Kelten Irland / Frühgeschichte Irland

Der Nikolaus in Irland

Nikolaus in Irland
Written by Ina Brecheis

Der Heilige Nikolaus bringt in Irland den Kindern am 6. Dezember keine süßen Naschereien. Auf der Grünen Insel ist der gute Mann gänzlich unbekannt, dabei könnte der Heilige Nikolaus in Irland seine letzte Ruhestätte gefunden haben. Es besteht kein Zweifel daran, dass es den wohltätigen Mann mit Mitra und Bischofsstab tatsächlich gegeben hat. Allerdings scheiden sich die Geister, wo die Gebeine des Heiligen Nikolaus ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Eine Spur führt nach Irland, genauer in die Grafschaft Kilkenny.

Kommt der Nikolaus in Irland?

Nein, der Heilige Nikolaus ist in Irland nicht bekannt. Schoko-Nikoläuse findet man auf der Grünen Insel aber dennoch – dort ist es halt nur der gute Santi, also Santa Clause. Dieser hat dann in der Nacht des 24. auf den 25. Dezember seinen großen Auftritt und schlüpft durch die Schornsteine, um die Socken am Kaminsims mit Geschenken zu füllen. Hier lest Ihr mehr über Weihnachten in Irland.

Die Geschichte des Heiligen Nikolaus

Das historische Vorbild des heute weltbekannten alten Mannes mit weißem Rauschebart ist Nikolaus von Myra. Die Geschichte von Nikolaus beginnt in Patara. Einem Ort in der heutigen Türkei, zwischen 270 und 286 nach Christus als Sohn wohlhabender Eltern geboren. Der junge Nikolaus widmete sein Leben Gott. Mit nur 19 Jahren verlieh ihm sein Onkel, der damalige Bischof von Myra, die Priesterweihe und setzt ihn als Abt von Sion, nahe seiner Heimatstadt ein.

Als seine Eltern an der Pest starben, verschenkte er sein ganzes Erbe an Bedürftige. Eine Legende erzählt davon, wie Nikolaus mehrere junge Frauen in seinem Heimatort davor bewahrte, ihre Körper verkaufen zu müssen, indem er über Nacht in die am Kamin aufgehängten Socken, heimlich Geldstücke verteilte oder diese durch das Fenster warf. So war genügend Geld für eine Mitgift vorhanden und die Zukunft der Frauen war gesichert. Daher rührt die heutige Tradition, dass der Heilige Nikolaus den Kindern über Nacht in die Stiefel kleine Geschenke steckt.

Nachdem Nikolaus Onkel, der Bischof von Myra, verstarb, pilgerte Nikolaus ins Heilige Land. Nach seiner Rückkehr ernannte ihn seine Gemeinde zum neuen Bischof von Myra. Als solcher werden ihm viele weitere Wunder nachgesagt. Er soll schiffbrüchige Pilger errettet, unschuldige Gefangene befreit und tote Kinder wieder zum Leben erweckt haben.

325 nach Christus nahm Nikolaus von Myra an dem ersten Konzil von Nicäa teil. Bei diesem Treffen diskutierten die geladenen Bischöfe, ob Jesus lediglich gottähnlich oder mit Gott eins sei. Nikolaus war ein wortgewandter Verfechter letztgenannter Ansicht. Er starb am sechsten Dezember zwischen 326 und 365 nach Christus. Beigesetzt wurde der Heilige Nikolaus in Myra, dem heutigen Demre in der Türkei. Nach seinem Tod sprach ihn der Papst heilig.

Der Heilige Nikolaus geht auf Reisen

Nach dem Tod von Nikolaus wurde es ruhig um den mildtätigen alten Mann. Erst im sechsten Jahrhundert begann der Kult um den Bischof von Myra. Kaiser Justinian weihte ihm eine Kirche im heutigen Istanbul und die Verehrung des Heiligen verbreitete sich weiter nach Griechenland, über die slawischen Länder nach Russland und von dort nach Mittel- und Westeuropa.

Mit der Verbreitung des Heiligenkultes rund um Nikolaus setzte auch das Interesse an seinen Gebeinen ein – der Reliquienhandel florierte. Einige Reliquien des heiligen Mannes soll Kaiserin Thephanu 972 nach Christus für ihre Hochzeit mit Otto II mit im Gepäck gehabt haben. Heute werden sie in einem Seitenschiff des Wormser Doms verwahrt. 1087 nach Christus stahlen Seefahrer die Gebeine des heiligen Nikolaus aus Myra und brachten sich nach Bari in Süditalien. So lautet die gängige Geschichte.

Der Nikolaus kommt nach Irland

Unter Historiker ist aber ein Streit über das Ende dieser Geschichte entbrannt. Der Historiker, Philip Lnych, Vorsitzender der Callan Heritage Society in der Grafschaft Kilkenny ist fest davon überzeugt, dass die letzte Ruhestätte des Heiligen Nikolaus die Kirche des Heiligen Nikolaus nahe der Jerpoint Abbey ist. Diese ist ein ehemaliges Zisterzienser Kloster, etwa 1,5 Kilometer südlich von Thomastown in der Grafschaft Kilkenny gelegen.

Laut Lynch brachte eine französische Kreuzfahrerfamilie mit Namen de Frainets die Gebeine von Nikolaus aus Bari in Italien nach Irland. Die de Frainets exhumierten das Grab des Heiligen in Bari und brachten die Überreste in den Süden Italiens, damals normannisches Gebiet. Als die de Frainets aus Italien schließlich vertrieben wurden, vertrauten sie die Gebeine Verwandten in Nizza an. Diese verfrachteten diese nach Kilkenny in ihren Familienbesitz zur sicheren Aufbewahrung.

Ein Mitglied der Familie, Nicholas de Frainets, errichtete nahe Jerpoint eine Kirche, in der die sterblichen Überreste des Nikolaus von Myra 1200 bestattet wurden. Tatsächlich gibt es in den Überresten der Kirche des Heiligen Nikolaus in Jerpoint eine Grabplatte, die den Heiligen flankiert von zwei Kreuzrittern zeigen soll.

Anders als die Basilika in Bari oder die Kirche in Demre, sind die Ruinen der Kirche des Heiligen Nikolaus in Kilkenny kein bekannter Wallfahrtsort. Die Grabplatte liegt einsam dar, eingesunken in irischem Klee und überwuchert von grünem Moos. Wenn die Reise des Heiligen Nikolaus wirklich an diesem Ort ihr Ende gefunden hat, könnte er es ruhiger nicht haben. Nach seinem bewegten Leben ist das sicher nicht das Schlechteste.

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Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

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