Wer sich in Irland abseits der eingetretenen Pfade bewegt, der kann gar Ungewöhnliches antreffen. So etwa Gebäude, die scheinbar ohne Grund inmitten der Landschaft stehen. Die skurril anmuten, weil sie nicht so recht an den Ort passen wollen, an dem sie stehen, die in ihrer Bauweise ungewöhnlich sind und für den Betrachter so einige Fragen aufwerfen. Wir haben für Euch die ungewöhnlichsten Gebäude Irlands zusammengetragen. Kennt Ihr sie?
Inhaltsverzeichnis
Conolly’s Folly
Dieses Gebäude mutet wie ein Tor ins Nichts an. Und das Grau seiner Substanz wirkt trostlos und verloren in der sonst so grünen Landschaft. Conolly’s Folly befindet sich zwischen Maynooth und Leixlip, beides Vororte von Dublin, an der M4. Die Geschichte von Conolly’s Folly ist eine traurige und sie führt zurück in die Zeit der großen irischen Hungersnot in Irland, die so vielen Menschen das Leben kostete. Mindestens genauso viele zwang sie dazu, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und ihr Glück an einem anderen Ort zu versuchen.
Folly ist ein englisches Wort, das eine Dummheit oder eine Spielerei bezeichnet. Es handelt sich dabei um Gebäude oder Bauten, die Aufmerksamkeit erregen. Manchmal haben sie auch einen Sinn. In der Zeit der irischen Hungersnot kam man auf die Idee, dass man den hungernden Iren nicht einfach Nahrung geben könne – das sei unwürdig. Sie sollten ihr Essen selbst verdienen – so der Zeitgedanke. So stellten einige wohlhabende Landeigentümer hungernde Iren ein, um durch ihre Hände sinnfreie Bauten zu errichten. Eine dieser wohlhabenden Besitzern war die Witwe Katherine Conolly. Diese ließ das Tor, das als Conolly’s Folly bekannt wurde, errichten.
Ballysaggartmore Lodges
Die Ballysaggartmore Lodges gehören zweifelsohne ebenfalls zu den ungewöhnlichsten Gebäuden Irlands. Sie befinden sich knapp 4 Kilometer Richtung von Westen von Lismore Castle aus an der R666. Sie waren einst Eingangspforten zu einem Anwesen, das nicht länger existiert. Es war das verhältnismäßig bescheidene Zuhause von Arthur Keily-Ussher. Sein Bruder jedoch residierte im weitaus prächtigeren Strancally Castle. Das wurmte Arthur und seine Frau und die beiden begannen, die erwähnten Pforten errichten zu lassen. Folgen sollte sodann ein prächtiges Anwesen, das Strancally Castle noch übertreffen sollte.
Das Ehepaar vertrieb arme Pächter von ihrem Grund, um Platz für das Bauvorhaben zu schaffen. Und das in der Zeit der großen irischen Hungersnot. Vielleicht gibt es tatsächlich so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, denn ihr Plan scheiterte. Das Geld ging ihnen aus und so konnten sie ihren Traum, das prächtigste Anwesen ganz Waterfords ihr eigen nennen zu können, nicht umsetzen. Was geblieben ist, ist der mittlerweile von Efeu umrankte Eingang.
The Jealous Wall
Von menschlichen Abgründen weiß auch the Jealous Wall zu berichten. Wie der Name schon verrät, verbirgt sich dahinter eine Geschichte voll Missgunst, Neid und Argwohn. The Jealous Wall befindet sich nur wenige Gehminuten von Belvedere House entfernt. Dieses wiederum liegt zwischen Dublin und Athlone und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Bei der Jealous Wall handelt es sich um ein Gebäude, das wie die Mauern eines gotischen Castle anmuten, jedoch war das Gebäude nie mehr als das: eine Mauer. Und das ist die Geschichte der Jealous Wall.
