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Mount Usher Gardens: Das Pflanzenparadies von Wicklow

Mount Usher Garden Wicklow
Written by Neil Saad

Gärten sind grüne Oasen, von Menschen für Menschen geschaffen. Deshalb spiegelt ein jeder Garten das Schaffen und die Kreativität von Menschen wider. Dieser spannende Mix menschlichen Wirkens mit den Möglichkeiten der Natur fasziniert uns seit Jahrhunderten. Während manche Gärten auf Gestaltung setzen, beeindrucken andere durch ihre Bepflanzung. Mount Usher Gardens in Ashford im County Wicklow ist ein solcher Garten. Dort sind es seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spektakuläre Bäume und exotische Gehölze, die eine Faszination auf die Besucher ausüben. Darum sind die Mount Usher Gardens ein Muss für an Gärten interessierte Irland-Reisende.

Ein Robinson’scher Garten im Osten von Irland

Das County Wicklow wird nicht ohne Grund als Garten von Irland bezeichnet. Neben gestalterisch beeindruckenden Gärten wie Powerscourt Gardens oder farbenfrohen Gärten wie dem June Blake Garten reihen sich die Mount Usher Gardens ein. Begründet wurde Mount Usher am Standort einer alten Mühle am Vartry River. Die Familie Walpole übernahm 1868 die Ländereien und wohnte am Fluss im alten Mühlenhaus. Von diesem Stück Land ausgehend, begannen die Walpoles einen Garten anzulegen.

Zu jener Zeit begannen die Gestaltungsideen des Gartenarchitekten William Robinson Einfluss zu nehmen. Entgegen der verbreiteten Gestaltungsmuster mit strengen Formen und säuberlich gepflegten Beeten, trat Robinson mit naturbelassenen Ideen an. Seine Vision des Naturgartens schrieb er 1870 in seinem illustrierten Werk „The Wild Garden“ nieder. Dabei sieht William Robinson in einem Garten ein ursprüngliches Stück Natur, welches der Gärtner nach cleverer Gestaltung sich selbst überlässt. Es entsteht kein Kunstwerk, sondern ein natürlicher, abwechslungsreicher und pflegeleichter Garten. Hervorzuheben ist, dass der wilde Garten kein Wildgarten, das heißt, keine verwilderte Fläche darstellt. Vielmehr folgt der wilde Garten einem klaren, naturnahen Plan, welchen der Gärtner vorgibt.

Die Walpoles waren für die Ideen von William Robinson offen und legten die Mount Usher Gardens im Stil eines Robinson’schen Gartens an. Damit waren sie unter den ersten Gärtner, die Robinsons Ideen folgten. Sie machten Mount Usher Gardens zu einem der besten Beispiele für einen Robinson’schen Garten weltweit.

Mount Usher Gardens Mühle

Einzig verbliebener Rest der alten Mühle von Mount Usher. (Foto: Neil Saad)

Die Pflanzensammlung von Mount Usher Gardens

Als große Pflanzenliebhaber begannen die Walpoles, besondere Gehölze zu sammeln und in ihren Garten zu pflanzen. Diese umfangreiche Sammlung ist bis heute das Herz des Gartens. Sie macht die Mount Usher Gardens zu einer der bedeutendsten botanischen Sammlungen in Irland. Heute beherbergen die Mount Usher Gardens in Wicklow circa 5.000 verschiedenen Pflanzenarten. Darunter befinden sich neben heimischen Gehölzen eine große Anzahl exotischer Pflanzen. Bäume und Sträucher aus Asien, Nordamerika, Südamerika, Kleinasien und dem Südosten von Europa sind vertreten. Darunter sind manche die größten und ältesten Exemplare ihrer Art in Irland. Die meisten Bäume in Mount Usher erreichten über die Jahre ausgewachsene Dimensionen. Der gute, feuchte Boden, die geschützte Lage des Gartens und die milden, irischen Winter, tun ihr Übriges.

Weiterhin beinhaltet die Pflanzensammlung in den Mount Usher Gardens kleinere Sammlungen bestimmter Gattungen. Rhododendron, EucalyptusEucryphia (Scheinulmen), Acer (Ahorn) und Nothofagus (Scheinbuchen) sind allesamt Gattungen, die in verschiedenen Arten und Sorten aus aller Welt nach Wicklow kamen. Eine der ältesten Pflanzen in den Mount Usher Gardens ist eine Luma apiculata. Diese ursprünglich aus Chile stammende Pflanze befand sich unter den Ersten, von den Walpoles gepflanzten Gehölzen. Die rötliche Rinde und die kleinen, leuchtend weißen Blüten sind heute wie damals ein Hingucker.

