Saltee Islands – Naturparadies vor Irlands Ostküste - ☘ gruene-insel.de
Irland Ostküste Sehenswürdigkeiten

Saltee Islands – Naturparadies vor Irlands Ostküste

Saltee Island
Written by Nadja Uebach

Sobald man das dicke Gras unter den Sohlen spürt, der Wind ins Gesicht schlägt und sich vor dem Auge nichts als raue Wildnis ausbreitet, die ausschließlich den Vögeln zu gehören scheint, rücken der Alltag und unsere schnelle Welt in weite Ferne. Wo einst möglicherweise eine Klosteranlage gestanden hat, Piraten und Wikinger ihre Überfälle planten und ein selbsternannter Prinz regierte, hat man heutzutage auf den Saltee Islands die Möglichkeit Papageientaucher, Basstölpel, Trottellummen und viele weitere Vogelarten sowie Robben zu beobachten.

In diesem Beitrag erfahrt Ihr mehr über die Geschichte der Inseln und wir verraten Euch, wie ihr am besten dorthin kommt, was bei einem Besuch zu beachten gibt, und wann ihr die besten Chancen habt, die meisten Vögel zu beobachten.

Saltee Islands – von Kilmore Quay auf die einsame Insel

Die Saltee Islands liegen etwa fünf Kilometer vor der Küste von Kilmore Quay im County Wexford. Die beiden Inseln – Great Saltee und Little Saltee – sind mittlerweile unbewohnt und besitzen eine wilde, fast unberührte Schönheit. Während die Little Saltee eher rau und felsig ist, erhebt sich die Great Saltee majestätisch aus dem Meer und besteht aus grünen Hügeln, beeindruckenden Klippen und einer vielseitigen Flora und Fauna. Die Inseln, die bereits in der Jungsteinzeit von Menschen zumindest besucht wurden, spielen eine wichtige Rolle in der maritimen Geschichte Irlands und sind heute als Naturreservat geschützt.

Der Name Saltee Islands stammt übrigens aus dem Altnordischen – salt øy, was „salzige Insel“ bedeutet. Die dänischen Könige, die sich in Wexford niedergelassen hatten, gaben ihnen diesen bezeichnenden Namen, nachdem die Winterstürme die beiden Inseln komplett mit salziger Gischt bedeckten. Die irischen und englischen Bezeichnungen passte man daraufhin dementsprechend an.

Die mysteriöse Geschichte der Saltee Islands

Saltee Island

© George Munday, Tourism Ireland

Die Saltee Islands haben eine lange, jedoch spärlich dokumentierte Geschichte. Historiker gehen davon aus, dass die Inseln seit Jahrtausenden eine Rolle im Leben der Menschen in der Region spielen. In der Jungsteinzeit und Bronzezeit waren die Inseln wahrscheinlich ein Ziel für frühe Fischer und Seefahrer, die in ihren kleinen Booten von der Küste hinausruderten, um Nahrung zu sammeln und Fisch zu fangen. Ein 1925 entdeckter Ogham-Stein deutet außerdem darauf hin, dass sich auf der Insel einst eine Klosteranlage oder zumindest ein spirituell oder rituell wichtiger Ort auf der Great Saltee Island befunden hat. Den Stein kann man im Visitor Center von Ferns Castle während der Sommermonate bewundern.

Später sollen auch die Wikinger die Saltees genutzt haben. Der alte irische Name der Inseln lautete Eninis und Aufzeichnungen nach wurde ein Ort mit diesem Namen im Jahr 922 von den Wikingern überfallen. Bei diesem Überfall kamen rund 1.200 Iren ums Leben. Sollte es sich also dabei um denselben Ort handeln, spielte Great Saltee Island eine größere Rolle im Leben der Menschen wie bisher angenommen. Fest steht jedoch, dass die Wikinger die größere Insel als Stützpunkt genutzt haben, um ihre Raubzüge entlang der irischen Küste zu planen.

Vom Ort des Glaubens zum Piratenunterschlupf

Nachdem Richard de Clare – besser bekannt als Strongbow – während der anglo-normannischen Invasion das Gebiet rund um Wexford 1177 unter seine Kontrolle brachte, wurden die beiden Inseln der Christchurch in Canterbury zugeschrieben. Anschließend gingen sie in den Besitz der Tintern Abbey in der Nähe von Saltmill über. Ein Punkt an der Klippe der Great Saltee Islands ist im Volksmund seit jeher als „Abbey Point“ bekannt und die Ruine eines Gebäudes dort soll eine kleine Kapelle gewesen sein. In einigen alten Karten trägt das Land dort den Namen „Abbey Field“. Daher wird angenommen, dass die Insel der Tintern Abbey als eine Art Erweiterung oder Ort der Stille diente.