Sie geht zurück auf Robert Rochford. Dieser lebte in Gaulstown House immer in Sichtnähe des prächtigen Tudenham House (das heute nurmehr eine Ruine ist). Dieses gehörte seinem Bruder George, dem er das Anwesen neidete. Zwischen den beiden kam es aus Neid zum offenen Disput, und Robert ließ die Mauer von einem italienischen Stararchitekten errichten. So musste er das Glück seines Bruders nicht mehr mit ansehen. Robert scheint auch sonst ein nicht einfacher Charakter gewesen zu sein. Es heißt, dass er seiner jungen Frau Mary überdrüssig geworden war und ernsthaft in Erwägung zog, sie in Gaulstown House einzuschließen, während er nach Belvedere übersiedeln wollte. Auch einige Todesfälle in der Familie sollen ihm recht gelegen gekommen sein. Das Belvedere House lässt sich heute noch besichtigen.
The Wonderful Barn
Ein weiteres der ungewöhnlichsten Gebäude Irlands ist The Wonderful Barn. Dieses ist leider nur von der Weite zu besichtigen, da das Gelände abgesperrt ist. The Wonderul Barn befindet sich in Leixlip im County Kildare. Der runde Turm, der sich weiß in die Höhe schraubt, ist ein wahrer Hingucker. Seine Geschichte ist nicht gänzlich klar. Es heißt auch er sei eine sogenannte “Famine Folly” gewesen. Also eine Möglichkeit, hungernde Iren in der Zeit der großen Hungersnot zu beschäftigen, um sie dann für ihre Dienste zu entlohnen. Auftraggeberin war wiederum die Witwe Katherine Conolly, die auch verantwortlich für Conolly’s Folly zeichnet. Es gibt Überlegungen, dass The Wonderful Barn aber sogar einem Zweck diente. Es soll ein Kornspeicher gewesen sein, in dem Korn trocknen konnte und schließlich für den Winter eingepackt wurde.
Dromana Gate
Wer das Dromana Gate zu Gesicht bekommt, der fühlt sich unweigerlich ins ferne Indien versetzt. Und so weit hergeholt ist das nicht einmal, denn in der Tat soll das Dromana Gate einen indischen Tempeleingang abbilden. Das Dromana Tor befindet sich nur 9 Kilometer von Lismore Castle entfernt und hat eine romantische Geschichte.
Das frisch vermählte Ehepaar Villiers-Stuart, das in Dromana House residierte, war auf Hochzeitsreise an exotische Orte unterwegs. Um das Paar zu seiner Rückkehr gebührend zu begrüßen, fertige man einen Torbogen aus Holz und Pappmaché, der an ihren Aufenthalt in Indien erinnern sollte. Das Tor gefiel ihnen so gut, dass sie es aus Stein nachbauen ließen. Und so kann man das Dromana Gate noch heute bestaunen.
Mussenden Temple
Zugegeben diese ungewöhnliche Sehenswürdigkeit Irlands gehört nicht gerade zu den Unbekanntesten. Und ein jeder, der in Nordirland den Giant’s Causeway besucht, man wohl einen Abstecher zum Mussenden Temple. Jedoch mutet auch der Mussenden Temple mit seiner italienischen Bauweise, wie er da am Rande der irischen Klippen steht, seltsam an. Und seltsam ist auch die Geschichte, die sich hinter dem Bau des Mussenden Temple verbirgt.
Sein Bauherr war der als extravagant bekannte Bischof Frederick Augustus Hervey. Dieser soll seiner Nichte Frideswide sehr, sehr, manche sagen zu sehr zugetan gewesen sein. Für sie ließt er den Mussenden Temple errichten, den sie als Bibliothek im Sommer nutzen konnte. Nach ihrem frühen Tod diente der Mussenden Temple als ihre Gedenkstätte.
Costello Memorial Chapel
Bei der Auflistung der ungewöhnlichsten Gebäude Irlands, ist die Costello Memorial Chapel eine Erwähnung wert. Die Kapelle, die im Ort Carrick-on-Shannon steht, ist die kleinste Kapelle Europas und gilt als die zweitkleinste der Welt. Den Betrachter, der vor ihrem schmiedeeisernen Eingangstor steht, beschleicht der Eindruck, die kleine Kapelle hätte sich hierher verirrt und wäre dann zwischen den anderen Häusern schlicht stecken geblieben.
Die wahre Geschichte der Costello Memorial Chapel aber ist eine andere. Edward Costello ließ die kleine Kapelle in Erinnerung an seine junge verstorbene Frau errichten. Dort sollte sie und später dann auch er selbst die letzte Ruhe finden.
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