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Deserted Village Achill Island

Deserted Village Achill Island
Written by Neil Saad

Irland ist für historisch interessierte Reisende eine wahre Fundgrube. Achill Island, Irlands größte Insel, stellt davon keine Ausnahme dar. Die traumhafte Insel im wilden County Mayo bietet spektakulären Klippen, rauhe Moorlandschaft und wunderschönen Strände. Dazwischen sind immer wieder Orte von historischer Bedeutung zu besichtigen. Darunter ist das Deserted Village Achill Island eines der wichtigsten Relikte aus den vergangenen Tagen der Insel.

Der Berg Slievemore wacht oberhalb des Deserted Village. Er sieht unumstößlich den kommenden Zeiten entgegen, die Tage des Dorfes zu seinen Füßen hingegen sind gezählt. Graue Ruinen, mal gut erhalten, mal nur noch als kniehohe Mauerreste erkennbar, reihen sich aneinander. Fensterlöcher starren in die wilde Landschaft. An wolkenverhangenen Tagen herrscht eine gespenstische Stimmung zwischen den alten Steinen der Häuserruinen. Den Ort umgibt ein Blues, der sich dem Besucher anhaftet. Während andere Museen und Gedenkstätten mit Info-Tafeln die Hintergründe ihrer Geschichten vermitteln, spricht das Verlassene Dorf auf Achill Island für sich.

Die große irische Hungersnot

Geschichte ist nicht immer schön. Die großen Ereignisse von denen Historiker berichten, gingen oft mit Leid und Schmerz einher. Nachrichten über Kriege beschäftigen die Menschen bis heute. Im Mittelalter und bis ins 20. Jahrhundert hinein waren Seuchen und andere Katastrophen konstante Regelerscheinungen in Europa. In Irland war die Große Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts eine solche Katastrophe.

Die irische Landbevölkerung war im 19. Jahrhundert abhängig vom Kartoffelanbau. Nachdem es von 1845 bis 1852 zu mehreren Ernteausfällen aufgrund der Kartoffelfäule kam, litt die Bevölkerung flächendeckend an Hunger. Eine Million Menschen starb an den Folgen des Hungers. Weiterhin verließ eine weitere Millionen Iren die heimische Insel. Ein großer Teil der heutigen irischen Diaspora verfolgt seine familiären Wurzeln auf Auswanderer zurück. Die Mehrheit verließ Irland in dieser Zeit, um anderswo zu überleben. In Liedern des Irish Folk und in der irischen Literatur finden sich zahlreiche traurige Geschichten, die von der Großen Hungersnot, den Entbehrungen und den Folgen Zeugnis geben.

Die Große Hungersnot traf die westliche Provinz Connacht mit dem County Mayo am stärksten. Dabei bildete Achill Island keine Ausnahme. Die Häuserruinen des Deserted Village Achill Island erzählen die Geschichte von Verlust und Trauer auf der größten irischen Insel während der Großen Hungersnot. Hier lest Ihr mehr über die irische Hungersnot.

Deserted Village Achill Island

Das Deserted Village auf Achill Island (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

Das Verlassene Dorf an den Hängen von Slievemore

Auf ganz Irland befinden sich Museen und Gedenkstätten, die an die Zeit der großen Hungersnot erinnern. Das berühmte Famine Memorial in der irischen Hauptstadt Dublin oder die Steintafel im Doolough Valley in der Grafschaft Mayo sind nur zwei Beispiele der Erinnerungskultur. Das Deserted Village Achill Island ist ein weiterer Ort, der die Erinnerung für die Nachwelt konserviert. Eine Art Freilichtmuseum in der Abgeschiedenheit im Westen von Irland.

An den untersten Berghängen von Slievemore, dem dominanten Berg an der Nordküste von Achill Island, liegt das Verlassene Dorf. Vom Seeort Keel aus sind es zwei Kilometer entlang einer von grünen Weiden gesäumte Landstraße bis die ersten Ruinen in Sicht kommen. Am Ende der Straße liegt ein kleiner Friedhof, dessen weiße Grabsteine sich vor dem dunkleren Hintergrund der Heidelandschaft von Slievemore leuchtend hervorheben. Eine alte Straße, heute nicht mehr als ein Feldweg, führt über 1.500 Meter Strecke den Berghang entlang. An diesem Straßenrelikt reihen sich die grauen Steinruinen von etwa einhundert Steinhäusern, die einst das Dorf formten.

Straße zum Deserted Village an den Hängen von Slievemore. (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

Booleying und Lazy Beds

Das Alter des Deserted Village ist nicht bekannt. Historiker verbinden die Siedlung mit dem vier Kilometer entfernten Küstenort Dugort. Sie vermuten, dass die dort lebenden Menschen die Siedlung unterhalb von Slievemore während der Sommermonate für das sogenannte Booleying nutzten. Beim auf Irland verbreiteten Booleying verließen die Menschen während der Sommermonate ihren Hauptwohnsitz. Sie zogen in Siedlungen in der Nähe der Weiden ihres Viehs. Dort war es leichter, das Vieh zu überwachen und den Weidewechsel zu vollziehen. Für den Winter verließen sie den Sommersitz und kehrten zu ihrem Haupthaus zurück. Ob das Deserted Village Achill Island beizeiten auch dauerhaft bewohnt war, ist nicht gesichert.

Die Häuser des Dorfes ähneln sich in ihrer Bauweise. Sie sind schlicht aus gestapelten Steinen erbaut, welche die Bauherren nicht verfugten oder verputzten. Die Dächer, eine Holzkonstruktion, vielleicht mit Reet gedeckt, sind längst verfallen und verschwunden. Die Gebäude bestehen aus einem einzelnen Raum, dessen Tür nach Osten weist. Nur wenige der Gebäude weisen Reste von Anbauten oder Außengebäuden auf. Historiker schließen daraus, dass die Menschen mit ihrem Vieh nachts den Wohnraum teilten.

Feldsysteme um die Hausruinen herum, die sogenannten lazy beds, belegen eine landwirtschaftliche Nutzung. Sie diente der Selbstversorgung der Menschen im Verlassenen Dorf.

Deserted Village Achill Island

Hausruine im Deserted Village Achill Island. (Foto: Yvonne Treptow-Saad)

Ausflugsziel im Westen von Irland

Achill Island ist ein lohnenswertes Ausflugsziel im Westen von Irland. Die atemberaubende Landschaft der größten, irischen Insel ist berühmt. Versteckte Buchten wie Keem Beach oder die Klippen von Croaghaun sind traumhafte Orte der Insel. Zudem bietet das Deserted Village an der Nordseite von Achill Island einen historisch signifikanten Ort, den Irland-Reisende sehen müssen.

 

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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