Irische Bands

The Clancy Brothers – Irish Folk und Aran Pullover

Clancy Brothers
Written by Heike Fries

Die Clancy Brothers sind die Ahnen des Irish Folk Revivals, die in den 60er Jahren – zunächst in den USA – große Erfolge feierten. Ihr Markenzeichen: wollweiße Aran-Pullover. Ihr Erfolgsrezept: The Clancy Brothers nahmen die meist ein wenig melancholischen irischen Songs und versahen sie mit einem mitreißenden Rhythmus. Dazu sangen sie virtuos und mit charmantem irischem Akzent. Begleitet wurden die aufgepeppten Songs von Gitarre oder Banjo. Die Hauptrolle spielten aber die Stimmen der vier Musiker – jede Menge Witz und ein wenig irische Raubeinigkeit. Damals im New York der 60er traf das einen echten Nerv. Und zwar nicht bei den unzähligen Iren, die alle ebenfalls ihr Glück in den USA suchten, sondern bei vielen Intellektuellen und Künstlern aus Greenwich Village. Darunter waren auch Musiker wie Bob Dylan, der sie einmal als großartige Inspiration bezeichnete. So gesehen haben The Clancy Brothers zusammen mit ihrem Freund Tommy Makem den Weg für die große Folkwelle frei gemacht, die ab den 70ern nicht nur durch die USA sondern auch durch Europa – und natürlich auch durch Deutschland –  schwappte.

Die Geschichte von The Clancy Brothers

Die beiden irischen Brüder Tom und Paddy Clancy hatten ursprünglich ganz andere Dinge als Musik im Kopf, als sie 1951 vom irischen Carrick-on-Suir im County Tipperary in die USA auswanderten. Wie viele andere Träumer, wollten sie Schauspieler werden und das Publikum am Broadway begeistern. Das gelang ihnen zwar nicht, aber eine weltweite Folkwelle zu starten ist auch nicht schlecht, oder? Das sollte aber noch eine Weile dauern: Zunächst gründeten die beiden eine eigene Produktionsfirma, um ihre Schauspielerkarriere voranzutreiben.

In ihrem neuen Zuhause in Greenwich Village in New York lernten sie aber auch die amerikanische Liedersammlerin Linda Hamilton kennen. Sie wollte unbedingt originales Liedgut in Irland aufspüren. Die beiden schickten sie deshalb zu ihrer eigenen Familie in Tipperary, wo Linda Hamilton auf Liam, einen weiteren Bruder, traf. Er schloss sich ihr kurzerhand auf ihrer musikalischen Reise an. Sie landeten dabei unter anderem in Keady im County Amargh in Nordirland, wo sie auf einen jungen Mann namens Tommy Makem trafen. Liam und Tommy freundeten sich sofort an.

Aus diesem Treffen sollte schließlich eine Weltkarriere werden. Noch im selben Jahr wandere Tommy Makem ebenfalls in die USA aus – jedoch nicht nach New York, wo die Clancy Brüder lebten. Liam Clancy entschied sich schließlich ein Jahr später, zu seinen Brüdern nach New York zu gehen. Aber auch Tommy Makem und Liam Clancy dachten nicht an eine Musikerkarriere, sondern wollten ebenfalls Schauspieler werden. Musik lag dennoch schon in der Luft, denn Paddy Clancy und die zurückgekehrte Linda Hamilton gründeten 1956 Tradition Records, ein Plattenlabel auf dem sie das Album „Lark in the Morning“ veröffentlichen. Darauf befinden sich zahlreiche Songs, die Linda in Irland gesammelt hatte.

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Karrierestart mit irischen Rebellensongs

Aufgrund eines kleinen Arbeitsunfalls verschlug es Tommy Makem letztlich doch nach New York. Er war schließlich auch für die musikalische Initialzündung verantwortlich: Denn er überredete Paddy Clancy dazu, ein Album mit irischen Rebellensongs für Tradition Records aufzunehmen. The Rising of the Moon wurde das erste Album der Clancy Brothers – bestehend aus Paddy, Tom und Liam Clancy sowie Tommy Makem. Das Ganze war aber dennoch eher als Spaß gedacht und hatte zunächst keinerlei professionellen Hintergrund. Alle bis auf Paddy Clancy arbeiteten weiter an ihren Schauspielkarrieren. Paddy Clancy verschrieb sich hingegen ganz seinem Plattenlabel und veröffentlichte zwischen 1956 und 1958 insgesamt 25 verschiedene Alben.

Alle vier machten weiterhin zusammen Musik. 1959 gesellte sich deshalb zu den rebellischen Songs ein neues Album mit irischen Trinkliedern. Das sprach die Amerikaner offenbar mehr an und so erhielten die vier Musiker schließlich Einladungen für professionelle Auftritte in New York, Chicago und Boston. Da sie sich keinen Namen für ihre Band überlegt hatten, kündigte ein Clubbesitzer sie aus der Not heraus schließlich als The Clancy Brothers with Tommy Makem an. Das war zwar kompliziert aber treffend. Und bei diesem Bandnamen sollte es fortan bleiben.

