Am östlichen Rande der Küstenstadt Bray im County Wicklow liegt das herrliche Anwesen der Earls of Meath: Killruddery House. Die prachtvolle Villa im gotischen Stil, die einmalige Orangerie und ein weitläufiger Barrock-Garten sind die Kernelemente von Killruddery House & Gardens. Die Familie Brabazon, die Earls of Meath, verbindet eine 400-jährige Familiengeschichte mit diesem wunderschönen Anwesen. Diese dauert bis zum heutigen Tage an. Gründe genug, um Killruddery House & Gardens einen Besuch abzustatten.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte von Killruddery House & Gardens
Killruddery gehört, ähnlich wie Powerscourt House & Gardens, zu den großen, herrschaftlichen Anwesen der Grafschaft Wicklow. Die Tradition dieser Anwesen reicht viele Jahrhunderte zurück. Im Falle von Killruddery House & Gardens sind es ganze 400 Jahre. Die Familientradition reicht zurück zu dem Normannen Jacques de Brabancon. Dieser erlangte als Standartenträger von William, dem Eroberer, Ruhm in der Schlacht von Hastings (1066). Als Belohnung erhielt er Titel und Ländereien im frisch eroberten England.
400 Jahre später kam 1534 mit Sir William Brabazon das erste Familienmitglied nach Irland. Im Auftrag der Krone verdingte sich Sir William unter anderem als Vize-Schatzmeister in Irland. Bei der Enteignung der irischen Klöster erhielt er 1545 Kirchenland, darunter die Ländereien von Kilrotheric. 1618 bezogen die Brabazons erstmals dort ein Haus. An dieser Stelle beginnt ihre Familiengeschichte in Killruddery. 400 Jahre lang gingen seit dem Titel und Land vom Vater zum Sohne über. Eine beeindruckende Konstante.
Das gibt es im Killruddery House & Gardens zu sehen
Killruddery Haupthaus
Über das erste Killruddery House ist nichts bekannt. Aufzeichnungen bezeugen einzig die Zerstörung des ersten Wohnhauses im Jahr 1645 durch ein Feuer. Der Wiederaufbau datiert aus dem Jahr 1651. Das heutige Haus wiederum entstand Anfang des 19. Jahrhunderts bei einem groß angelegten Umbau unter dem 10. Earl of Meath. Im verspielten, leicht mystischen, gotischen Stil baute der Earl of Meath eine prächtige Villa. Dabei ist es bemerkenswert, dass er das Haus neu ausrichtete: anstatt nach Osten blickte die Hausfront fortan nach Norden. Eine Drehung des Hauses um neunzig Grad.
Beeindruckendster Teil des Haupthauses ist die Haupthalle mit ihrer Kuppel. Ein Glasfenster zeigt eine Szene aus der Schlacht von Hastings und greift die Ruhmestaten des ersten Brabazon auf. Weitere, prunkvoll ausgestattete Räume beinhalten neben wundervollen Möbeln, Wandverzierungen und unschätzbarer Kunstwerke eine Reihe von Familienandenken. Der älteste Raum des Killruddery House ist die Bücherei. Dieser Teil des Hauses stammt aus dem Wiederaufbau im 17. Jahrhundert und blieb beim Umbau des Hauses im 19. Jahrhundert erhalten.
Die Orangerie
Neben dem Haupthaus ist das Killruddery House berühmt für seine Orangerie, einen markanten Glasanbau aus dem Jahr 1852. Der helle Anbau mit seinem Marmorboden beherbergt eine wertvolle Sammlung von Statuen. Die Skulpturen brachten der 10. und der 11. Earl of Meath von ihren Reisen auf den Kontinent mit.
Die Wasser-Uhr von Killruddery
Ein besondere Schönheit des Killruddery House & Gardens ist die Wasseruhr im Hofbereich östlich des Haupthauses. Der 13. Earl of Meath konstruierte zwischen 1903 und 1906. Es handelt sich um eine durch Wasserdruck betriebene Uhr. Für die damalige Zeit eine faszinierende Technik, die große Aufmerksamkeit erregte. Die Wasseruhr von Killruddery galt als eine der akkuratesten ihrer Art. Jedoch geriet die wunderbare Technik in Vergessenheit und die Uhr, beherbergt in einem Turm, verfiel. Restaurationsarbeiten Anfang des 21. Jahrhunderts stellten die Funktionsfähigkeit wieder her. Deshalb kann die Uhr heute von Besuchern bestaunt werden.
