Die Late Late Toy Show - Irische Kultshow - ☘ gruene-insel.de
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Die Late Late Toy Show – Eine Werbeshow wird zum Kult

Weihnachten Dublin
Written by Monika Dockter

Die Late Late Toy Show ist für viele irische Familien eines der bedeutendsten Events der Vorweihnachtszeit. Wenn die warmen Sonnentage seltener und kürzer werden, der Wind die ersten bunt gefärbten Blätter zu Boden trudeln lässt und sich abends der Nebel über Wald und Wiesen senkt, denken viele von uns zum ersten Mal wieder an diese Zeit. Jene Wochen des Jahres, die uns den kalten, dunklen Winter erhellen und versüßen. Wenn wir Deutschen dabei eher Lebkuchen und Lichterketten, Kerzenduft und Weihnachtsmärkte im Sinn haben, so ist es bei vielen Iren eben genau diese Fernsehshow: Die Late Late Toy Show.

Tatsächlich wurde schon am 15. August der genaue Ausstrahlungstermin für die diesjährige Show bekannt gegeben und dabei gleichzeitig kräftig die Werbetrommel gerührt.  It’s going to be very, very special indeed, verkündete der  Gastgeber Ryan Tubridy. Aber was genau ist das eigentlich für eine Show, auf die sich irische Kinder und ihre gesamte Familie monatelang freuen? Hier gehen wir dieser Frage auf den Grund.

Die Entstehung der Late Late Toy Show

Entwickelt hat sich die Late Late Toy Show als eine Spezialedition der beliebten irischen Talkshow Late Late Show. Alles begann im Jahr 1974, als Pan Collins, einer der Editoren der Late Late Show, die Idee hatte, der Show einen Werbepart für Kinderspielzeug hinzuzufügen. So widmete sich die Late Late Show am 7. Dezember 1974 eine halbe Stunde lang der Präsentation von neuem Spielzeug. Diese fand so großen Anklang, dass sie nur ein Jahr später als Spezialedition ihren eigenen Programmplatz bekam.

Seitdem entwickelte sich die Toy Show zu einer Art kultureller Institution auf der grünen Insel. Oftmals verzeichnet sie sogar die höchsten Einschaltquoten des Jahres. „The biggest night of the Irish TV calender“, so nennt der irische Sender RTE selbst seine publikumswirksame Show.

Worum dreht sich die Show?

Mit ihrer Geschichte und ihrem Titel Toy Show ist dazu im Grunde schon alles gesagt: Sie dient dazu, möglichst publikumswirksam Neuheiten auf dem Spielzeugmarkt zu präsentieren. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch der jährliche Sendezeitpunkt zu Beginn der Weihnachtszeit.

Spielzeug, das auf der Show vorgestellt wird, erzielt in der Vorweihnachtszeit die höchsten Verkaufszahlen, und eine Werbeanzeige während der Show kostet deutlich mehr als ein Werbespot beispielsweise während eines UEFA Champion-League-Finales.

Trotzdem wird es der Sache nicht gerecht, wenn man die Show in erster Linie als Werbesendung bezeichnet. Denn sie ist in ein aufwändiges Rahmenprogramm verpackt. Angesagte Stars aus der Sport- und Musikwelt sind geladen und ausgwewählte Kinder treten als Toy Tester auf. Hochkarätiges Unterhaltungsprogramm also für jung und alt. Dieses Jahr wird es erstmals sogar ein passendes Weihnachtsmusical für die Bühne geben, das Toy Show The Musical.  Nun lasst uns einen genaueren Blick auf diese Unterhaltungs-Traditionen der Show werfen.

Die Late Late Show ist eröffnet!

Seit dem Jahr 2009 hat jede Toy Show ihr spezielles Thema, meist einen bekannten Kinderfilm. So drehten sich die neueren Shows um Die kleine Meerjungfrau, Frozen, The Greatest Showman oder auch um den britischen Kinderbuchautor Roald Dahl.  2021 lautete das Thema Der König der Löwen.

Ein Song aus dem jeweiligen Film eröffnet stets die Show, spektakulär inszeniert von verschiedenen Kindern und dem Showmaster selbst, gekleidet als einer der Filmcharaktere. Hier die Eröffnungsshow mit dem König der Löwen und dem Host als Timon:

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Nach diesem musikalischen Auftritt offenbart der Host seinen mit Spannung erwarteten Jumper. Das ist der (Woll-)Pullover, den der Showmaster traditionsgemäß trägt. Während des Jahres schicken Zuschauer ihre Versionen dieses Pullovers an den Fernsehsender, unter denen der Gastgeber dann jeweils einige auswählt, um sie nacheinander während der Show zu tragen. Wobei der Host im vergangenen Jahr tatsächlich zuerst ein mit Weihnachtsmotiven bedrucktes Herrenhemd trug. Später jedoch führte er verschiedene Versionen  des Jumpers vor, eine weihnachtlicher und bunter als die andere.

