In Irland Ostern feiern ist etwas Besonderes, denn die Grüne Insel wartet mit kuriosen Bräuchen und Traditionen auf. Wir verraten Euch, was ein toter Hering mit Ostern in Irland zu tun hat und weshalb man bunte Eier auf der Grünen Insel vergeblich sucht.
Inhaltsverzeichnis
Wie heißt Ostern in Irland?
Ostern heißt auf Irisch übrigens Cáisc. Gesprochen „Kaschk“ mit einem lang gezogenen „a“. Sätze, die an Ostern in Irland häufig fallen sind beispielsweise „Cáisc faoi mhaoise duit“oder „Cáisc shona duit“. Beides bedeutet „frohe Ostern“.
Wie feiert man in Irland Ostern?
Noch vor einigen Jahrzehnten war Ostern in Irland stark geprägt von den Festlichkeiten der katholischen Kirche. In den 40 Tagen vor Karfreitag wurde streng gefastet (mehr dazu im nächsten Absatz) und zwar nicht nur, was das Essen betraf. Die Menschen besuchten einander nicht, spielten keine Musik und lebten in dieser Zeit zurückgezogen. Am Karfreitag lag das öffentliche Leben in Irland brach. Es war der Tag der Andacht und des In-Sich-Gehens. Körper und Geist sollten auf diese Weise auf das Osterfest vorbereitet werden.
Ostern in Irland – Heilsamer Aberglaube
Am Karsamstag dem Samstag nach Karfreitag segnete der Pfarrer das Osterwasser, das die Menschen in die Kirche brachten. Dem Osterwasser wurden Heilkräfte nachgesagt. Das Osterwasser sollte Krankheiten vorbeugen und vor Gefahren schützen. Es war Brauch, dass jede Person drei kleine Schlucke des Wassers im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit trank. Außerdem benetzten die Menschen ihr Haus, deren Bewohner und das Vieh mit dem gesegneten Wasser. Einen Rest des Osterwassers verwahrte man sicher auf, um für den Notfall gewappnet zu sein.
Die höchste Feierlichkeit fand und findet für die gläubigen Kirchgänger am Abend des Karsamstags statt. Die Osterandacht beginnt um zehn Uhr abends. Eine Stunde danach werden alle Lichter in der Kirche gelöscht und alles ist in Dunkelheit getaucht, bis die Osterkerze im Andenken an die Auferstehung von Jesus Christus feierlich entzündet wird.
Schokoeier statt bunter Farbenpracht
Am folgenden Tag, dem Ostersonntag, kleidete man sich in Irland in neu gekaufter Kleidung. Das symbolisierte nach außen hin einen Neuanfang. Die irischen Familien besuchten gemeinsam den Ostergottesdienst. Nach diesem wurde feierlich das Fasten gebrochen und Fleisch, Gemüse, Brot und allerlei andere Köstlichkeiten kamen auf den Tisch. Typisch für die Osterfestivitäten in Irland sind die obligatorische Lauchsuppe und der Lammbraten. Kurzum alles, was zu einem reichhaltigen irischen Festmahl gehört. Nach einem weiteren Schmaus am Abend des Ostersonntags bekamen die Kinder bunte Ostereier. Eigentlich waren die Eier den Kindern vorbehalten, die sowohl gefastet, als auch dem Ostermahl gut zugesprochen hatten. Die Eltern drückten aber wohl das ein oder andere Auge zu.
Bemalte, bunte Ostereier sucht man heutzutage in Irland zwar nicht ganz vergebens, jedoch sieht man sie selten. Im Laufe der Jahre wurden sie von überdimensional großen Schokoladeneiern abgelöst, die teils mit weiteren kleinen Schokoladeneiern oder Pralinen gefüllt sind. In Irland wird zu Ostern so viel Schokolade verschenkt, dass diese einen ganzen Jumbo-Jet ausfüllen könnte.