Killruddery Gardens: Ein klassischer Barock-Garten
Nach dem Wiederaufbau des abgebrannten Wohnhauses dauerte es 30 Jahre bis der 4. Earl of Meath seinem Anwesen einen Garten hinzufügte. Für die Planung beschäftigte er ab 1682 den französischen Gartenarchitekten Bonet. Dieser hatte sein Können von Meisterhand gelernt. Er war ein Schüler des berühmten André Le Nôtre (1613 – 1700), welcher wiederum Hauptgärtner der Schlossgärten von Versailles war.
Folgerichtig entstanden die Killruddery Gardens mit klassischen Elementen eines Barock-Gartens. Dazu gehören die lang gezogenen Wasserbecken vor dem Haus, Boskette sowie der symmetrisch gepflanzte Lindenwald, „The Wilderness“ genannt. Diese Elemente, entstanden vor über dreihundert Jahren, sind bis heute unverändert erhalten und bilden das Herz von Killruddery House & Gardens. Deshalb verpflichteten sich die Generationen der Brabazons dazu, dieses Herz zu erhalten. Aus diesem Grunde fügten sie den Killruddery Gardens auch nur mäßig Neues hinzu.
So entstand 1846 unter der Führung des Gartenarchitekten Daniel Robertson westlich des Gebäudes der versunkene Garten. Ähnlich wie Robertsons berühmtes Werk in Powerscourt, handelt es sich hier um einen italienischen Garten im Stil der Renaissance. Förmliche Beete, gefüllt mit Rosen und gesäumt von niedrigen, streng geschnittenen Hecken heben sich von der offenen Gestaltung des älteren Gartenteils ab.
Ein Rundgang durch Killruddery
Der Ostteil
Ein Rundgang durch die Killruddery Gardens beginnt westlich vom Haus. Ein Pfad führt auf das Haus mit seiner Orangerie zu. Zur Linken liegt der versunkene Garten aus dem 19. Jahrhundert. Insbesondere im Sommer, zur Zeit der Rosenblüte, ist dieser prachtvoll anzusehen. Währenddessen öffnet sich vor dem Haus der Blick auf die beiden Wasserbecken. Am Ende der Becken schließt ein Rundteich samt Springbrunnen die Vista vom Haus ab.
Östlich der beiden Wasserbecken befindet sich ein Boskett, genannt „The Angels“. Dabei handelt es sich um einen Wandelgarten, bestehend aus hohen Laubhecken. In gerade, symmetrische Formen geschnittene Hecken führen Besucher in das Herz des Boskett hinein und wieder hinaus. Am südlichen Ende des Boskett liegt ein alter Sportplatz mit zwei Toren.
Im Osten jenseits des Bosketts befindet sich ein Waldgarten, welcher einen steinigen Hügel hinauf führt. Am höchsten Punkt des Hügels liegt ein massiver, blanker Fels. Von diesem Punkt aus genießen Besucher einen traumhaften Blick über Killruddery Gardens und auf das Killruddery House. Weiter über eine ausladende Wiese am Fuß des Felsens, gesäumt von ausgewachsenen Bäumen, kommen Besucher zurück zum Haupthaus.
Der Westteil
Westlich der Wasserbecken liegt „The Wilderness“, ein klassisches Element des Barock-Gartens. Bonet ließ Linden in einem symmetrischen Raster anpflanzen, so dass der Wald, trotz seines Namens eine ordentliche Struktur aufweist. Über die Jahrhunderte sind die Linden ausgewachsen und die optische Förmlichkeit ging verloren.
Am Ende eines Rundgangs durch „The Wilderness“, zwischen den alten Bäumen und dem Renaissance-Garten, befindet sich ein riesiger, grüner Ring aus Buchen. Diese uralten Pflanzen formen einen massiven Kreis und umschließen einen großen Teich. Ein spektakuläres Werk der barrocken Gartenkunst.
Nicht minder spektakulär ist das zweite Boskett von Killruddery House & Gardens, das Sylvan Theatre. Dieses von einer hohen Laubhecke umgebene Freilufttheater ist seit jeher Veranstaltungsort künstlerischer Inszenierungen.
Der alte Mauergarten
Außerhalb des Hauptgartens von Killruddery House & Gardens liegt der alte Mauergarten. In jüngeren Jahren erweckte Anthony Brabazon, Sohn und Erbe des derzeitigen Earl of Meath den Mauergarten zu neuem Leben. In biologischer Anbauweise wachsen im Mauergarten der Killruddery Gardens Obst und Gemüse, welche unter anderem im eigenen Café verarbeitet werden. Mit Anthony und seiner Frau Fionnuala hat die nächste Generation der Brabazons das Ruder in Killruddery bereits übernommen. Sie schreiben die nächsten Kapitel der 400-jährigen Geschichte von Killruddery House & Gardens.
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