Die zerklüftete irische Küste mit ihren scharfkantigen Felsen, die teils weit ins Meer hineinragen, haben über die Jahrhunderte schon so manchen Schiffsbauch aufgeschlitzt und zahllose Menschen das Leben gekostet. Aber nicht nur die raue Natur hat vor den irischen Küsten viele Opfer gefordert. Im 2. Weltkrieg waren die Gewässer vor Irland Schauplatz zahlreicher Angriffe auf Versorgungs- und Passagierschiffe. Es verwundert daher kaum, dass um die gesamte Grüne Insel verstreut rund 4.000 Schiffswracks auf dem kalten Grund des Meeres liegen. Sie erzählen Geschichten von menschlichen Tragödien und von Heldentaten, die bis heute faszinieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind die Gewässer vor Irland ein beliebtes Ziel unter den europäischen Wracktauchern. Im klaren Wasser vor Irland können sie sprichwörtlich in die Geschichte eintauchen. Wir stellen Euch die bekanntesten Wracks vor Irlands Küste vor.
Inhaltsverzeichnis
Die berühmtesten Wracks vor Irlands Küste
1. HMS Justicia – die kleine Schwester der Titanic
Die HMS Justicia verkehrte als Passagierschiff, das in der Belfaster Werft Harland & Wolff entstand, wo auch die Titanic auf Kiel gelegt wurde. Die tragische Geschichte der Titanic lässt sich in der Titanic Experience in Belfast erkunden. Es verkehrte zwischen Europa und New York, bevor es dann zum Kriegsschiff umfunktioniert wurde. Als solches wurde es 1918 von einem deutschen U-Boot torpediert und sank kurze Zeit später. Das Wrack liegt heute vor dem irischen Malin Head etwa 60 Meter unter der Oberfläche des Atlantiks.
2. SS Laurentic – der größte gesunkene Goldschatz der Welt
1917 lief die SS Laurentic vor der irischen Halbinsel Fanad auf eine Mine. Innerhalb einer Stunde sank das Schiff und riss 354 der 475 Menschen an Board in den Tod. Mit in die Tiefe nahm sie jedoch noch etwas anderes: 3211 Goldbarren, von denen noch heute 20 niemals geborgen wurden. Ein Grund, hier beim Tauchen die Augen offen zu halten.
3. SS Gairsoppa – unermessliches Silber
Die SS Gairsoppa war im Februar 1941 auf dem Rückweg von Indien nach England, als ihr der Treibstoff ausging. Deshalb versuchte die Mannschaft, Irland anzusteuern, wurde aber vor der irischen Küste von einem deutschen Torpedo getroffen und sank. Geladen hatte das Schiff Silber im Wert von heute 150 Millionen Euro. Bis heute gilt der Schatz als verschollen.
4. Girona – ein stolzes Schiff der Spanischen Armada
Am 8. August 1588 tobte im Ärmelkanal eine infernale Seeschlacht zwischen der Spanischen Armada auf der einen und der englischen Flotte auf der anderen Seite. Die Engländer versuchten die Invasion der Spanier auf ihren Boden zu verhindern und begegneten ihrem Feind auf hoher See. Die Spanier verloren und viele der Kriegsschiffe versuchten zwischen Schottland und Irland hindurch zu segeln, Irland zu umrunden, um dann wieder Kurs auf die heimischen Häfen zu nehmen. Für die raue irische See waren die spanischen Kriegsschiffe aber nicht gemacht und so zerbarsten zahlreiche von ihnen vor der irischen Westküste. An Sligos Stränden werden nach Stürmen noch immer Teile der spanischen Schiffe an Land gespült.
Ein Schiff, die Girona, ging in die Geschichtsbücher ein, weil ihr Schicksal anders verlief. Auch die Girona war der Schlacht im Ärmelkanal entkommen. Im Hafen von Killybegs in Donegal half ein irischer Clanführer, das lädierte Schiff wieder instand zu setzen. So konnte es wieder in See stechen. Nahe des Dunluce Castle an der Nordküste Irlands lief es aber auf Grund und sank. Nur neun Seeleute konnten sich an Land retten.
5. SS Athenia – Kriegswirren fordern erste zivile Opfer
Die SS Athenia war ein britisches Passagierschiff, das Auswanderer aus dem Vereinigten Königreich nach Kanada brachte. 1939 wurde es vor der irischen Insel Inishtrahull von einem deutschen Torpedo getroffen und sank. Die Tat wurde als Kriegsverbrechen eingestuft und von deutscher Seite verleugnet. Wohl auch, weil man fürchtete, die USA könnten an der Seite von Großbritannien in den Krieg eingreifen, da es auch US-amerikanische Opfer zu beklagen gab. Die Athenia war damit das erste Passagierschiff, das dem Krieg zum Opfer fiel.
6. MV Kowloon Bridge
Heute gilt die MV Kowloon Bridge als das zweitgrößte Wrack der europäischen Gewässer. Der Tanker mit über 280 Metern Länge und 45 Metern Breite sank am 22. November 1986 südöstlich von Tragumna im County Cork. Als Kowloon Bridge Desaster ging der Untergang des Schiffes in die Geschichte ein, denn Tonnen von Eisenerz gelangten aus dem sinkenden Schiff ins Meer.
Es gibt eine spannende interaktive Karte des National Monuments Service, auf der alle Wracks vor der irischen Küste aufgezeichnet sind. Diese findet Ihr hier.
Kommentar hinterlassen