Irland Traditionen

Das Limerick-Gedicht

Sehenswürdigkeiten im County Limerick
Written by Monika Dockter

Gehört hat vermutlich jeder schon eines dieser speziellen Gedichte, zumindest in längst vergangener Schulzeit. Schließlich ist der Limerick das populärste Gedicht in der Weltsprache Englisch. Aber ein echter Irland-Liebhaber fragt sich natürlich: Hat das Limerick-Gedicht auch etwas mit der gleichnamigen irischen Stadt zu tun? Stammt das Limerick-Gedicht tatsächlich aus der Stadt am Shannon und was genau ist so ein Limerick eigentlich? Wir haben die Antwort für Euch.

2 Beispiele eines Limerick-Gedichts

Ehe wir diesen Fragen auf den Grund gehen, möchte ich Euch zwei kleine Kostproben des Gedichtes geben. Erstere ist die deutsche Übertragung des Limericks aus dem Titelbild:

Es war mal ein Alter mit Bart

Besorgt, was an Vögeln sich paart

An Lerchen, Pirolen

An Eulen und Dohlen:

„Sie alle tun’s in meinem Bart!“

(Edward Lear)

Und hier Gedicht Nummer zwei:

Ein steinalter Mann aus Peru

Aß im Traum seine steinalten Schuh

Doch vor Schreck erwacht

Kurz nach Mitternacht

War’n die Schuh verschwunden – nanu!

(Emily Dickinson)

Was ist ein Limerick?

Wie in den beiden Kostproben deutlich wird, ist der Limerick also eine ganz spezielle Gedichtform: Ein kurzes, genauer gesagt fünfzeiliges, Gedicht mit einem ganz bestimmten Reimschema. Was sich jeweils miteinander reimen muss, sind die ersten beiden Zeilen und die beiden mittleren Zeilen, während die fünfte und letzte Zeile sich wieder mit den ersten beiden reimt (aabba).

Ebenfalls festgelegt ist das Versmaß – so etwas wie der Rhythmus beziehungsweise der Takt – des Fünfzeilers. Der Gedichtinhalt ist für gewöhnlich scherzhaft bis unsinnig. Beispielhaft dafür steht der Titel einer Limericksammlung aus der Feder des oben zitierten Edward Lear: A Book of Nonsense.

Außerdem enthält die erste Zeile fast immer eine Ortsangabe, und die letzte Zeile eine gewisse Pointe.

Wie kam das Limerick-Gedicht zu seinem Namen?

Diese Frage lässt sich leider nicht eindeutig beantworten, denn es gibt verschiedene Theorien darüber. Tatsache ist, dass die Bezeichnung „Limerick“ für diese Gedichtform seit dem frühen 19. Jahrhundert gebraucht wird. Aber ganz ähnliche Reimformen gab und gibt es schon seit dem Mittelalter. Ophelia’s Song in Shakespeares Werk Hamlet zum Beispiel.

Ebenfalls einen ähnlichen Rhythmus besitzen die Kinderreime aus Mother Goose’s Melody aus dem Jahr 1765. Hat sich das Limerick-Gedicht also schlicht aus diesen früheren Formen entwickelt? Oder doch eher, wie manche vermuten, aus dem irischen Soldatenlied Will you come up to Limerick?

Eine ganz eigene Erklärung für die Entstehung des Begriffes hat – verständlicherweise – die Stadt Limerick selbst. Beziehungsweise Matthew Potter, seines Zeichens Kurator des Limerick Museum und Autor des Buches The Curious Story of the Limerick.

Die Geschichte des Limerick-Gedichts nach Matthew Potter

Wie der Titel bereits verrät, geht der Historiker in seinem Buch der Geschichte des Limerick auf den Grund. Dabei ist es sein Ziel, ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen für die Verbindung zwischen dem Ort Limerick selbst und der berühmten Gedichtform. Limerick soll einer der wenigen Orte sein, der zum Namensgeber einer literarischen Form wurde.

