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Die Penal Laws – Zeugnis der Unterdrückung

Written by Jessica Jirschik

Irland ist nicht nur das Land der mystischen Wesen und zauberhaften Landschaften. Wer sich genauer mit der Grünen Insel befasst, kommt nicht um ihre tragische Geschichte herum. Die Penal Laws waren ein Zeugnis der Unterdrückung der katholischen Gemeinschaft. Auch Protestanten, Quäker und andere Andersdenkende hatten unter den Gesetzen zu leiden, die dazu dienen sollten, die Macht der Church of Ireland zu festigen.

Die Geschichte der Penal Laws

Anfangs war Englands Regierung noch vorsichtig bei der Anwendung der Strafgesetze. Es war klar, dass sie ihre Forderungen ohne die Unterstützung der katholischen Oberschicht nicht durchsetzen konnten. Das ursprüngliche Ziel war die Zerschlagung der gälisch-irischen Rebellion im Neunjährigen Krieg (1594–1603).

Ein bedeutender Vorteil der englischen Regierung war, dass ein großer Teil der katholischen Aristokratie aus Altenglischen bestand. Als 1603 James VI. von Schottland als James I. sowohl den englischen als auch den irischen Thron bestieg, traten nach Ende des Krieges eine Reihe von Zwangsgesetzen in Kraft.

Die Antwort darauf war die „Schießpulver-Verschwörung“ von 1605 . Eine Gruppe englischer Katholiken hatte die Hoffnung, sich damit erfolgreich gegen James’ Gesetze auflehnen zu können. Doch die Aktion scheiterte und rechtfertigte neue restriktive Gesetze für Katholiken in Irland, Schottland und England.

Wege der Unterdrückung durch die Penal Laws

Ab dem Jahr 1607 durften Katholiken weder öffentliche Ämter mehr bekleiden noch in der Armee dienen. Besonders hart war die „Recusant-Geldstrafen“, welche Katholiken in allen drei Königreichen für die Nichtteilnahme an anglikanischen Gottesdiensten zahlen mussten. Katholische Gottesdienste wurden nur noch geduldet, wenn sie im privaten Rahmen stattfanden.

Die Penal Laws umfassten unzählige solcher wahnwitzigen Gesetze. Wir stellen euch einige davon kurz vor.

Der Education Act von 1695

Das sogenannte Bildungsgesetz des irischen Parlaments untersagte es Katholiken, ihre Kinder zur Ausbildung ins Ausland zu schicken. Sein langer Titel lautet „Ein Gesetz zur Beschränkung ausländischer Bildung“. Somit griff man großflächig in die Familien ein und beschnitt die Rechte der Bildung katholischer Kinder.

Der Banishment Act von 1697

Das Gesetz verbannte alle katholischen Amtsträger aus dem Land. Im Mai 1698 sollten alle „päpstlichen Erzbischöfe , Bischöfe , Generalvikare , Dekane , Jesuiten , Mönche , Mönche, und andere reguläre päpstliche Geistliche“ in einem von mehreren benannten Häfen sein. Dort sollten sie auf einem Schiff das Land verlassen. Weigerte man sich oder reiste erneut ein, wurde dies als erstes Vergehen mit 12 Monaten Gefängnis und anschließender Ausweisung bestraft. Eine Wiederholungstat wurde unter Hochverrat gestellt.

Der Registration Act von 1704

Das Regierungsgesetz verlangte von Priestern, sich bei ihren örtlichen Amtsrichtern registrieren zu lassen . Des Weiteren mussten sie einen Geldbetrag bezahlen, um gutes Benehmen sicherzustellen, und in dem Landkreis bleiben zu können, in dem sie sich registriert hatten.

Der Disenfranchising Act von 1728

Dieses Gesetz untersagte allen Katholiken die Teilnahme an Parlamentswahlen. Nun war die katholische Bevölkerung politisch vollkommen unmündig.

Alle Verbote, denen Katholiken im Rahmen der Strafgesetze ausgesetzt waren:

