Irische Schriftsteller

Frank McCourt – Der Mann hinter „Die Asche meiner Mutter“

Frank_McCourt
Written by Monika Dockter

Die Asche meiner Mutter lautet der deutsche Titel eines amerikanischen Romans, der im Jahr 1996 erschien. Mit über 6 Millionen verkauften Exemplaren wurde das Buch zum internationalen Bestseller und gewann 1997 den Pulitzer-Preis. Damit machte der Roman seinen Autor quasi über Nacht zum reichen Mann. Sechsundsechzig Jahre alt war Frank McCourt zu diesem Zeitpunkt, und sein Name vollkommen unbekannt. Wie kam der amerikanische Lehrer irischer Abstammung dazu, diesen Roman zu schreiben, der unter dem Originaltitel Angela’s Ashes im Jahr 1999 verfilmt wurde?

Frank McCourts Leben

Von Limerick wieder in die USA

Die Asche meiner Mutter ist ein autobiografisches Werk. Frank McCourt verarbeitet darin seine ärmliche Kindheit und Jugend im irischen Limerick. Geboren wurde der Schriftsteller im Jahr 1930 als Sohn irischer Einwanderer aber in Brooklyn, New York. Doch Arbeit war zur Zeit der Großen Depression schwer zu finden, sodass seine Eltern beschlossen, in ihre Heimat zurückzukehren. Der kleine Frank war fünf Jahre alt, als die Familie sich in Limerick niederließ.

Limericks Sehenswürdigkeiten

King John´s Castle, Limerick, Co. Limerick (Irland), ©Tourism Ireland

Allerdings sah es hier nicht besser aus als in New York: Franks Vater Malachy blieb arbeitslos und verfiel zunehmend dem Trunk. Als Frank zehn Jahre alt war, ging sein Vater nach England, um in einer Fabrik zu arbeiten. Doch nur ein einziges Mal erhielt die Familie einen Anteil von seinem Lohn, ehe der Vater vollkommen aus ihrem Leben verschwand. Folglich hing die Versorgung der Familie allein an Mutter Angela. Frank, das Älteste der überlebenden vier von sieben Kindern, unterstützte sie dabei. Die Familie lebte in einer Kellerwohnung ohne eigenes Badezimmer und mit einer beständig wachsenden Ungezieferpopulation. Ihre Mahlzeiten bestanden hauptsächlich aus Tee und Brot.

Mangel und Entbehrung waren ihre ständigen Begleiter, sodass Frank manchmal davon träumte, in einem Gefängnis zu leben, wo er täglich und regelmäßig drei Mahlzeiten erhalten würde. Mit dreizehn Jahren brach Frank die Schule ab und begann zu arbeiten, bis er genug Geld gespart hatte, um sich seinen größten Wunsch zu erfüllen: die Rückkehr nach Amerika.

Zweite Rückkehr nach Amerika

Ab dem Jahr 1949 lebte Frank McCourt also wieder in New York. Er arbeitete in einem Hotel und ging anschließend zur Armee, wo er als Kompanieschreiber endlich ordentlich lesen und schreiben lernte. Auch nach Deutschland führte ihn seine militärische Laufbahn: Frank McCourt war drei Jahre lang im bayrischen Lenggries stationiert.

Nach seiner Entlassung aus der Armee finanzierte Frank sich mit Hilfsarbeiterjobs sein Studium und unterrichtete schließlich als Englischlehrer und Lehrer für kreatives Schreiben. Frank McCourt, der wahrscheinlich einzige High-School-Lehrer, der selbst niemals eine High -School besucht hatte. Ähnlich schwierig wie seine eigene Kindheit gestaltete sich auch Franks Familienleben: Er war dreimal verheiratet, seine einzige Tochter –Margaret – stammt aus erster Ehe.

Erst im Ruhestand begann Frank McCourt die Arbeit an seinem großen Werk Angela’s Ashes – Die Asche meiner Mutter. Damit wurde er, wie bereits erwähnt, über Nacht zum vielgerühmten Schriftsteller, späteren Pulitzerpreisträger und zum reichen Mann. Plötzlich lebte der Mann, der in den Slums von Limerick von Tee und Brot groß geworden war, an der Upper Westside in New York. Und nichts anderes als ausgerechnet die Schilderung seiner Armut hatte ihn dorthin gebracht!

Frank McCourts Werke

Auf Die Asche meiner Mutter folgte im Jahr 1999 Ein rundherum tolles Land.  Tis. A Memoir, im Originaltitel. Dabei handelt es sich um eine Fortsetzung des ersten Romans: Die Handlung von Tis setzt mit Franks Ankunft in Amerika ein und reicht bis 1985. Sie beschreibt Franks Kampf ums Überleben, als er vollkommen mittellos und ohne jedwede Ausbildung nach Amerika zurückkehrt. Am Ende von Tis erfährt der Leser endlich auch, was es mit dem Titel des ersten Buches auf sich hat: Als Angela McCourt 1981 in New York stirbt, lassen die Brüder Frank und Malachy den Leichnam ihrer Mutter verbrennen. Später fliegen die beiden mit der Asche ihrer Mutter zurück nach Limerick und verstreuen sie dort auf einem Friedhof.