Auch die Zuschauer im Studio tragen Christmas Jumper oder bevorzugt Kostüme und Accecoires, die zum jeweiligen Thema passen.

Der Ablauf der Show

Ihr praktischer Ablauf lässt sich am besten an einem konkreten Beispiel zeigen. Wir nehmen dazu die oben bereits genannte Show von 1921. Hier könnt Ihr die zwei Stunden lange Show auch komplett ansehen, wenn Ihr Lust habt.

Nach dem Eröffnungsspektakel greift sich der Moderator aus dem mit Spielzeug vollgepackten Studio verschiedene Artikel heraus und präsentiert sie dem Publikum. Und zwar teilweise persönlich, teilweise mit seinen jungen Toy Testern. Dabei haben die Kinder oft ihre ganz eigenen Vorstellungen davon und es kommt durchaus mal zu einer Panne oder einem Scherz auf Kosten des Hostes.

Unterbrochen wird diese Präsentation vom Auftritt der unterschiedlichsten Kinder, die jeweils eine spezielle Begabung oder Geschichte haben. So gibt es eine Gruppe begabter Tänzer und einen angehenden DJ, der mit einer entsprechenden Ausstattung beschenkt wird. Einen Zehnjährigen, der zuerst ein Fahrzeug vorstellt und anschließend ein Ave Maria singt, das jedem großen Tenor Ehre machen würde. Des Weiteren eine gehörlose Harfespielerin und einen kleinen Jungen, der erst vor kurzem eine Krebserkrankung überstanden hat.

Dem „Interview“ mit dem genesenen Jungen folgt ein Spendenaufruf ans Fernsehpublikum, dem dieses freigiebig nachkommt. Ebenso werden nach der Show alle ausgestellten Spielzeuge an bedürftige irische Kinder gespendet. Beschenkt werden auch die Studiengäste.

Das große Finale

Gegen Ende der Show überrascht eine irische Olympia-Goldmedaillengewinnerin zwei kleine sportliche Fans mit ihrer Anwesenheit, einem gemeinsamen Spiel und Geschenken. Erneuter Szenenwechsel hinein in eine gemütliche Leseecke, wo junge Leser die Buchneuheiten irischer Kinderbuchautoren vorstellen. Der Jumper, denn der Host während dieses Showabschnitts trägt, ist übrigens mein persönlicher Favorit: er ist leuchtend grün und mit einem Motiv aus Büchern sowie dem Zitat „All I want for christmas is books“ bestickt (oder bestrickt?).

Danach das musikalische Finale mit einem großartigen Toy Show (Kinder-)chor. Begleitet wird der Chor von keinem geringeren als Ed Sheeran. Auch er stellt anschließend mit zwei Kindern einen Spielzeugartikel vor.

Die Show endet mit der Bekanntgabe der großartigen Spendensumme von mehr als drei Millionen Euro und einem letzten Song aus dem „König der Löwen“.

Best of der Late Late Toy Show

Für diese Momente sorgen natürlich die Hauptdarsteller der Show selbst, also die Kinder. Vierjährige nehmen ja bekannter Weise kein Blatt vor den Mund und stellen durchaus nicht immer genau nach Programm die jeweiligen Spielzeuge vor. So der kleine Junge, der an einem Spielzeuggrill Burger zubereiten sollte und stattdessen mit der (echten, gefüllten) Ketchupflasche den Moderator durch das Studio jagte und bespritzte.

Bekannt wurde auch das Mädchen, das Justin Bieber nicht mochte, weil er so „von sich selbst erfüllt ist“. Oder die kleine Sophia voller Lebensweisheit mit ihrer Bemerkung „Life would just suck, if everyone was the same!“

Nicht zu vergessen der junge John Joe, der über den Kinderbuchautor Roald Dahl (z.B. Charlie und die Schokoladenfabrik) sagte: „Ich finde ihn sehr poetisch“ und „er weiß, dass bei Kindern die Fantasie immer zuerst kommt!“ Gefragt nach seinem Berufswunsch erklärte John Joe, später Uhrmacher zu werden, und gab sofort sein fachmännisches Urteil über die luxuriöse Armbanduhr des Moderators ab…

Falls Euch also in dieser Vorweihnachtszeit ein wenig kurzweilige, echt-irische Unterhaltungskultur erleben wollt – die Late Late Toy Show Ende November wartet auf Euch!

 

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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