur Kuh, also gehört die Kopie auch zum Buch“, lautete der königliche Schiedsspruch. Columban war so erzürnt darüber, dass er den Hochkönig verfluchte, und danach zu seiner Familie floh.

Die O’Neills unterstützten Columbans Anliegen, und es kam zum Kampf zwischen ihnen und den übrigen Anhängern des Hochkönigs. Im Jahr 561 standen sich die beiden Parteien bei Sligo auf dem Schlachtfeld gegenüber.

Columbans Kämpfer besiegten ihre Gegner, doch die Schlacht um das Buch hatte unzählige Todesopfer gefordert. Und zwar so viele Todesopfer, dass die Kirchensynode des geschlagenen Hochkönigs dafür Columbans Exkommunikation verlangte. Nur der Fürsprache eines Freundes verdankte der Priester und Mönch, dass seine Bestrafung letztlich in einen Gang ins Exil umgewandelt wurde.

Der Heilige auf Pilgerschaft

Iona Schottland

Bild von Kickbucket auf Pixabay

So begab sich Columban im Jahr 563 auf den Weg nach Schottland. Sein Vorsatz: Zur Sühne seiner Schuld wollte er so viele Seelen für den christlichen Glauben gewinnen, wie in der sinnlosen Schlacht um das Buch ihr Leben verloren hatten.

Zunächst reisten Columban und seine zwölf Gefährten die Westküste Schottlands entlang, immer in Richtung Norden und in Sichtweite der alten Heimat. Als sie Iona, eine kleine Insel nahe Mull erreichten, sah der Mönch das Ziel seiner (erzwungenen) Pilgerfahrt erreicht.

Der König von Nordirland und Schottland, unter dessen Herrschaft Iona stand, überließ seinem Bekannten Columban die Insel, und schon bald begann dieser mit dem Bau seines Klosters.

Eine besondere Rolle im Klosterleben auf Iona spielte das Abschreiben von Manuskripten. Nicht nur das – schon vorher entstandene – Catagh, sondern auch das Book of Durrow  mit einer Fassung der Evangelien, wurden von Columban selbst angefertigt. Außerdem entstand genau hier, im Scriptorium von Iona, später das weltbekannte Book of Kells.

Columban von Iona als Missionar

Vor allem anderen aber war Iona der Ausgangspunkt für Columbans Bemühungen, Britannien zum Christentum zu bekehren. Insbesondere widmete er sich dabei den Pikten, einem vermutlich keltischen Stamm, der zwischen Glasgow und Edinburgh lebte.

Doch seine Verbreitung des Evangeliums reichte bis nach Northumbria und weiter südwärts bis weit nach Britannien hinein. Dabei versuchte Columban nicht, wie viele andere Missionare seiner Zeit, die Menschen auf kämpferische, radikale Weise zu überzeugen, sondern vielmehr durch Predigten und sein eigenes Vorbild.

„Bei all diesem verhielt er sich liebevoll zu jedem, sein heiliges Gesicht strahlte immer nur Freundlichkeit aus, und erfüllt von der Freude des Heiligen Geistes war er in seinem innersten Herzen glücklich“, schrieb der spätere Abt von Iona und Verfasser der Vita S. Columbae.

St. Columbans Vermächtnis

Nachdem Columban noch einmal kurz nach Irland zurückgekehrt war und dort ein weiteres Kloster gegründet hatte, starb er am 9. Juni 597 auf Iona. Er wurde in seiner eigenen Abtei auf der Insel begraben.

Schon etwa 100 Jahre nach seinem Tod erschien seine Lebensgeschichte, die bereits erwähnte Vita Sancti Columbae. Dank dieser relativ kurzen Zeitspanne und mündlicher Überlieferungen enthält die Vita recht genaue, unverfälschte Beschreibungen seiner Person und seines Lebens.

Außerdem beinhaltet die Vita Columbans Prophezeiungen über die Zukunft und erzählt von den Wundern, die er vollbrachte. Auf diese Weise sollte sie ihre Leser, also Mönche aus den irischen und schottischen Klöstern, aber auch Laien, dazu anregen,  seinem vorbildlichen geistlichen Leben und missionarischen Eifer nachzueifern.

Der Mönch und Priester Columban, in jungen Jahren Auslöser eines „Bücherkrieges“, war zu Columkille geworden: der Taube der schottischen und irischen Kirche, deren Erbe weit über die Grenzen ihres Landes und ihrer Zeit hinaus reicht.

 

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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