Irische Mythologie

St. Brigid – keltische Göttin und christliche Heilige

Brigid Cross
Written by Ina Brecheis

Die heilige Brigida oder Brigid, wie sie auf Englisch heißt, ist eine der drei Schutzheiligen Irlands. Bekannter sind wohl die anderen beiden – St. Colmcille und St. Patrick. Der heiligen Brigid ist der erste Februar gewidmet. Um die heilige Brigid ranken sich viele Mythen und Legenden. Wir begeben uns auf die Spuren der Brigid, die sowohl von Christen als auch von Kelten verehrt wurde und wird. Außerdem verraten wir Euch, was es mit dem „St. Brigid’s Cross“ auf sich hat, das ein bekanntes, keltisches Symbol ist.

Die keltische Brigid – Göttin des Feuers

Lange bevor die Christen Brigid als heilige Brigida von Kildare verehrten, galt sie als die Tochter der Muttergöttin der Kelten. Ihr Name stammt vom Keltischen „Breo-Saighit“, was frei übersetzt „flammender oder glänzender Pfeil“ bedeutet. Sie ist eine schillernde Gestalt in der keltischen Mythologie: Brigid herrscht über das Feuer und hält es am Leben, wird als Schutzgöttin der Schmiedekunst, der Heiler, Dichter und als Göttin der Weisheit verehrt. Sie ist Beschützerin der Familien, der Frauen und Säuglinge.

Der keltischen Mythologie nach ist Brigid die Tochter von Daghda. Daghda ist der mächtigste Hochkönig der Tuatha Dé Danann, dem mythischen Volk, das die Grüne Insel noch vor den Kelten bevölkerte.

Verehrt wurde die Göttin Brigid von den Kelten an Imbolc – keltisches Mondfest. Der Nacht vom ersten auf den zweiten Februar. Im keltischen Kalender gilt dieser Tag als Frühlingsanfang, denn die Göttin Brigid vertreibt Winter und Frost. Tatsächlich werden die Tage Anfang Februar merklich länger, die Sonne geht früher auf und die Pflanzenwelt erwacht langsam aus der Winterruhe. Brigid sei Dank.

Die heilige Brigid von Kildare

Über das Leben der heiligen Brigid ist wenig bekannt. Vermutlich erblickte sich um 451 in Fochart Muirthemne, dem heutigen Faughart bei Dundalk, das Licht der Welt. Der Legende zufolge war ihr Vater ein Adliger, ihre Mutter hingegen eine Leibeigene. Brigid wuchs zu einem ausnehmend schönen Mädchen heran, das sich vehement weigerte zu heiraten. Sie wollte ihr Leben dem Glauben widmen.

Mit nur 14 Jahren durfte sie auf ihr Drängen hin, das Elternhaus verlassen, um Nonne zu werden. Unter einer Eiche richtete sie sich eine einfache Wohn- und Gebetszelle ein. Über die Jahre entstand daraus ein Nonnenkloster mit dem Namen „Kildare“, was zu Deutsch „Kirche der Eiche“ bedeutet. So gründete die heilige Brigid fast nebenher, das heute für seine bunten Häuserfassaden bekannte Städtchen Kildare. Brigid wurde zur Äbtissin dieses Klosters und viele Freuen schlossen sich ihr an. Ihr werden verschiedene Wunder nachgesagt, die teils mit den Mythen der keltischen Göttin verschmelzen. So berichten manche Legenden, dass Brigid Haustiere wundersam geheilt habe.

Als Brigid verstarb und in Kildare bestattet wurde, entzündeten ihre Glaubensschwestern ihr zu Ehren ein ewiges Feuer, das sie Tag und Nacht bewachten – das St. Brigidenfeuer“. Auch der Feiertag der Heiligen zeugt davon, wie sehr christlicher Glaube und keltische Mythologie miteinander verschmolzen.

Ihre Gebeine sind heute nicht mehr in Kildare zu finden. 878 wurden sie vor den Normannen in Sicherheit gebracht und im Grab von St. Patrick und St. Colmcille in der Down Cathedral (Downpatrick, Nordilrand) beigesetzt. Die Schutzheiligen Irlands sind somit vereint. Ein Stein am Boden der Kathedrale markiert ihr Grab. Einige ihrer Reliquien gelangten auch auf das europäische Festland. So findet sich ihr Kopf in der Jesuitenkirche in der Stadt Lumiar, in der Nähe von Lissabon (Portugal) und andere Reliquien in der St. Martins Kirche in Köln.