Fun Fact zu ihrem Markenzeichen

Da die Auftritte erfolgreich waren und alle vier großen Spaß hatten, machten sie einen Deal: Sie wollten für sechs Monate probeweise eine professionelle Band sein und die Schauspielerei auf Eis legen. Kurz gesagt: Es klappte ganz gut und sie verfolgten ihre musikalischen Ambitionen ab da zielgerichteter. Im Jahr 1961 traten sie in der Ed Sullivan Show auf. Eine andere Band hatte ihren Auftritt in dieser landesweit unglaublich beliebten und erfolgreichen Show zum Glück verpasst. Denn die Clancy Brothers sprangen kurzerhand ein. Ihr 16-minütiger Live-Auftritt wurde zum riesigen Erfolg. Plötzlich waren sie in den ganzen USA bekannt und sogar eine Plattenfirma biss an: Columbia-Records nahm sie umgehend unter Vertrag. Schon im Jahr veröffentlichten sie ihr erstes Album mit dem Namen The Clancy Brothers.

Aber Moment mal! Was war denn mit den Aran-Pullovern? Hat sich das die Plattenfirma ausgedacht? Diese Pullis prägten das Image der Band nämlich ungemein – und sorgten ganz nebenbei für gute Geschäfte im heimischen Irland. Denn der Umsatz mit diesen traditionellen Pullovern stieg um angeblich um sagenhafte 700 %.

Das lag alles einzig und alleine an der besorgten Mutter der Clancy Brothers. Sie hatte im Fernsehen von den strengen Wintern in New York erfahren und kurzerhand ein Paket voller echter irischer Pullover in die USA geschickt. Die Band zog diese auch bei ihren Auftritt in der Ed-Sullivan-Show an, schließlich wärmten sie wunderbar und sahen toll aus. Die Plattenfirma war von diesem Look begeistert – und so wurden die Pullover zum Markenzeichen.

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The Clancy Brothers erobern die Welt

Die Irish Folk Welle schwappt nach Europa über

Für Columbia Records nahmen die Clancy Brothers regelmäßig alle zwei Jahre eine Platte auf. Das machte sie in den USA zu großen Stars. In Irland waren sie weiterhin unbekannt. Das änderte sich, als im Jahr 1962 der bekannte irische Radiomoderator Ciarán MacMathuna nach Amerika reiste. Dort fiel ihm eine Platte der Clancy Brothers in die Hände. Er war begeistert und brachte die Platten mit nach Irland. Dort spielte er sie im Radio und machte die ausgewanderten Iren schließlich auch in ihrem ursprünglichen Heimatland berühmt. Schon im selben Jahr machten sie ihre erste ausverkaufte Tour in Irland. Von der Grünen Insel schwappte die Musik hinüber auf den europäischen Kontinent – und auch nach Deutschland.

Ab da war die Begeisterung, vor allem der Deutschen, für die schmissigen irischen Songs nicht mehr aufzuhalten. Eine Liebe, die bis heute anhält und zahlreiche irische Bands mit einschließt – von den Dubliners bis hin zu den Pogues.

Im Musik-Olypm angekommen

Die Erfolgsgeschichte der Band ging danach noch viele Jahrzehnte weiter. Im Jahr 1968 verließ jedoch Tommy Makem die Band, um eine Solokarriere zu starten. Er wurde durch Bobby Clancy ersetzt, der die Versicherungsfirma der Familie im heimischen Irland verließ und zu den Clancy Brother dazukam. Ab da ging es turbulent aber stetig weiter: Tradition Records wurde verkauft, was Paddy Clancy auch noch Jahre danach bedauern sollte. Tommy Makem kam wieder zurück. Die Band spielte sogar einmal vor John F. Kennedy und war beim 50jährigen Jubiläum des Osteraufstandes in Irland mit dabei. Die Clancy Brothers traten noch bis zum Jahr 1998 in unterschiedlichen Besetzungen auf. Im Jahr 2001 erschien das letzte Album namens „Once in A Lifetime: An Evening of Fine Irish Music“. Das letzte Gründungsmitlied, Liam Clancy, starb im Jahr 2009 in Cork in Irland.

Die Clancy Brothers haben während ihrer viele Jahrzehnte umfassenden Geschichte eine beeindruckende Karriere hingelegt: Sie brachten den Irish Folk von den USA über Irland in die ganze Welt. Und ganz nebenbei haben sie noch die Woll- und Textilproduktion in Irland angekurbelt. Zurecht, wie ich finde. Denn die Live-Auftritte der Band im Video machen auch heute noch richtig Lust auf einen Besuch in einem irischen Pub. Am besten in Irland selbst, vielleicht sogar in Carrick-on-Suir, der Geburtsstadt der Clancy Brothers.

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Über den Autor

Heike Fries

Irland ist eine Herzensangelegenheit für mich und neben der irischen Musik hat es mir vor allem der irische Sagenzyklus angetan.

Ich habe Irland schon als Schülerin mehrmals besucht. Damals hatte ich das Glück, die ganze Insel über mehrere Wochen kennenzulernen. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen: Es ist bis heute mein Lieblingsland.

Ich bin Autorin und Künstlerin und irische Motive schmuggeln sich auch immer wieder in meine Zeichnungen. In meiner Freizeit spiele und singe ich in einer Band. Wir sind zwar keine richtige Folkband, haben aber den ein oder anderen irischen Song im Programm. Ich spiele außerdem ein wenig Bodhrán. Da ich nicht genug übe, bin ich nicht besonders gut – aber ich bin mit Begeisterung dabei.

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