Gaelic Football - Teil der irischen Seele - ☘ gruene-insel.de
Irland Traditionen

Gaelic Football – Teil der irischen Seele

Gaelic Football
Written by Ina Brecheis

Gaelic Football ist für die Iren mehr als nur eine Sportart. Man könnte sagen, Gaelic Football ist Teil der irischen Seele und möchte man selbige entschlüsseln, muss man sich unweigerlich mit diesem besonderen Sport auseinandersetzen. Für den unwissenden Betrachter sieht Gaelic Football aus wie eine Mischung aus Fußball und Rugby. Dem Sport, bei dem breitschultrige Hünen um einen ovalen Lederball ringen. In diesem Artikel belassen wir es aber nicht bei oberflächlichen Betrachtungen. Nein, wir tauchen ein in den Zauber des Gaelic Football.

Die Gaelic Football Regeln

Das Runde muss ins Eckige … oder darüber

Sicher kommt Euch diese Regel aus dem Gaelic Football nicht ganz unbekannt vor. Wie beim Fußball ist es auch Ziel des Gaelic Football, den Ball – der übrigens aussieht wie ein alter Volleyball – an den Widersachern vorbei ins gegnerische Tor zu bugsieren. Allerdings gibt es auch Punkte, wenn der Ball über das Tor hinweggeht, aber dazu später mehr. Es stehen sich zwei Teams bestehend aus je 15 Spielern gegenüber. Wer einmal die Gelegenheit hat, ein Gaelic Football Spiel zu besuchen, der wird schnell merken, dass es körperlicher zugeht als beim Fußball. Zerrissene T-Shirts, blutige Nasen und Schienbeine sind keine Seltenheit. Anders als beim Fußball gibt es jedoch kaum sterbende Schwäne oder Schwalben auf dem Spielfeld. Nein, die Spieler stehen ihren Mann und lassen sich auch von gebrochenen Nasen nicht ablenken. Der Gegner soll ja nicht dem Irrglauben aufsitzen, es könnte auch nur im Entferntesten schmerzen.

Die wichtigsten Gaelic Football Regeln

  • Gespielt wird auf einer Rasenfläche, die größer ist als ein Fußballfeld.
  • Die Spielzeiten betragen zwei Mal 35 Minuten mit einer Pause von 10 Minuten.
  • Die Tore an jeder Kopfseite des Spielfelds bestehen aus je zwei sieben Meter hohen Pfosten, zwischen denen eine sechseinhalb Meter lange Querstange in zweieinhalb Metern Höhe befestigt ist. Daran wiederum hängt ein Netz. Ziel ist es, den Ball bestenfalls ins Netz, hinter die Torlinie zu befördern oder darüber.
  • Ein Tor gibt drei Punkte, wenn der Ball über das Tor geht, aber zwischen den beiden Torpfosten hindurch, gibt das einen Punkt.
  • Der Ball darf mit jedem Körperteil gespielt und weitergegeben werden – geworfen werden darf er aber keinesfalls. Er wird also entweder mit dem Fuß gekickt oder mit der Hand weggeschlagen. Es ist erlaubt, den Ball in der Hand zu halten, allerdings nur für vier Sekunden oder für vier Schritte.
  • Strafe folgt darauf, wenn ein Spieler einen anderen festhält, zu Boden zieht, schubst, anspringt, umrennt, beleidigt, ruppig spielt und anderes. Je nachdem, wie schlimm das Vergehen ist, werden unterschiedliche Karten verteilt: Gelb, schwarz oder rot.
  • Ein Schiedsrichter wacht über die Einhaltung der Regeln. Unterstützt wird dieser dabei von sechs weiteren Richtern, welche die Linien im Spielfeld und das Tor im Blick haben.
Gaelic Football Spieler

Gerangel um den Ball; by Irish Defence Forces from Ireland [CC BY 2.0 ], via Wikimedia Commons

Die Geschichte des Gaelic Football

Über die Geschichte des Gaelic Football ist wenig bekannt. Vorläufer des Gaelic Footballs gab es wohl schon zu Zeiten der Clans im keltischen Irland. Ähnlich wie in anderen Ländern, in denen sich Ball-Sportarten entwickelten, ging es darum, mit Nachbardörfern und anderen Sippen in den Wettstreit zu treten. Hieraus gingen in den verschiedenen Ländern sehr ähnliche Sportarten hervor wie Fußball, Rugby oder eben Gaelic Football.

Zum ersten Mal wird ein Spiel ähnlich des Gaelic Football 1670 in der Grafschaft Meath erwähnt. Hier ist von einem Ballspiel die Rede, bei dem es erlaubt war, den Ball mit den Händen zu fangen und mit den Füßen zu spielen.