Wie auch hierzulande hat das liturgische Osterfest auch in Irland an Bedeutung verloren. Knapp unter 20 Prozent der gläubigen Iren gehen regelmäßig in die Kirche. Ostersonntag ist jedoch weiterhin ein Tag der Familie. Alle Läden und die meisten Pubs bleiben geschlossen. Die wenigen, die öffnen, tun das erst spät. Meist nicht vor fünf Uhr am Nachmittag. Wenn Ihr also über Ostern in Irland seid, solltet Ihr das im Hinterkopf behalten.
Kuriose Osterbräuche
Ein kurioser Osterbrauch in Irland ist die Beerdigung des Herings. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Dieser Brauch stammt aus der Gegend um Cork. Während der Fastenzeit, also der 40 Tage vor dem Osterfest, verzichteten gläubige Christen auf den Verzehr von Fleisch, Wurst, Milch und Käse. Eine harte Zeit für die Metzger, Käser und Milchverkäufer Irlands. Die Fischverkäufer hingegen jubilierten, denn die Menschen wichen, oh Wunder, auf Fisch aus. Insbesondere auf den gesalzenen Hering. Dieser war in Fülle zu haben und auch für den kleinen Taler erschwinglich.
Zum Osterfest war die Zeit des ausschließlichen Fischessens vorbei. Ein Tag, den wohl viele herbeisehnten. Um diesen Tag zu feiern, befestigten Metzger, insbesondere in der Gegend rund um Cork, einen Hering an einer Holzstange. Diese trugen sie gefolgt von der Dorfbevölkerung durch die Straßen des Dorfs. Während der Prozession wurde der arme Hering auf das Wüsteste beschimpft. Ende der skurrilen Prozession war es, den Hering ins Wasser zurückzuwerfen.
An seiner Stelle trugen die Metzger ein gevierteiltes Lamm, das mit bunten Bändern und Blumen verziert wurde, durch die Straßen. Bei diesem Umzug wurde außerdem nach der Fastenzeit erstmals wieder aufgespielt und die Menschen tanzten und lärmten durch die Straßen.
Kurioses: Die irischen Kirchenmänner selbst fanden einen findigen Weg, um das Fleischverbot selbst zur Fastenzeit umgehen zu können. Es gibt alte Aufzeichnungen, wonach die Wildgans schlicht nicht zum Fleisch und damit zu den verbotenen Speisen gezählt wurde. Wie sich das erklären lässt? Es wurde behauptet, die Gänse würden an Bäumen wachsen und kämen nicht aus einem Ei. Ganz einfach.
[…] Ausführliche Informationen zu den irischen Osterbräuchen gibt es hier: Osterbräuche in Irland […]
Wir waren mal zu Ostern in Dingle und ich stieg mit meinem Sohn – und vielen anderen Menschen – am Good Friday auf den Mount Brandon, den höchsten Berg dort. Ich rechnete fest damit, daß mindestens ein Geistlicher bei der organisierten Pilgergruppe dabei sei und vermutlich mehrfach unterwegs kräftig gebetet würde. (Da hätten wir uns als Nicht-Katholiken im Hintergrund gehalten.) Wegen leichter Verspätung zu Beginn stiegen wir der großen Menge hinterher, erreichten aber nie eine erkennbar religiöse Gruppe. Das hat mich ziemlich erstaunt. Von Leuten in untauglicher Wanderkleidung bis zu Voll-Alpinisten, von ganz jung bis alt sahen wir unterwegs fast alles, es gab auch etliche, die nach kaum der Hälfte bereits umkehrten, denn es zog ein Sturm auf. Beim Aufstieg kam der Wind von hinten, das letzte Drittel tasteten wir uns durch Nebel. Am Gipfel machten wir sofort kehrt, es zog wie verrückt. Es war schon aufregend und auch toll, aber anders als erwartet.
Hallo Olaf, danke, dass du diese Erfahrung mit uns teilst! Es klingt, als wäre dir dieser Tag ganz besonders in Erinnerung geblieben. Die Wanderungen auf den Mount Brandon sind oft sehr stürmisch – typisch irisch eben ;-). Aber toll, dass ihr den Aufstieg dennoch schaffen konntet.
Viele herzliche Grüße,
Cindy
Sehr Interessant das ganze und ich muss immer noch schmunzeln. 🙂
Danke