Im Jahr 2005 erschien mit Tag und Nacht und auch im Sommer. Erinnerungen Franks dritter Roman, wieder eine Fortsetzung des vorhergehenden. Er thematisiert autobiografisch Franks Dasein als Lehrer.

Mit dem Kinderbuch Wo ist das Christkind geblieben? Eine Weihnachtsgeschichte beendete Frank McCourt 2007 sein Lebenswerk. Wo ist das Christkind geblieben beruht auf einer Anekdote aus der Kindheit Angela McCourts.

Im Alter von 78 Jahren, am 19.Juli 2009 verstarb Frank McCourt in einem New Yorker Hospiz. Laut Angaben seines Verlegers erlag der Pulitzer-Preisträger einem Krebsleiden.

Die Asche meiner Mutter

Der preisgekrönte Roman

„Ich war niemals daran interessiert, mich selbst darzustellen oder hervorzuheben – ich wollte einfach nur meine Geschichte erzählen, die Wahrheit, so wie ich sie erfahren habe“, sagt Frank McCourt über sein Erstlingswerk.

Und genau das tut der Amerikaner irischer Abstammung in Die Asche meiner Mutter. Mitunter ganz naiv aus der Sicht eines Kindes, dann wieder aus mehr Distanz und mit viel Humor erzählt er seine Geschichte. Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.“

So enthält das Buch die Geschichte einer Jugend voller Leid und Entbehrungen, die dennoch nicht frustriert, sondern im Gegenteil oft sogar eine tragikomische Stimmung erzeugt.

Jedenfalls fand sie nicht nur in der Verlagswelt, sondern auch bei den Lesern  großen Zuspruch und erreichte ein Millionenpublikum in dreißig Ländern. Frank McCourts Erinnerungen an seine Jugend in den dreißiger und vierziger Jahren gehören zum Schrecklichsten und zugleich Schönsten, was je über Irland und die irische Seele geschrieben wurde, erklärte beispielsweise die New York Times.

Die Romanverfilmung

Nur drei Jahre nach der Veröffentlichung des Romans wurde er außerdem verfilmt und kam 1999 als Angela’s Ashes in die Kinos. Emily Watson spielt darin die Rolle der Mutter Angela, Robert Carlyle den Vater und jeweils drei verschiedene Darsteller Frank und seine Brüder in ihren jeweiligen Entwicklungsstadien.

Die Slums von Limerick allerdings mussten nachgebaut werden, da entsprechende Stadtviertel im heutigen Irland längst nicht mehr zu finden sind. Andere Gebäude aus Franks Kindheit dagegen, etwa die Leamy’s National School oder die St.Josephs Church, sind bis heute vorhanden.

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Auf den Spuren von „Die Asche meiner Mutter“ durch Limerick

Zu Ehren Frank McCourts bietet die Stadt Limerick heute geführte Touren zu diesen noch vorhandenen Gebäuden an.

  • Bei Angela’s Ashes Walking Tours führt ein ortskundiger, irisch-erzählfreudiger Führer den Leser nicht nur zu genannter Schule und Kirche, sondern zu mehreren im Roman erwähnten Örtlichkeiten. Genau das Richtige also für denjenigen, den die Berichte aus Frank McCourts Kindheit persönlich in den Bann gezogen haben.
  • Was könnte es auch Authentischeres geben, als direkt in der St. Josephs Church Frank McCourts Worte zu lesen? Der Regen trieb uns in die Kirche – unsere Zuflucht, unsere Kraft, unser einziges trockenes Haus. Zu Messe, Segen und Novene drängten wir uns in dicken, feuchten Klumpen zusammen, durchdösten das Geleier des Priesters, und wieder stieg Dampf auf von unseren Gewändern, um sich mit der Süße von Weihrauch, Blumen und Kerzen zu mischen…
  • Die Leamy’s National School beherbergt seit 2011 außerdem ein Frank McCourt Museum, das von seinem jüngeren Bruder Malachy eingeweiht wurde. Hier findet Ihr ein Klassenzimmer aus den 1930er Jahren sowie Wandgemälde, die beispielsweise das Heim der McCourts darstellen, wie Frank es beschreibt. Auch alte Schulbücher und Fotos ehemaliger Schüler sind unter den Ausstellungsgegenständen. Nicht zu vergessen ein Teil von Franks eigener Asche, die seine Familie dem Museum spendete.

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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