„Put the kettle on“ – „Setz das Wasser auf“, ein Satz mit dem auf der Grünen Insel die besten Geschichten, engsten Freundschaften und tiefgründigsten Unterhaltungen beginnen. Ein Satz, der am Anfang eines jeden Wiedersehens und Abschieds steht und der sich oft als einziger treuer Begleiter durch jede Lebenslage erweist! Dabei geht es nicht um den Satz selbst, sondern um den Tee, der mit dem aufgesetzten Wasser gebrüht wird und der in Irland ein fester Bestandteil des Lebens ist. Nicht umsonst ist der Tee das beliebteste Getränk der Iren und steht schon seit mehreren Jahrzehnten vor Guinness & Co. auf dieser Spitzenposition. Wie genau die Iren zu ihrem Tee kamen, warum er so eine große Rolle auf der Grünen Insel spielt und welche Etikette sich rund um die irische Teekultur entwickelt hat, erfahrt ihr in diesem Beitrag!
Inhaltsverzeichnis
Irische Teekultur: Wie der Tee nach Irland kam
Heutzutage ist der Tee auf der Grünen Insel nicht mehr wegzudenken. Allerdings war das nicht immer so. Das heiße Getränk erreichte Irland erst im frühen 19. Jahrhundert, als Großbritannien begann Tee aus China zu importieren. Die Tatsache, dass die Engländer den qualitativ hochwertigsten Tee für sich behielten, sorgte dafür, dass die Iren „ihren“ Tee anders aufbrühten, als es in England üblich war. Aufgrund des bitteren Geschmacks der billigeren Sorten ließ man auf der Grünen Insel seinen Tee zwar länger ziehen, trank ihn anschließend allerdings mit jeder Menge Milch. Eine Tradition, die bis heute Bestand hat!
Obwohl aus Großbritannien nur minderwertiger Tee nach Irland kam, blieb der Genuss des „cuppa“ zunächst den wohlhabenderen Landbesitzern vorenthalten. Erst die Verlegung des Teeimports der Engländer von China nach Indien senkte die Preise und ermöglichte dem Heißgetränk den Einzug in die Arbeiterklasse, wo er sich dank seiner wärmenden und belebenden Wirkung rasch verbreitete. Schon bald hatte die Teekanne einen festen Platz in jedem irischen Haushalt!
Die wachsende Teekultur war der Oberschicht jedoch ein Dorn im Auge. Der Tee sollte weiterhin ein Symbol des Wohlstands und Luxus bleiben. Eine kurzfristige Kampagne warnte insbesondere Frauen der Arbeiterklasse vor dem Tee trinken. Flugblätter wiesen darauf hin, dass Tee abhängig und faul macht. Die Iren blieben ihrem neuen Lieblingsgetränk jedoch treu. Sogar in Zeiten der Großen Hungersnot spendete eine stark verdünnte Tasse Tee einigen wenigen Wärme und Trost.
Beliebter als Guinness: Irish Breakfast Tea
Bis Mitte der 60er Jahre bezog Irland seinen Tee aus Großbritannien. Selbst wenn es sich dabei mittlerweile um hochwertigeren Tee handelte, entstand der heute so beliebte Irish Breakfast Tea erst, als sich die Inselnation dazu entschied den Tee direkt aus Indien und Sri Lanka zu importieren. Durch die Mischung des kräftigen Assam Tee mit dem erfrischenden Ceylon Tee entstand der typische Geschmack und die rötlich bis goldene Farbe der Irish Blend!
Der Durchschnittsire trinkt am Tag etwa vier bis sechs Tassen Tee. Im Jahr ergibt das rund 300 Liter Tee pro Kopf. Damit ist Irland hinter der Türkei die zweitgrößte Teenation der Welt. Kein Wunder also, dass die Iren eine ganze eigene Art und Weise entwickelt haben, Tee aufzubrühen.
So geht’s – Die perfekte Tasse irischen Tees
Vor der Erfindung der Teebeutel zu Beginn des 20. Jahrhunderts brühte man die losen Teeblätter in Irland ausnahmslos in der Kanne auf. Auch heute noch brühen die Iren ihren Tee lieber in der Kanne als in der Tasse. Egal ob Tasse oder Kanne so brüht Ihr den perfekten irischen Tee:
- Wasser zum Kochen aufsetzen, aber nicht aufkochen lassen.