Und so lautet seine Theorie: Der Limerick bekam seinen Namen von den sogenannten „Maigue Poets“ Sean Ò Tuama und Aindrias MacCraith aus Croom im County Limerick. Die beiden lebten und dichteten im 18. Jahrhundert und nutzten diese besondere Gedichtform sehr intensiv und ausgiebig in ihren Werken. In irischer Sprache, wohlgemerkt. Und auch wenn sie selbst den Ausdruck „Limerick“ noch nicht gebrauchten, entstand er doch aufgrund ihrer Gedichte.

Doch der Autor Potter erhebt keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit seiner Theorie. Vielmehr erklärt er: Unsere Forschung nach dem Ursprung des Namens wird fortgesetzt und wir sind zuversichtlich, eines Tages auch die Antwort zu finden.

Berühmte Limerick-Dichter

Edward Lear, der „Meister des Limerick“

Ein Limerick Gedicht

Edward Lear artist QS:P170,Q309759, EdwardLearSelfPortrait, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Während der Ursprung des Limerick also weiterhin im Dunklen bleibt, ist zumindest der Name eines der größten englischsprachigen Limerick-Dichter bekannt: Edward Lear. Wie bereits erwähnt ist er der Autor der illustrierten Limericksammlung A Book of Nonsense, erschienen 1843.

Edward Lear war Brite und lebte von 1812 bis 1888. Seine Limericks wurden aus dem Englischen in viele weitere Sprachen übersetzt. Auf diese Weise trug er maßgeblich zur weltweiten Verbreitung dieser Gedichtform bei und inspirierte  andere Lyriker zu eigenen Werken.

Falls Ihr Edward Lear in deutscher Sprache lesen wollt, findet Ihr in dem Titel Das Buch der Limericks – The Book of Nonsense  eine zweisprachige, original illustrierte Gesamtausgabe von Lears Limericks.

William Cosmo Monkhouse

Der Engländer William Cosmo Monkhouse (1840 bis 1901) war einer jener Lyriker, die sich von Lear inspirieren ließen. Hier ein Limerick aus seiner Feder (mit deutscher Übertragung):

There was a young lady of Niger,

Who smiled as she rode on a tiger.

They returned from the ride

With the lady inside

And the smile on the face of the tiger.

Ein blutjunges Mädchen aus Niger

Ritt lächelnd mal auf einem Tiger

Zurück kam sie auch

Doch in seinem Bauch

Der Lächelnde war nun der Tiger

Cesar Keiser

Im deutschsprachigen Raum war es Cesar Keiser (1925 bis 2007), der das Limerick-Gedicht Mitte des 20. Jahrhunderts publik machte. Keiser war ein Schweizer Kabarettist, das folgende Gedicht gehört zu seinen bekanntesten Limericks.

Es gab einen Mann in Gibraltar

Der badete nur jedes Schaltjahr

Das heißt: eigentlich nein

Denn zuletzt ließ er’s sein

Da das Schaltjahr in Gibraltar zu kalt war

In den 70er Jahren erfreuten sich deutsche Limericks großer Beliebtheit und fanden auch Eingang in die Musik – zum Beispiel in dem Song Ein Lied für die Beknackten von Ulrich Roski.

Limericks dichten in Limerick

Limericks Sehenswürdigkeiten

King John´s Castle, Limerick, Co. Limerick (Irland), ©Tourism Ireland

Für alle besonderen Limerick-Liebhaber bietet die Stadt Limerick seit einigen Jahren ein ganz besonderes Event: „Bring Your Limericks to Limerick“. Dies ist ein internationaler Wettbewerb für Poeten aus aller Welt – und natürlich auch für solche, die genau das werden wollen. Initiiert vom Limericks Writer’s Centre soll der Wettbewerb nicht nur das Limerick-Gedicht, sondern die Lyrik und das kreative Schreiben ganz allgemein einem weiten Publikum zugänglich machen. Dementsprechend finden während des Festivals auch verschiedene Schreib-und Gedichtworkshops und Storytelling statt.

Doch auch wer nicht speziell zum Festival anreist, kann in Limerick in den Genuss live vorgetragener Gedichte kommen. Im White House, einem Pub das seit 1812 als Treffpunkt für Freunde der irischen Dichtkunst gilt, trifft sich heute regelmäßig ein Dichterkreis zum Pub Poetry Revival. Hier hört man sogar den einen oder anderen Deutschen mal ein Limerick zum Besten geben…

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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