Gaelic Football war immer auch ein Stück Widerstand gegen die britischen Kolonialherren. Und so fanden auf dem Spielfeld auch teils blutige Auseinandersetzungen statt. Zum Beispiel am 21. November 1920, dem sogenannten Blutsonntag, als britische Soldaten in einem Gaelic Football Endspiel, dem All Ireland Final, auf den Rasen stürmten und den Kapitän einer Mannschaft sowie zwölf Besucher des Spiels erschossen. Das war eine Antwort auf die Ermordung von britischen Geheimdienstleuten durch die Irish Republican Brotherhood am selben Tag.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Cricket von den Briten forciert, um irischen Sportarten wie Gaelic Football oder auch Hurling das Wasser abzugraben. Als Antwort darauf wurde 1884 die Gaelic Athletic Association (GAA) gegründet. Sie stellte sich der Aufgabe, die irischen Sportarten zu bewahren, zu verbreiten und die Regeln zu vereinheitlichen.

Gaelic Football heute

Gaelic Football ist eng verwoben mit dem irischen Alltagsleben. In jedem Dorf und sei es auch noch so klein, gibt es ein Gaelic Football Team – selbst wenn das Dorf nur aus zwei Farmen und einem Pub besteht. Nach der Schule oder dem Job wird fleißig trainiert. Wenn dann die Spiele am Sonntag anstehen, ist auch das ganze Dorf dabei und feuert an. Es nimmt daher nicht Wunder, dass es einen nicht unerheblich starken Lokalpatriotismus im Gaelic Football gibt. Man spielt mit stolz für den eigenen Ort. Wer sich gut anstellt, wird für das Team der eigenen Grafschaft angeworben.

In den letzten Jahren hat eine Professionalisierung im Gaelic Football stattgefunden. Clubs mit viel Geld – vor allem Dublin – haben die finanziellen Möglichkeiten, ihre Spieler professionelle zu trainieren, was dann die nationalen Gaelic Spiele etwas langweilig macht, denn der Gewinner steht meist im Vorhinein fest: In den letzten vier Jahren hat im All Ireland Final, das jedes Jahr im Croke Park in Dublin ausgetragen wird, immer Dublin (insgesamt 28 Titel) gewonnen. Dabei waren auch die Mannschaften anderer Countys, allen voran Kerry (37 Titel), Galway (9 Titel), Cork (7 Titel) und Meath (7 Titel), in früheren Jahren durchaus erfolgreich.

Gaelic Football

Es geht heißt her; by Michael McGonagle (allireland49) [CC BY-SA 2.0 ], via Wikimedia Commons

Der Fluch des Pfarrers

Im Land der Geschichtenerzähler kursiert eine Legende über den Fluch des Mayo Teams. Oder vielleicht ist es mehr als das? Als das Team aus Mayo am 23. September 1951 das All Ireland Final gewann, wurde gut gezecht und auf den glücklichen Sieg angestoßen. Bier und Whiskey flossen in Mengen. Als das Team dann grölend und betrunken mit dem Mannschaftsbus Richtung Mayo, ihrer Heimat fuhr, kamen sie an einer Trauergemeinde vorbei. Als der Priester, der sich von den Feiernden in seiner Predigt für den Verstorbenen gestört fand, verfluchte er diese. Danach sollte das Mayo-Team kein einziges der All Ireland Finals mehr gewinnen, bis nicht jedes Mitglied des Teams verstorben sei. Heute, im Jahr 2018, leben nurmehr zwei Mitglieder dieser Mannschaft und bis heute hat Mayo kein einziges der All Ireland Finals je mehr gewonnen. An dem Fluch scheint in der Tat wohl etwas dran zu sein.

Gaelic Football in Deutschland

Auch in Deutschland erfreut sich dieser ur-irische Sport mittlerweile großer Beliebtheit. In jeder größeren deutschen Stadt gibt es mittlerweile einen Gaelic Football Club. Auf der Seite des Deutscher Bund Gälischer Sportarten könnt Ihr nachsehen, ob es auch bei Euch in der Nähe einen Club gibt, wenn Ihr in diesen irischen Sport eintauchen wollt.

Hier lest Ihr mehr über den zweiten ur-irischen Sport Hurling.

Rede und Antwort zum Thema Gaelic Football stand: Cathal Foley.

Möchtest Du eine Reise zu Dir antreten?

Wächst in Dir die Sehnsucht, Dein Leben langsamer, tiefer und bewusster zu erleben? Möchtest Du eine Reise zu Dir selbst in Irland unternehmen? Auf Dich wartet eine Reise, die so individuell und wunderbar ist wie Du.

>> Weitere Infos <<

Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

Kommentar hinterlassen