  • Ausschluss von den meisten öffentlichen Ämtern (seit 1607)
  • Verbot der Mischehe mit Protestanten; 1778 aufgehoben
  • Presbyterianische Ehen wurden vom Staat nicht gesetzlich anerkannt
  • Katholiken dürfen keine Schusswaffen besitzen oder in Streitkräften dienen (aufgehoben durch das Milizgesetz von 1793)
  • Verbot der Mitgliedschaft im Parlament ab 1652; aufgehoben 1662–1691; erneuert 1691–1829
  • Entrechtungsgesetz 1728, Wahlausschluss bis 1793;
  • Ausschluss aus den Rechtsberufen und der Justiz; aufgehoben (jeweils) 1793 und 1829
  • Bildungsgesetz 1695 – Verbot ausländischer Bildung; 1782 aufgehoben
  • Sperre für Katholiken und protestantische Dissidenten, die das Trinity College Dublin betreten ; 1793 aufgehoben
  • Bei einem Tod durch einen Katholiken könnte sein Vermächtnisnehmer von der Konversion zur Church of Ireland profitieren
  • Popery Act – Katholische Landerben sollten gleichmäßig zwischen allen Söhnen eines Eigentümers aufgeteilt werden
  • Verbot der Konversion vom Protestantismus zum römischen Katholizismus; 1778 aufgehoben.
  • Verbot der Verwahrung von Waisenkindern für Katholiken unter Androhung einer Geldstrafe von 500 £
  • Verbot für Katholiken, protestantisches Land zu erben
  • Verbot für Katholiken, ein Pferd im Wert von über 5 £ zu besitzen
  • Römisch-katholische Laienpriester mussten sich gemäß dem Registrierungsgesetz von 1704 registrieren lassen
  • Wenn es erlaubt war, sollten neue katholische Kirchen aus Holz und nicht aus Stein und abseits von Hauptstraßen gebaut werden

Der Vertrag von Limerick

„Die Katholiken dieses Königreichs sollen bei der Ausübung ihrer Religion solche Privilegien genießen, die mit den Gesetzen Irlands vereinbar sind oder die sie während der Herrschaft von König Karl dem Zweiten und ihren Majestäten genossen, sobald ihre Angelegenheiten dies zulassen ihnen, ein Parlament in diesem Königreich einzuberufen, wird sich bemühen, den besagten römischen Katholiken eine solche weitere Sicherheit in dieser Hinsicht zu verschaffen, die sie vor jeder Störung aufgrund ihrer besagten Religion bewahren kann.“

Mit diesen Worten aus Artikel 1 des Vertrages von Limerick endete im Oktober 1691 der Krieg. Die Gegenleistung für diese „Privilegien“ war allerdings ein Treueid, der William und Mary geschworen werden sollte. Viele Katholiken fanden diesen Eid abstoßend. Eine kleine Anzahl katholischer Landbesitzer schwor den Eid, um ihre Familien zu schützen.

Die Reform 1778–1869

Im Januar 1766 erkannte der Heilige Stuhl die hannoversche Dynastie als legitim an. Es begann der langsame Prozess der katholischen Emanzipation mit der Aufhebung einiger Strafen und Gesetze. Jedoch geschah dies alles in schleppendem Tempo und so herrschte zwischen Katholiken und Protestanten weiter ein ständiger Konflikt.

Nach turbulenten Kriegsjahren gegen Frankreich, in denen es Katholiken erstmals wieder gestattet wurde, Schusswaffen zu tragen, um im Militär dienen zu können, setzte sich die Emanzipation im Jahr 1801 fort. Unterstzützt wurde sie von dem liberalen Abgeordneten Henry Grattan.

Bald darauf erlaubte das Gesetz die Ernennung katholischer Richter und hochrangiger Beamter. Allerdings profitierten davon nur die besser gebildeten und reicheren Katholiken.  Aber für die Mehrheit der irischen Katholiken waren die Kosten des Zehntensystems noch immer der Hauptgrund für Beschwerden.

Die Zehntenreform

Bisher war es verpflichtend für Katholiken, den Zehnten an die protestantische Kirche zu zahlen. Das irische Kirchengesetz von 1869 löste diese Sanktion auf. Damit löste sich der letzte tiefgreifende Konflickt, den die Penal Laws über einen Großteil der irischen Bevölkerung gebracht hatten auf und über die kommenden Jahre kehrte Normalität ins Land zurück.

Die katholische Kirche lebte auf und schloss sich sogar mit protestantischen Kirchen zusammen. Jedoch blieb die Erinnerung an die lange dunkle Zeit der Unterdrückung lange im Gedächtnis der Katholiken verankert und wird noch heute als rechtlicher und sozialer Tiefpunkt der irischen Geschichte angesehen.

Bei einem Anteil von rund 78 % katholischer Bevölkerung wissen heute die wenigsten von den harten Zeiten, die auch diese Glaubensgemeinschaft in Irland durchzustehen hatte. Umso wichtiger ist es, uns ins Gedächtnis zu rufen, dass es beim Glauben nicht um Politik, sondern um die Hingabe und Liebe zu Gott gehen sollte. Damit sind alle Kriege hinfällig.

 

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Über den Autor

Jessica Jirschik

Wenn es wahr ist, dass wir schon einmal gelebt haben, dann war mein Zuhause definitiv Irland. Seit meiner Jugend zog mich ein undefinierbarer Sog auf die Grüne Insel, doch erst 2017 konnte ich meinen Traum, einer Irlandrundreise wahrmachen. Seitdem ist der Sog nur noch stärker geworden. Wenn es regnet, denke ich an Irland. Im Pub kann es für mich nur Guinness sein. Laute Musik, Geschichten und Gesseligkeit gehören für mich zum Glücklichsein. Im Herzen bin ich eine waschechte Irin.

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