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Carrigafoyle Castle in Kerry: Wachturm am Shannon

Carrigafoyle Castle
Written by Neil Saad

Einst waren Flüsse die Lebensadern der Menschen. Über sie fand jeglicher Warentransport statt und Menschen nutzten Boote um von Ort zu Ort zu kommen. Deshalb entstanden im Mittelalter nicht nur die wichtigsten Städte an Flüssen. Vielmehr nutzte man strategisch kluge Punkte entlang der Gewässer, um Befestigungen zu errichten. Wie das Carrigafoyle Castle am Shannon im County Kerry. Die wehrhafte Burganlage befindet sich am Südufer des Flusses und diente einst als Wachposten. Von dort übersah und schützte die Familie O’Connor den Schiffsverkehr zwischen dem Ozean und Limerick am Ende der Shannon-Mündung. Noch heute lässt sich die einstige Macht der Familie O’Connor über die Gewässer erahnen, besucht man die Ruinen der Burganlage. Nach Restaurationsarbeiten lässt sich gar das Innere der Anlage besichtigen. In unserem Artikel werfen wir einen Blick auf die Wachburg und ihre Geschichte.

Das Carrigafoyle Castle am Shannon

Das Carrigafoyle Castle liegt wenige Kilometer außerhalb des kleinen Ortes Ballylongford im ländlichen Nordteil der Grafschaft Kerry. Von dort ist es lediglich ein kurzes Stück Weges bis zum Strand des Seeresorts von Ballybunnion und dem Fährhafen von Tarbert. Dadurch ist die Anlage ein schöner Zwischenhalt bei der Erkundung von Nord-Kerry und während des Transfers von Clare oder Limerick in die südlicheren Herzregionen von Kerry.

Geschichte einer Wachburg

Erbaut wurde das Carrigafoyle Castle zwischen 1480 und 1490 durch die Familie O’Connor. Die O’Connors aus Kerry waren ein Zweig des mächtigen O’Connor-Clans, der seinen Hauptzweig in der nordwestlichen Provinz Connacht hatte und dort gar zweitweise den Hochkönig von Irland stellte. Jene O’Connors in Kerry bezogen das Carrigafolye Castle um ihre Ländereien in Nord-Kerry zu sichern. Wichtiger noch: durch die Lage ihrer neuen Burg am Ufer der gewaltigen Mündungsbucht des Shannon, bestimmten sie das Geschehen zu Wasser. Handelsschiffe, die zwischen der offenen See, den kleinen Küstendörfern entlang des Shannon und der Stadt Limerick pendelten, unterlagen der Kontrolle durch die O’Connors. Zudem sicherte die seefahrende Familie den Händlern sicheres Geleit gegenüber Überfällen. Hierfür ließen sie sich gut von den dankbaren Händlern bezahlen. So manches Fass Wein, welches zu Abend in der Halle des Carrigafolye Castle geleert wurde, war ein solcher Tribut der Handelsleute.

Carrigafoyle Castle

Simowiiki, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Zerstört durch Kanonen

Im Jahr 1580 geriet das Carrigafoyle Castle zum Austragungsort einer mehrtägigen Belagerungsschlacht. Hierbei verteidigten die O’Connors, unterstützt durch spanische Soldaten während der knapp vierjährigen Desmond-Rebellion (1579 – 1583) die Burg gegen englische Truppen. Der Earl of Desmond hatte sich gegen die englischen Bestrebungen, die Macht über das gälische Irland auszuweiten, aufgelehnt. Dazu erhielt er Unterstützung seitens des katholischen Spaniens gegen die protestantischen Engländer. Die O’Connors als mächtige Vertreter jenes gälischen Irlands, kämpften an Seiten Desmonds. Jedoch sollte dies beinahe ihr Ende bedeuten. Denn während der Belagerung zerstörte Kanonenbeschuss die Mauern des Wehrturms. Obwohl die vereinten Kräfte der O’Connors und Spaniens die Angreifer zunächst abwehrten, fiel die Burg schließlich am zweiten Tag der Belagerung. Die verteidigende Besatzung wurde im Anschluss gnadenlos hingerichtet.

In der Folge verloren die O’Connors ihren Landbesitz. Jedoch erhielten sie wenige Teile davon zu Beginn des 17. Jahrhunderts zurück. Inklusive des Landes um die Ruinen des Carrigafoyle Castle. Allerdings war auch dies nur von kurzer Dauer. In 1652 übernahmen die Truppen Oliver Cromwells Land und Ruine und richteten John O’Connor, das damalige Familienoberhaupt öffentlichkeitswirksam auf dem Marktplatz von Tralee hin. Hierdurch war das Ende der Herrschaft des Clans über den Norden von Kerry und den Verkehr auf dem Fluss Shannon besiegelt.

Das Carrigafoyle Castle in Kerry erkunden

Carrigafoyle Castle

Photography of life, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die während der Belagerung entstandenen Schäden am Carrigafoyle Castle wurden nie wieder repariert. Was heute an Mauerresten zu sehen ist, geht größtenteils auf die Beschädigungen durch den Kanonenbeschuss im 16. Jahrhundert zurück.Erhalten ist heute in großen Teilen der mächtige Hauptturm in der typischen Bauweise einer mittelalterlichen Burg. Einst war die Turmanlage von Schutzmauern umgeben. Dazu umgaben diese ebenfalls einen kleinen Hafen, was für Anlagen der Zeit als ungewöhnlich gilt. Hierbei taucht die Burg ihre Füße in das Wasser des Shannon, geschützt durch eine kleine Insel, die ein Arm des Flusses vom Festland abtrennt. Umgeben von feuchten Marschen bot dieser schwer durchdringlicher Untergrund der Wehranlage zusätzlichen Schutz vor Angriffen von Land.

Das Bauwerk selbst steht trotz der feuchten Umgebung auf sicheren Füßen. Sein Name leitet sich vom irischen Carrig an Phoill ab. Übersetzt bedeutet dies Stein des Loches und weist wohlmöglich auf die soliden Fundamente hin. Zugang besteht heute über eine kleine, von niedriger Mauer gesäumten, kurzen Zufahrt die an einem modernen Parkplatz beginnt. Von diesem aus thront die altehrwürdige Burg gegen das Blau des Himmels in die luftige Höhe.

Seitdem das Carrigafoyle Castle vom irischen Staat restauriert wurde, lässt es sich von Reisenden besichtigen. Hierbei ist die Anlage während der Sommer-Monate tagsüber geöffnet. Der Zugang ist kostenlos. Besichtigen lässt sich die Anlage auch vom Inneren. Steht man im Zentrum des Turms und wirft den Blick nach oben, wird man der einstigen Größe gewahr. Über sechs Etagen verteilt fand damals das Burgleben statt. Alte Kamine, Durchgänge und Treppen lassen sich auf den einzelnen Etagen noch erahnen. Insgesamt 104 Stufen sollen vom Erdgeschoss bis hinauf auf das höchste Level geführt haben. 24 Meter misst der Turmbau in der Höhe. Die Aussicht über den Shannon und die grünen Wiesen von Nord-Kerry, welche die Bewohner einst an klaren Tagen von dort genossen haben mögen, muss traumhaft gewesen sein.

 

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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