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Trim Castle – Einst Europas größte Festung

Trim Castle
Written by Ina Brecheis

Majestätisch erheben sich die auch heute noch imposanten Überreste von Trim Castle über das südliche Ufer der Boyne in der Grafschaft Meath. Nur etwa eine Stunde nordwestlich von Dublin, eingebettet in das saftige Grün des Boyne-Tals, liegt diese größte normannische Festung Europas. Sie steht an einem einst sehr wichtigen Ort und hat bis heute nichts von ihrer Würde eingebüßt. In diesem Artikel nehmen wir Euch mit auf eine Zeitreise: zu keltischen Kriegern, normannischen Fürsten und in die glamouröse Filmwelt.

Die Geschichte von Trim Castle

Einst Bollwerk gegen die Iren

Manchmal ist die Zeit ein ironischer Geschichtenschreiber. Denn Trim Castle, durch das die Iren heute stolz englischsprachige Touristen führen, war einst als Bollwerk gegen die, aus der Sicht englischer Eroberer, wilden Iren erbaut. Gut, die englischen Eroberer waren sich untereinander auch nicht ganz grün. Sonst hätte der englische König Heinrich II kaum die Grafschaft Meath Hugh de Lacy als Lehen und ihm obendrein die Obhut der Stadt Dublin anvertraut. Das tat er nur, um den Einfluss seines einstigen Vertrauten Richard de Clare, besser bekannt als Strongbow, auf der Grünen Insel einzudämmen. Dieser nämlich wurde dem englischen König für seinen Geschmack zu mächtig und so setzte er ihm Hugh de Lacy vor die Nase.

Dieser wählte aus strategischen Gründen einen ganz bestimmten Ort für seine Festung. In unmittelbarer Nähe zum Fluss Boyne, wo einst eine Klosteranlage und ein ehemaliges keltisches Fort standen. Einen Ort mit dem irischen Namen áth Truim, zu Deutsch „Furt der alten Bäume“. Dies schien der perfekte Platz für seine wichtigste Festung zu sein. Die Lage markiert zudem den äußersten Rand des sogenannten „Pale“-Gebiets. Dieses bezeichnet irisches Gebiet, das damals unter Anglo-Normannischer Herrschaft stand. Einen Fuß über diese Grenze zu setzen, bedeutete für die englischen Besatzer, das Territorium ihrer Feinde, der gälischen Iren zu betreten.

Trim Castle

Trim Castle, Co. Meath

Von der Holzburg zur größten Festung Europas

Hugh de Lacy begann 1172 gemeinsam mit seinem Sohn Walter, einen hölzernen Vorläufer von Trim Castle an der Stelle eines Ringwalls zu errichten. Nur zwei Jahre später zerstörte Rory O`Connor, König von Connacht und letzter Hochkönig von Irland mit seinen Kriegern die Festung gänzlich. Grund für den Angriff soll die mit Stacheln versehene Palisade der Festung gewesen sein, die für die Iren einen Affront und eine Bedrohung darstellte.

Nach diesem Erlebnis ging Hugh de Lacy erneut ans Werk, entschied sich aber diesmal für ein weitaus solideres Material: Stein. Den Grundstein für Trim Castle legte er 1173. Es sollten über 30 Jahre ins Land gehen, bis der letzte Stein in den Mauern der Burg seinen Platz fand. Diesen Tag sollte Hugh de Lacy allerdings selbst nicht mehr erleben, aber dazu später mehr.

Der Burgfried wurde in Form eines gedrungenen Kreuzes erbaut. Sage und schreibe drei Meter dicke Wände sollten sowohl die Bewohner des Schlosses als auch das Verwaltungszentrum vor den Iren schützen, das im Inneren der Burg untergebracht war. Insgesamt drei Hektar Land umschlossen die Mauern der Burg. Damit gilt Trim Castle als größte normannische Festung Europas.

Ein Mord wendet das Blatt

Hugh de Lacy wird als ein anpackender Mann beschrieben, selbst als er die 60 – damals ein hohes Alter – bereits überschritten hatte. So passt es ins Bild, welches von ihm der Nachwelt überliefert ist: dass er beim Bau einer weiteren Festung, selbst Hand anlegte. Dabei wurde er von einem Iren mit der Axt erschlagen. Für seine Tat mag es unterschiedliche Gründe gegeben haben. Sicherlich ist eine davon der Groll gegen die englischen Besatzer, welche die Iren unter Fronarbeit zum Bau ihrer Festungen einsetzten. Es gibt auch Quellen, wonach es kein Ire, sondern ein Auftragsmörder der englischen Krone gewesen sein soll, der Hughs Leben ein Ende bereitete. Dieses Geheimnis wird wohl nie gänzlich gelüftet werden können.

Das irische Parlament kommt zusammen

Mit dem Tod von Hugh des Lacy übernahm sein Sohn Walter die weiteren Ausbauten rund um Trim Castle. 1224 war es dann so weit. Der vorerst letzte Stein wurde in die Burg eingelassen. Mit dem Tod Walters wechselte Trim Castle oft seinen Besitzer. Einige fanden auf dem Schlachtfeld ihren Tod, andere wandten sich dem klösterlichen Leben zu und gaben ihren Besitz auf.

Im 15. Jahrhundert war die Burg Schauplatz einiger Sitzungen des irischen Parlaments und auch im Irischen Konföderationskriegen (römisch-katholische Iren gegen protestantische britische Siedler) in den 40er und 50er Jahren des 17. Jahrhunderts spielte sie eine bedeutende Rolle. Danach fiel sie dem Vergessen anheim und wurde sich selbst überlassen. Bis 1993 befand sich die Burg in Privatbesitz, dann nahm sich der irische Staat ihrer an, der das Gemäuer im Jahr 2000 für die Öffentlichkeit öffnete. Wer Irlands sogenannten „Ancient East“ erkundet, kommt an Trim Castle keinesfalls vorbei.

Trim Castle in Braveheart

Die altehrwürdige Burg faszinierte die Location-Scouts für den Film Braveheart mit Mel Gibson in der Hauptrolle. Einige Änderungen waren zwar nötig, um Trim Castle zur City of York für Braveheart zu machen, aber man hatte gutes „Ausgangsmaterial“. Könnt Ihr Trim Castle in diesem kurzen Ausschnitt aus Braveheart erkennen?

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Für Informationen zu den Öffnungszeiten von Trim Castle und den Führungen, besucht am besten die offizielle Website. Im Sommer gibt es auch immer wieder Public Viewings des Films Braveheart.

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Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

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