- Pro Tasse einen Teelöffel losen Tee/einen Teebeutel in eine Kanne oder Tasse geben. Wer den Tee in der Kanne brüht, gibt zusätzlich noch einen Extralöffel hinzu.
- Das heiße, nicht kochende Wasser in die Kanne/Tasse gießen und 3 bis 5 Minuten ziehen lassen.
- Milch, Zucker oder Zitrone werden nun nach Belieben zuerst in die Tasse gegeben, bevor mit Tee aus der Kanne aufgegossen wird. Traditionell gilt 1/3 Milch, 2/3 Tee und kein Zucker!
Irische Teekultur: Traditionelle Tea Time in Irland
Obwohl man auf der Grünen Insel generell zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Tasse Tee trinken kann, gibt es traditionell mehrere typische Teezeiten! Allerdings gönnen sich viele Iren auch den ein oder anderen „cuppa“ zwischendurch.
- Morgens: Eine Tasse zum typischen Irish Breakfast.
- 11 Uhr: Als „Elvenses“ bekannt wird der Tee hier gemeinsam mit einem kleinen Snack, wie Scones oder Biscuits getrunken.
- Zwischen 15 Uhr und 17 Uhr: Traditionellen irischen Afternoon Tea gibt es mit kleinen süßen Leckereien wie Kuchen oder herzhaften Sandwiches.
- 6 Uhr: Der High Tea markiert das irische Abendbrot zu dem warme Speisen und natürlich Tee serviert werden.
Neben einem eigenen Zeitplan hat der Tee auf der Grünen Insel auch seine ganz eigenen Benimmregeln entwickelt.
Der Knigge der irischen Teekultur
- Eine Tasse Tee gehört in Irland zum guten Ton. Egal, ob Freund, Nachbar, Handwerker oder ein komplett Fremder. Wer ein irisches Haus betritt, dem wird Tee angeboten.
- Das erste Angebot des „cuppa“ wird aus Höflichkeit grundsätzlich abgelehnt. Für Gastgeber bedeutet das: Tee also mindestens ein zweites, oft sogar ein drittes oder viertes Mal anbieten.
- Tee spaltet die Inselnation überwiegend in zwei Lager: Barry’s Tea und Lyon’s Tea! Bewley’s Tea und andere Marken machen nur einen kleinen Prozentsatz aus. Ein Ire bleibt „seiner“ Marke ein ganzes Leben lang treu, beschwert sich jedoch nicht, wenn man ihm in anderen Haushalten eine andere Sorte serviert.
- Zum Tee wird immer etwas zum Essen angeboten. Abhängig von der Tageszeit gibt es entweder Scones, Sandwiches oder Biscuits.
- Unter Freunden ist der Satz „Put the kettle on“ gleichbedeutend mit: „Ich hab dir etwas wichtiges/lustiges/unglaubliches zu erzählen.“ oder „Ich habe ein Problem und brauche deinen Rat“.
- Pubs in Irland sind per Gesetz dazu verpflichtet, zu jeder Zeit Tee auf der Getränkekarte zu führen.
Teekultur Irland – Viel mehr als nur Tee trinken
Irische Teekultur ist weit mehr als nur eine eigene Teesorte, eine besondere Brühweise und eine Handvoll Benimmregeln!
Tee in Irland ist ein Lebensgefühl, ein Allerheilmittel und ein kleines bisschen Alltagsmagie, die sich seit Jahrhunderten wie ein roter Faden über die Grüne Insel und durch ihre Geschichte windet. Eine heiße Tasse Tee, die nicht nur Ereignisse, Gefühle und Erinnerungen begleitet; sondern zudem Menschen miteinander verbindet und egal, wo man sich befindet, ein kleines bisschen Irland lebendig werden lässt!
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Schade, dass Deutschland nicht so eine schöne Teekultur hat.
Manchmal denke ich, dass ich im falschen Land lebe.
Hallo Christiane, Irland hat wirklich eine einzigartige Teekultur. Ich denke wir in Deutschland können uns daran einfach ein Beispiel nehmen und die Kultur in unserem Land nach unserem besten Wissen prägen – und vielleicht sogar neu definieren!?
Herzliche Grüße Cindy