Mount Usher Gardens Wicklow Tree Trail

Eucalyptus in Mount Usher mit typischem Farbspiel auf dem Stamm. (Foto: Neil Saad)

Der Mount Usher Tree Trail

Gartenfreunde, die die Mount Usher Gardens entdecken möchten, folgen einem Tree Trail durch den Garten. Hierbei handelt es sich um einen nummerierten Pfad, der im Kreis durch den Garten führt. Dabei steht jede Nummer für ein Baumexemplar. Ein Faltblatt, welches am Eingang erhältlich ist, gibt zu jedem Baum Informationen. Am besten sprechen die beeindruckenden Pflanzen in den Mount Usher Gardens während des Rundgangs aber für sich selbst. Der Vartry River teilt den Garten in zwei Hälften. Insgesamt vier Brücken überqueren den Fluss an verschiedenen Punkten. Ein Rundgang startet im Süden des Gartens und führt zunächst in den Ostteil. Dort überquert der Rundweg den Fluss. Der weitere Verlauf bringt Besucher nach Westen, vorbei am privaten Wohnhaus, welches das Zentrum des Anwesens bildet.

Die ausgewachsenen Bäume entlang des Rundweges werfen lange Schatten über den Garten. Viele Sträucher wachsen zwischen den imposanten Bäumen. Eine dichte Unterpflanzung bedeckt den Boden. Die Wege durch diesen waldartigen Garten sind bewusst schmal gehalten. So bleibt mehr Raum für Pflanzen. Die geschwungene Wegeführung unterbricht gekonnt lange Sichtachsen. Dadurch erwartet Besucher hinter jeder Wegbiegung etwas Neues.

Mount Usher Gardens Wicklow

Hinter jeder Ecke wartet etwas Neues. (Foto: Neil Saad)

Mount Usher Gardens entdecken

Zwei lang gezogene, breitere Pfade unterbrechen den Waldcharakter der Mount Usher Gardens. Der Rhododendron Walk ist im späten April und im Mai ein blütenreiches Highlight des Gartens. Daneben ist der Palm Walk, ein von exotischen, ausgewachsenen Palmen gesäumter Pfad, eine weitere Besonderheit, die es nicht in jedem Garten gibt.

An zwei weiteren Orten in den Mount Usher Gardens lockert sich die Bepflanzung auf. Die hohen Bäume rücken in den Hintergrund und eine kleine, farbenfrohe Wildblumenwiese prägt heute den alten Croquet-Platz der Walpoles. Mehr Farben gibt es im Gartenteil „The Island“. Von mehreren kleineren Bächen unterbrochen sind dort schöne Staudenbeete angelegt. Sowohl der alte Croquet-Platz als auch „The Island“ sind in den Sommermonaten die buntesten Fleckchen in den Gärten.

Ein Besuch in den Mount Usher Gardens lohnt sich zu jeder Jahreszeit. In den Wintermonaten ist die idyllische Stille dieses Naturgartens am deutlichsten zu spüren. Die mächtigen, immergrünen Bäume kommen zwischen den laubfreien Kronen deutlich zum Vorschein und erste Krokusse übersäen im späten Winter den Boden. Im Frühjahr beginnt die Zeit der Hasenglöckchen und der spektakuläre Rhododendronblüte. Daneben beginnen exotische Pflanzen wie eine chilenische Magnolie ein beeindruckendes Blütenfest, so dass Mount Usher in ein Farbenmeer taucht. Gleichfalls farbprächtig sind die Herbstfarben, wenn allen voran die zahlreichen Ahorn-Arten beginnen, bunte Farben anzunehmen.

Mount Usher Gardens Wicklow

Bunte Staudenkomposition auf „The Island“. (Foto: Neil Saad)

Das Erbe der Walpoles und Madelaine Jay

Die Walpoles entwickelten und unterhielten die Mount Usher Gardens über einhundert Jahre lang. Im Jahr 1980 wechselte der Besitz erstmals seit den Tagen der alten Mühle. Madelaine Jay erwarb das Anwesen kurz vor dem Tod des letzten Walpole von Mount Usher. Ihr Ziel war es, den Robinson’schen Garten im Sinne der Walpoles mit viel Hingabe zu erhalten. Es ist diese Hingabe und Leidenschaft der Menschen, die einen Ort wie die Mount Usher Gardens auszeichnet und für eine Besuch empfehlenswert macht.

Hier lest Ihr mehr zu den schönsten Gärten in Wicklow.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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