Irische Schriftsteller

James Joyce – Autor von Ulysses

James Joyce
Written by Monika Dockter

James Joyce – es gibt wohl kaum einen Dublin-Besucher, der den Namen dieses Schriftstellers nicht wenigstens einmal gehört oder gelesen hätte. Neben der James Joyce Statue, dem James Joyce Centre und dem James Joyce Tower & Museum gibt es in Dublin und Umgebung zahlreiche Orte, die mit diesem Namen verbunden werden. Einmal im Jahr, am Bloomsday wird er von der ganzen Stadt gefeiert. Genauer: Sein als nahezu unlesbar gefeiertes Meisterwerks Ulysses. Wer aber war dieser Mann und wie wurde er zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der Moderne? Weshalb ist er in Dublin noch 77 Jahre nach seinem Tod derart präsent?

James Joyce Biographie

James Augustine Aloysius Joyce wurde am 2.Februar 1882 in Rathgar, einem Vorort Dublins, geboren. Er war das Älteste von zehn überlebenden Kindern. Finanzielle Not war der ständige Begleiter dieser Familie, denn sowohl der Vater John Joyce als auch später James gaben ihr Geld gerne mit beiden Händen aus. Sofern sie denn gerade dergleichen besaßen… Trotz allem sagte James später über seinen Vater: „Kein Mensch hat so tiefe Liebe verdient, wie mein Vater sie mir geschenkt hat.“

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Der Vater sorgte dafür, dass sein Ältester eine von Jesuiten geführte Schule besuchen konnte, was eigentlich der irischen Elite vorbehalten war. James dankte es seinem Vater mit glänzenden Leistungen, er erhielt Auszeichnungen und Stipendien. Allerdings geriet er in schon bald in Konflikt mit den Jesuiten, indem er sich vom katholischen Glauben abwendete. Außerhalb der Schule liebte er gute Geschichten, das Singen und das Trinken – auch darin ganz der Vater.

Am University College von Dublin studierte Joyce moderne Sprachen, unter anderem Englisch, Französisch und Italienisch. Nach seinem Studienabschluss 1902 ging er nach Paris, um Medizin zu studieren. Stattdessen wandte er sich aber dem Schreiben zu und führte ein ausschweifendes Leben. Ein Jahr später, zurück in Dublin, versuchte er sich in verschiedenen Berufen. Nebenbei schrieb er an seinem ersten Roman, der später unter dem Titel A Portrait of the Artist as a Young Man veröffentlicht wurde. Vor allem aber begann er am 16. Juni 1904 eine Beziehung mit der jungen Nora Barnacle, mit der er bis zu seinem Tod zusammen blieb. Dieser Tag war so bedeutsam für ihn, dass er ihn später in seinem Roman Ulysses als den Bloomsday verewigte. Gemeinsam übersiedelten die beiden noch im selben Jahr auf den Kontinent. An verschiedenen Orten (Triest, Rom, später Paris und Zürich) führte das Paar ein recht ärmliches Leben und bekam zwei Kinder.

James Joyce‘ Werke

Im Jahr 1914 wurde James Joyce zum ersten Mal veröffentlicht, und zwar mit seiner Kurzgeschichtensammlung Dubliners. Doch obwohl Dubliners kaum Geld einbrachte – von Ruhm ganz zu schweigen – ließ Joyce sich nicht entmutigen: 1916 veröffentlichte er seinen bereits erwähnten ersten (autobiographischen) Roman, der nicht minder schlechte Kritiken erntete. 1918 folgte sein bekanntestes Werk, Ulysses. Dieses erschien zunächst nur episodenweise in einer amerikanischen Zeitschrift, da es von allen britischen Verlagen wegen obszöner Inhalte abgelehnt wurde. Erst am 2.Februar 1922, dem Morgen seines vierzigsten Geburtstages, hielt Joyce die ersten Exemplare des Ulysses in Buchform in der Hand. Veröffentlicht hatte den Roman schlussendlich die Besitzerin einer englischen Buchhandlung in Paris.

Ulysses machte Joyce zur Berühmtheit: der „verbotene“ Schriftsteller wird zur Leitfigur der Avantgarde. 1941, also knapp zwanzig Jahre und einen einzigen Roman (Finnegans Wake) später, stirbt Joyce in Zürich, wo er auch begraben liegt.

