Irische Bands

Clannad – mythische irische Klänge

Clannad
Written by Heike Fries

Clannad, das ist wunderschöne Folkmusik aus Irland. Mystisch, zart und dennoch kraftvoll entführt die Musik der Band in einzigartige Klangwelten. Songs in gälischer Sprache, die elfengleiche Stimme und eine federleichte Atmosphäre verzückten die Zuhörer schon in den 70ern. Im Laufe der Jahre schlichen sich immer elektronischere Klänge in die traditionellen und eigenen Stücke – und erweiterten das Klangspektrum der Band um überraschende Nuancen.

Die Familie aus Gweedore betritt die Bühne

Bei ihrer Gründung im Jahr 1970 war Clannad noch eine ganz klassische Folkband, die traditionelle Folksongs in gälischer Sprache sang. In Gälisch? Ja, denn der Heimatort Clannads heißt Gweedore und liegt in Donegal – dem nördlichsten Zipfel Irlands. Donegal war damals einer der wenigen Regionen, in denen Gälisch als Muttersprache gesprochen wurde. Der Bandname leitet sich deshalb auch vom gälischen Clann as Dobhair ab, was soviel wie Familie aus Gweedore bedeutet. Die Band bestand tatsächlich aus Familienmitgliedern: Die Geschwister Moya, Ciarán und Pól Brennan und deren Onkel, die Zwillinge Noel und Padraig Duggan spielten ihre ersten Auftritte in Leo‘s Pub – der zudem den Eltern der Brennan-Geschwister gehörte. Ihre Musik kam schon damals so gut an, dass Clannad 1973 an einem Musikwettbewerb auf dem Letterkenney Folk Festival teilnahm – und prompt gewann.

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Teil des Gewinns war ein Vertrag mit einer Plattenfirma, die jedoch nicht wirklich begeistert war. Die Verantwortlichen glaubten nicht, dass die gälischen Lieder der Band viele Zuhörer finden würden. Dennoch erschien 1973 das erste Album der irischen Band. Es hieß schlicht Clannad und enthielt traditionelle und eigene Stücke in gälischer und englischer Sprache – die von traditioneller Instrumentierung getragen wurden. Harfenklänge und Flöten umrahmen Moya Brennans Stimme und schaffen eine ganz eigene Klangqualität. Zunächst sah es so aus, dass die Plattenfirma recht behalten sollte, denn die Platte war kein allzu großer Erfolg. Doch als Clannad 1975 auf Deutschland-Tor ging, änderte sich das. Denn wie schon bei den Dubliners können deutsche Musikliebhaber irischer Musik einfach nicht widerstehen. Deshalb war es logisch, dass Clannads Folksongs das deutsche Publikum im Sturm eroberten.

Sprungbrett für Enya

Die Band machte also weiter. Und schon kurz darauf folgten die Platten Clannad 2 und Dulaman – die ebenfalls traditionelle Stücke enthielten, aber schon erste Experimente in die Arrangements mit einfließen ließen. Die Band bestand zunächst aus fünf Bandmitgliedern. Doch 1979 kam Moyas Schwester Eithne dazu. Sie sollte später als Enya riesengroße Erfolge feiern. Doch zunächst war sie Teil der Band und nahm mit den anderen zusammen die Platte Crann Ull auf, was Apfelbaum bedeutet. Sie ist dort im Song Gathering Mushrooms zu hören. 1979 ging Clannad auf eine große USA-Tour und kurz darauf veröffentlichten sie ein weiteres Album: Fuaim – was Klang auf Deutsch heißt. Enya ist darauf als vollständiges Mitglied der Band zu hören. Keyboards, Synthesizer und elektronische Klänge gesellen sich zu Harfe, Mandoline und Flöte. Nach der Veröffentlichung des Albums verlässt Enya die Band, um eigene Wege zu gehen.

Filmmusik von Clannad

Harry’s Game

Im Jahr 1982 gelang Clannad schließlich der Durchbruch: Ihr Song Theme from Harry‘s Game wurde zur Titelmelodie der britischen Fernsehserie Harry’s Game: Die Handlung des Spionagethrillers spielt in Belfast in den 70ern. Sie erzählt die Geschichte eines Armeeoffiziers, der den Verantwortlichen eines IRA-Anschlags stellen soll. Der sphärische Klang des Songs ergriff die Zuschauer so sehr, dass Theme from Harry‘s Game auf Platz fünf der Single-Charts kletterte. Bono von U2 war dem Song anscheinend umgehend verfallen: Auf der War-Tour seiner Band U2 lief es jeden Abend vom Band. Das dazugehörige Album Magical Ring mauserte sich anschließend zum größten Erfolg der Band. Bono ließ es sich schließlich auch nicht nehmen, einen Song mit Clannad aufzunehmen. In a Lifetime wurde ein weiterer großer Hit und erschien auf der Platte Macalla.