Im christlichen Glauben wir die heilige Brigida als Schutzheilige des Viehes, der Kinder und der Wöchnerinnen verehrt. Ihr ist der erste Februar gewidmet. Auch hier zeigt sich, wie sehr sich keltischer und christlicher Glaube miteinander verbanden.

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Im Zentrum der Verehrung – die Heilige Brigid; © gruene-Insel.de

St. Brigid Cross

Das St. Brigid´s Cross oder das Brigidakreuz ist ein bekanntes Symbol, das auch im heutigen Irland weit verbreitet ist. Es besteht aus Gräsern, die auf eine spezielle Art miteinander verflochten sind. Sie werden am Tag der heiligen Brigida, am ersten Februar, im Gottesdienst gesegnet und danach zu Hause aufgehängt. Es schützt das Haus vor Feuer.

Das St. Brigid Cross geht auf eine weitere Legende zurück. Ein heidnisches Stammesoberhaupt soll auf seinem Sterbebett nach Brigida verlangt haben. Er hoffte, mit den weisen Worten der Nonne seinen Seelenfrieden zu finden. Brigid kam und begann ihn, mit ihren Worten zu trösten und zu beruhigen. Währenddessen hob sie Gräser und Halme, die am Boden lagen auf und band sie zu einem Kreuz. Wie erklärte dem Sterbenden die Bedeutung des Kreuzes, wonach dieser so berührt war, dass er vor seinem Tod zum Christentum konvertierte.

Auch hier besteht eine enge Anbindung an keltische Mythologie, denn sehr wahrscheinlich geht das Kreuz der heiligen Brigida eher auf ein keltisches Symbol zurück als auf christliche Legenden.

Die St. Brigid’s Well in Liscannor

Eine der meistbesuchten und wohl auch bekanntesten als heilig geltenden Quellen Irlands ist die St. Brigid’s Well in Liscannor. Sie liegt nur wenige Autominuten südlich der berühmten Cliffs of Moher an einer eher unscheinbaren Straßenkreuzung. Dort, wo die L1548 in die R478 einmündet. Schon seit Jahrhunderten pilgern Menschen an diesen Ort mit ihren Wünschen und Bitten um Genesung im Gepäck. Auch wenn man nicht religiös ist, so kann man doch spüren, dass von diesem Ort etwas Besonderes ausgeht; so als hätten ihn die Menschen mit ihren hierher gebrachten Hoffnungen in einer Weise aufgeladen.

Die St. Brigid’s Well im County Clare

Die berühmte Quelle der Heiligen Brigid oder Brigida im County Clare war für die Bewohner der abgelegenen Aran Inseln und der Umgebung ein sehr besonderer Pilgerort und sie nannten ihn „Dabhach Bhride“. Übersetzt bedeutet dies das Bad der Heiligen Brigida. Hier wurde immer am 1. Februar und am 14. August eine besondere Zeremonie abgehalten, die ganz eigenen Regeln folgte.

Zuerst wurde vor der Quelle ein Gebet gesprochen. Dann wurde die Statue der Heiligen Brigida fünfmal umrundet, sodass sie zur rechten Seite des Pilgers lag. Daraufhin wurde der kleine Garten ebenfalls fünfmal umgangen. Nun musste das Kreuz hinter der Statue fünfmal umrundet und geküsst werden, erst dann konnte man der Heiligen Brigid seinen Wunsch oder seine Bitte vorbringen. Der berühmte blinde Balladensänger, John Haran, sang einst:

There is not in my travels a scenery so sweet,  As the hill in whose bosom the pilgrims do meet.

Über all die Jahre, in denen die Menschen bis heute zur Quelle pilgern, hat sich der schmale Gang zur heiligen Quelle gefüllt mit unzähligen Heiligenfiguren, Rosenkränzen, Bändern, Bildern und Amuletten. Es gibt eine Legende, wonach dem besonderes Glück ins Haus steht, der in der St. Brigid’s Well einen Aal erspäht.

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Der Zugang zur Quelle; © gruene-Insel.de

Unweit der St. Brigid’s Well befindet sich ein kleiner Friedhof. Hier sollen sieben mythische Könige Irlands uns herausragende Clanführer in allen Ehren bestattet worden sein. Das spricht dafür, dass der Ort schon lange vor der Christianisierung Irlands einen besonderen Stellenwert hatte. Und in der Tat gibt es eine keltische Heilige, die wohl eine Vorgängerin der christlichen Brigida war. Das erstaunt nicht, denn oft planzten die missionierenden Mönche den christlichen Glauben einfach über „heidnische“ Heilige und Bräuche.

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Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

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