James Joyce Ulysses

Als moderne Parallele zu Homers Odysse schildert der Roman die Ereignisse eines einzigen Tages, des 16. Juni 1904, im Leben von drei unterschiedlichen Einwohnern Dublins. Einer davon ist Stephen Dedalus, die Hauptfigur aus Joyces erstem Roman. Der zweite und wichtigste ist Leopold Bloom und die dritte dessen Frau Molly.

Eine „Handlung“ im üblichen Sinne sucht man dabei vergeblich. Der Schwerpunkt des Romans liegt auf den Gedanken der Figuren mit all ihren Vorstellungen und Erinnerungen. Der Leser sitzt quasi im Kopf seiner Helden. Von hier aus begleitet er diese Personen jede einzelne Minute des Tages. Vom Toilettenbesuch bis zum Einkauf beim Metzger, zum Trinken und Debattieren in den Pub – der Leser ist stets mit von der Partie. Dabei können die Gedanken unterschiedlicher Personen ineinander übergehen; außerdem gebraucht Joyce so viele Sprachebenen und Wortspiele, dass sich bereits Generationen von Lesern die Haare darüber gerauft haben. Ulysses zählt zu den bekanntesten ungelesenen Büchern aller Zeiten!

Der Leser jedoch, der sich davon nicht abschrecken lässt, wandert mit Leopold Bloom durch das äußerst realistisch dargestellte Dublin jenes 16. Juni 1904. Joyce selbst drückte das so aus: „Ich möchte ein Abbild von Dublin erschaffen, so vollständig, dass, wenn die Stadt eines Tages plötzlich vom Erdboden verschwände, sie aus meinem Buch heraus vollständig wieder aufgebaut werden könnte.“

Das James Joyce Centre

Im Juni 1996 und damit 55 Jahre nach Joyce‘ Tod würdigte Dublin sein Andenken mit der Eröffnung des Centres in der North Great George’s Street (nicht zu verwechseln mit dem Dublin Writers Museum). Eine Ausstellung mit Fotos, Schautafeln, Videos informiert über Joyce‘ Leben. Die Nachbildung einer Mietwohnung aus der damaligen Zeit zeigt auf, unter welchen Bedingungen seine Werke meist entstanden.

Ergänzt wird das Angebot durch einen Buchladen, vor allem aber durch zahlreiche Aktivitäten in den Vortragsräumen. Lesungen, Vorträge, Sonderausstellungen und Workshops bieten jedem Joyce-Fan reichlich Gelegenheit zu genießen. Das absolute Highlight dieser Aktivitäten ist der Bloomsday.

Der Bloomsday

Bloomsday

No machine-readable author provided. Flapdragon assumed (based on copyright claims), BloomsdayDavyByrnes, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Seit dem 16. Juni 1954 begeht Irland – und mit ihm Joyce-Fans aus aller Welt – den Bloomsday in aller Feierlichkeit. Gekleidet im Stil der Zeiten Blooms und Joyce‘ strömen die Menschen zu den verschiedensten Veranstaltungen in Dublin und Umgebung. Ihr „Markenzeichen“ ist vor allem der typische Joyce-Strohhut. Auch dieses Jahr ist das Programm des Bloomsday Festival bunt und äußerst vielfältig.

Der Gaumenfreund findet sich vielleicht auf einer dreistündigen kulinarischen Tour durch Dublin wieder, selbstverständlich in den Fußstapfen von Leopold Bloom, indem er am Joycean Pub Crawl und Joyce of Food teilnimmt; seine kreative Frau dagegen beteiligt sich am Bloomsday Fashion Workshop. Ein anderer begeistert sich eher für eine der Theater- und Musicalaufführungen des Ulysses oder literarische Veranstaltungen wie diejenige namens Joyce & The Irish Literary Revival …

Vermutlich findet der eingefleischte Joyce-Fan findet während des Festivals nicht eine freie Minute, um zu schlafen. Damit handelt er ganz im Sinne des Literaten: „Liebe, lüge und sei hübsch! Denn morgen müssen wir sterben.“ Wenngleich ich persönlich das folgende Joyce-Zitat für deutlich weiser halte: „Das Ziel des Künstlers ist die Erschaffung des Schönen. Was das Schöne ist, ist eine andere Frage.“

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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