Wandern in Irland

Unterwegs auf dem Miner’s Way Wicklow

Miner's Way Glendasan
Written by Neil Saad

In den Wicklow Mountains, dem wunderschönen Gebirge in Irlands historischem Osten, liegt Wanderern eine ganze Welt zu Füßen. Ein Meer verträumter Bergkuppen erstreckt sich soweit das Auge reicht. Viele Trampelpfade und wenige Wanderwege verbinden diese wie ein loses Netz. Der Wicklow Way und der St. Kevin’s Way sind die bekanntesten Fernwanderwege des Gebirgszugs. Dazu gesellt sich seit 2019 der Miner’s Way Wicklow. Dabei verbindet dieser drei traumhafte Täler miteinander: Glendasan, Glendalough und Glenmalure. Binnen einer Tageswanderung nimmt der Miner’s Way Wicklow Wanderer mit auf eine erstaunliche Entdeckungsreise. Die Entdeckung der Jahrhunderte alten Bergbaugeschichte der Grafschaft Wicklow.

Der Miner’s Way – auf den Spuren des Bergbaus durch Wicklow

Wer die einmalige Landschaft der Wicklow Mountains durchquert, erlebt eine wilde Naturlandschaft. Einzig die schmalen Bergstraßen erinnern an Zivilisation. Unvorstellbar, dass in dieser leeren Weite einst der Bergbau florierte. Im späten 18. Jahrhundert suchten Unternehmer in den Berghängen von Glenmalure nach Gold. Stattdessen fanden sie Blei in lohnenswerten Mengen. Der Bergbau begann.

Während durch den Bergbau in Glenmalure eine eigene Infrastruktur entstand, weitete sich die Suche nach Metallen aus. Schließlich fanden die Suchenden in den Bergen zwischen der Tälern Glendalough und Glendsan weiteres Blei. Mit Unterbrechungen baute man hier während des gesamten 18. Jahrhunderts hier Metall ab. Schließlich rentierte sich der Bleiabbau nicht mehr. Nur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert lebte der Bleiabbau wieder für kurze Zeit auf. Der Grund: die hohe Nachfrage nach Blei für Waffenmunition in den beiden Weltkriegen.

Der Miner’s Way Wicklow wandelt auf den Spuren des Bergbaus in Wicklow und verbindet die drei traumhaften Täler, Glendasan, Glendalough und Glenmalure, miteinander. Er führt den Wanderer entlang alter Minenzugänge, zerfallener Minengebäude und alter Gerätschaften. Auf Info-Tafeln entlang der Strecke erfahren Wanderer Wissenswertes über die sehenswerten Orte auf dem Miner’s Way Wicklow. Die 19 Kilometer lange Wanderung beginnt in Glendasan nahe des Wicklow Gap.

Miner's Way Glendsan Wicklow

Glendasan in der Grafschaft Wicklow (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

1. Etappe: Von Glendasan nach Glendalough

In Glendasan begann der Abbau im Jahr 1807 und dauerte bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Heute führt eine einsame Straße von Laragh durch das von hohen Bergen gesäumte Tal. Nahe dem höchsten Punkt, dem Wicklow Gap, stehen alte Häuserruinen verlassen in der wilden Landschaft. An den oberen Berghängen sind weitere Ruinen sichtbar. Zudem zeigen bleich verwaschene Flecken an den Hängen, wo sich einst Mineneingänge befanden. Die Flecken, die an weißen Sand erinnern, sind ein Markenzeichen des einstigen Bergbaus. Sie entstanden bei der chemischen Trennung des Bleis aus dem abgebauten Gestein.

Die Häuserruinen, einst Arbeitshäuser, sind der Startpunkt des Miner’s Way. Von dort führt ein breiter Pfad entlang eines rauschenden Flusses hinab ins Tal. Schließlich schwenkt der Pfad ab und bringt Wanderer über eine steile, bewaldete Kuppe nach Glendalough. Die erste Etappe ist geschafft. Wanderer erwartet der Upper Lake, Herzstück im Tal der zwei Seen.

2. Etappe: Von Glendalough nach Glenmalure

Während Bergleute im benachbarten Glendasan bereits schürften, begann in Glendalough die Suche nach edlen Metallen erst in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts. Jedoch endete der Abbau bereits Ende des 19. Jahrhunderts wieder. Ein kurzes Revival erlebten die Minen von Glendalough während der Weltkriege. Vom Upper Lake führt ein gut ausgebauter Weg entlang des Seeufers durch einen lichten Kiefernwald. Zwischen den tief hängenden Zweigen der schattenspendenden Nadelbäume glitzert die Oberfläche des Upper Lake. Auf der anderen Seeseite taucht St. Kevin’s Bed, eine Höhle die mit dem Heiligen St. Kevin in Verbindung gebracht wird, auf. Angeblich lebte der Heilige dort lange Zeit in stiller, frommer Einsamkeit.