Robin Hood

Von da an gehörten Film, Fernsehen und Clannad irgendwie zusammen. Denn im Jahr 1984 nahm die Band den Soundtrack zur britischen Fernsehserie Robin of Sherwood auf – die im deutschen Fernsehen einfach Robin Hood hieß. Als Kind habe ich die Serie heiß geliebt: Die magische Stimmung, die Merry Men und die spannenden Abenteuer waren einfach toll. Das dachten sich auch viele andere Fans und die Musik hat ganz bestimmt einen riesigen Teil zum Erfolg der Serie beigetragen. Für damalige Verhältnisse war das nämlich alles frisch und neu – und ungewöhnlich. Clannads Sound passte einfach perfekt: Denn sowohl Musik als auch die Geschichten vereinten magische Stimmung und frische neue Ideen. Die dazugehörige Platte hieß Legend: Auf ihr sind viele sphärische, elektronische Stücke in englischer Sprache enthalten. Clannad gewann damit einen BAFTA-Award – den „Fernsehoscar“ Großbritanniens.

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Der letzte Mohikaner

Es folgten weitere Platten, die rockiger waren als die Vorgänger. 1993 nutzte Volkswagen das Theme von Harry‘s Game für eine Fernsehwerbung in de USA. Die Zuschauer waren verzückt – jedoch nicht vom beworbenen Auto, sondern von der Musik. Die Volkswagen-Telefonzentrale wurde mit Anrufen bombardiert: Die Leute wollten unbedingt wissen, was für ein toller Song da im Spot gespielt wurde. Ich weiß nicht, ob sich der Werbespot für Volkswagen gelohnt hat. Aber Clannad verhalf er zu einer Chart-Platzierung in den USA – und zu einem neuen Auftrag für eine Filmmusik. Im Jahr schrieben sie einen Song für den Film Der letzte Mohikaner. Dafür beschäftigten sie sich intensiv mit den fast ausgestorbenen Sprachen der im Film dargestellten Indianerstämme – und nahmen schließlich den Song I will Find You auf. Er enthält Textzeilen aus der Sprache der Mohikaner und Cherokee.

Im Jahr 1997 gewann Clannad einen Grammy. Das Album Landmarks wurde zum besten New-Age- Album gewählt. Danach wurde es schleichend immer stiller um die Band. Pádraig und Noel Duggan veröffentlichten zwischenzeitlich ein eigenes Album mit dem Namen Rubicon. Dafür nahmen sie den Song noch einmal auf, mit dem alles anfing: Liza. Damit hatte Clannad das Letterkenny Festival gewonnen. Das Stück in gälischer Sprache wurde schon bei der ersten Veröffentlichung zum großen Hit und dient seitdem in irischen Schulen als beliebte Unterrichtshilfe zum Lernen der gälischen Sprache.

Im Jahr 2012 tat sich die Band noch einmal zusammen und ging auf große Europa-Tournee. 2014 wurden sie schließlich mit dem Lifetime-Achievement-Award des BBC 2 Folk Awards geehrt.

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Das Ende der Band

Im Jahr 2016 endete die Ära Clannad mit dem Tod des Gründungsmitglieds Pádraig Duggen. Die Band hat in ihrer langen Geschichte einen großen Einfluss auf die Musikwelt. Ihr einzigartiger Mix aus Folk und Elektronik schuf neue Klangerlebnisse und erweiterte die irische Folkmusik um eine hauchzarte und schillernde Facette.

Die Musik ist unvergesslich und Moya Brennan arbeitet auch heute weiter an neuen Songs. Auf ihrer offiziellen Webseite gibt es auch einige Informationen über Clannad.
Wer Clannad nicht live erleben konnte, sollte unbedingt zu den Alben greifen. Besonders die stark vom Irish Folk inspirierten Platten Magical Ring, Fuaim, Dulaman und Clannad 2 sind unbedingt hörenswert. Und natürlich gehört auch Legend in jede Clannad-Sammlung: Aber ganz gleich, welche Platte sie sich anhören: Sie entführen alle in zauberhafte Welten und lassen mit elektronischen Sounds ganz alte Mythen wiederauferstehen.

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Über den Autor

Heike Fries

Irland ist eine Herzensangelegenheit für mich und neben der irischen Musik hat es mir vor allem der irische Sagenzyklus angetan.

Ich habe Irland schon als Schülerin mehrmals besucht. Damals hatte ich das Glück, die ganze Insel über mehrere Wochen kennenzulernen. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen: Es ist bis heute mein Lieblingsland.

Ich bin Autorin und Künstlerin und irische Motive schmuggeln sich auch immer wieder in meine Zeichnungen. In meiner Freizeit spiele und singe ich in einer Band. Wir sind zwar keine richtige Folkband, haben aber den ein oder anderen irischen Song im Programm. Ich spiele außerdem ein wenig Bodhrán. Da ich nicht genug übe, bin ich nicht besonders gut – aber ich bin mit Begeisterung dabei.

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