Am Ende des Sees führt der Weg an das Ende des Tals. Dort liegt das Miner’s Village. Eine kleine Sammlung alter Ruinen sowie rostende Anlagen sind die stummen Zeitzeugen der Bergbautradition von Glendalough. Oberhalb der Gebäude sind die sandigen Flecken sichtbar, die Wanderer bereits aus Glendasan kennen. Ewige Zeugen der vergangenen Mühen fleißiger Bergleute.

Hinter der Gebäudesiedlung steigt ein steiniger, zick-zack förmiger Pfad den Berghang hinauf. Kurve um Kurve zieht sich der Pfad hinauf, ehe er über eine hölzerne Brücke über den Glenealo River schwenkt. Von hier bietet sich ein beeindruckender Ausblick über das gesamte Tal von Glendalough. Auf der anderen Seite des Flusses steigt der Pfad die begrenzenden Berge hinauf. Zusammen mit den Zig-Zags ist dies der anspruchsvollste Teil der Wanderung. Dabei öffnet sich der Blick auf das Miner’s Village auf der anderen Talseite. Deutlich sind die sandigen Flecken vor den alten Mineneingängen an den Berghängen erkennbar.

Schließlich biegt die Wanderroute rechts ab. Der Pfad führt über eine Bergkuppe und erreicht den höchsten Punkt der Wanderung. Wanderer befinden sich nun auf dem Grat zwischen Glendalough und Glenmalure, dem letzten der drei Täler.

Miner's Way Glendalough Wicklow

Die Zig-Zags (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

Ziel der Wanderung – Glenmalure

Im Tal Glenmalure reicht die Geschichte des Bergbaus am weitesten zurück. Seit Ende des 18. Jahrhunderts gruben kräftige Männer in kleinen, dunklen Schächten nach wertvollen Metallen. Auch in Glenmalure hat sich diese Vergangenheit in die Landschaft gebrannt. Die verteilten, hellen Flecken entlang der Berghänge sind deutlich sichtbar. Ebenso ist das Tal gesprenkelt mit den Überresten von Siedlungen, Arbeitshäusern und Lagern. Die Dimensionen des Bergbaus in Glenmalure waren derart, dass sogar eine Schule gebaut wurde. Dort gingen die Kinder der Bergleute in den Unterricht.

Der Miner’s Way führt zunächst den Berg hinab in ein bewaldetes Stück. Ein guter Waldweg bringt Wanderer schnell auf die tieferen Regionen der Berge. Schließlich wechselt der Pfad von steinigem Waldweg zu einem Trampelpfad durch die hohe Vegetation. Dies ist ein alter Eselpfad, der Donkey Trail. Auf diesem brachten Lastentiere Materialien und Werkzeuge von den Minen hinab ins Tal. Der Eselpfad endet an einem versteckten Wasserfall. Dort trifft er auf die gewundene Straße, die einzige Straße, die durch das Tal führt. Hierbei bringt diese Straße Wanderer auf den letzten Streckenabschnitt der Wanderung.

Am Ende überquert der Miner’s Way den Avonbeg River, den gemütlichen Fluss, der durch Glenmalure fließt. Auf den letzten Kilometern verläuft die Strecke ein letztes Mal bergan. Über einen gut angelegten Pfad kommen Wanderer an die beeindruckende Ruine eines alten Arbeitshauses. Wer aufmerksam ist, entdeckt ein paar Schritte weiter den alten Eingang zu einer der alten Minen. Der Zugang der heute geflutete Mine blickt dunkel aus dem überwachsenen Fels. Letztendlich führt der Weg zurück zur Straße wo der Miner’s Way endet. Eine spannende Reise durch einen selten beachteten Teil der Geschichte von Wicklow ist vorbei.

Miner's Way Glenmalure

Das traumhafte Tal Glenmalure ist das Ziel der Wanderung. (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

Wandern auf dem Miner’s Way

Der Miner’s Way ist mit 19 Kilometern eine gut schaffbare Tageswanderung. Die Strecke folgt teilweise gut ausgebauten Wegen, teils steinigen Bergpfaden. Festes Schuhwerk, ausreichend viel Wasser und Verpflegung sowie eine hinlängliche Kondition ist für eine stressfreie Wanderung von Nöten. Zudem führt der Wanderpfad durch abgeschiedene Regionen der Wicklow Mountains. Deshalb ist eine dem wechselhaften, irischen Wetter angepasste Kleiderwahl empfehlenswert. Dazu gehört sowohl ausreichender Sonnenschutz als auch Regenkleidung und Kleider zum Wechseln.

Die gesamte Strecke folgt einer durchgehenden Beschilderung. Die Wegweiser entlang der Route tragen einen schwarzen Richtungspfeil. Diesen ziert das Symbol einer gelben Spitzhacke, einem typischen Werkzeug der Bergarbeiter.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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