In späteren Jahrhunderten wechselten die Inseln öfter den Besitzer, dienten in erster Linie jedoch als Unterschlupf für Piraten und Schmuggler, die von der dortigen Einsamkeit und der Nähe zu England und dem europäischen Festland profitierten. Hier konnten sie ihre Beute verbergen oder Handelswaren wie Tabak und Wein illegal an Land bringen. Zudem konnten nichtsahnende Schiffe von den Saltee Inseln ideal angegriffen werden, ohne dass die Besatzung der Schiffe im Vorfeld eine Bedrohung erspähen konnten. Im Laufe der Zeit rankten sich um die Saltees viele Legenden und Geschichten über verborgene Schätze, die an ihren Ufern vergraben sein sollen. Bisher fand man einen solchen Schatz jedoch leider nicht.

Der Prinz von Saltee: Eine moderne Legende

Bereits 1920 versprach Michael Neale seiner Mutter, dass er eines Tages stolzer Besitzer und der erste Prinz der Saltee Islands sein wird. Nur dreiundzwanzig Jahre später, machte er dieses Versprechen mit dem Kauf beider Inseln wahr. Allerdings fand seine Krönungsfeier erst 1956 auf der Great Saltee Island statt. Zu diesem Zwecke wurden ein steinerner Thron, der mit einem eigens entworfenen Wappen versehen ist, sowie ein Obelisk, der in einer Seite die Büste Michaels trägt auf die Insel gebracht. Thron und Obelisk können noch heute von Besuchern bestaunt werden.

Neben dem Wappen findet man im Thron die folgende Inschrift: „Dieser Thron wurde zum Gedenken an meine Mutter errichtet, der ich mit zehn Jahren versprochen habe, dass ich eines Tages die Saltee-Inseln besitzen und der erste Prinz der Saltees werden würde. Von nun an können sich meine Erben und Nachfolger nur dann zum Prinzen dieser Inseln ernennen, wenn sie in den Gewändern und mit der Krone der Inseln, diesen Thron besteigen und den Thronfolgeeid ablegen.“

Prinz Michael der Erste ließ viele heimische Bäume und Sträucher auf den Inseln anpflanzen und ebnete eines der Felder auf der größeren Insel, um es als Landebahn für sein Privatflugzeug zu nutzen. Er war der festen Überzeugung, dass die Saltee Islands ein eigener Staat sind, und entwarf sogar eine eigene Flagge für die beiden Eilande. Die Farben Schwarz und Rot werden von einem weißen diagonalen Streifen geteilt. Auf der Flagge sind sechs weiße Sterne und ein schwarzer zu sehen. Während die weißen Sterne die Kinder von Michael und seiner Frau Anne repräsentieren, steht der mittige schwarze Stern für das siebte Kind des Paares, das während der Geburt starb.

Bis heute befinden sich die Saltee Islands im Besitz der Familie Neale.

Saltee Island

© Richard Barton, Fáilte Ireland

Die Saltee Islands in der irischen Folklore

Selbst wenn die historischen Aufzeichnungen über die beiden Inseln eher spärlich vorhanden sind, ranken sich in der irischen Folklore einige Geschichten um die Saltees. Die bekannteste erzählt von der Entstehung der Eilande. So soll St. Patrick den Teufel aus Tipperary bis nach Wexford gejagt haben. Auf der Flucht nahm der Teufel einen großen Bissen aus der Landschaft und spukte die Brocken von der Küste ins Meer. Dort, wo die Stücke gelandet sind, befinden sich heute die Saltee Islands. Diese Geschichte erinnert sehr, an die Legende des Rock of Cashel, die Ihr hier nachlesen könnt.

Eine andere Geschichte handelt von einem Fischer, der auf der Great Saltee Island einst eine kleine Frau getroffen haben soll. Diese Frau saß in einer großen Muschel, melkte Kühe und stellte Butter her. Der Mann warnte die Frau, dass er am Festland erzählen würde, was her gerade beobachtet hat. Daraufhin lächelte die Frau, bevor sie im zurief, dass er das gerne tun könnte, sobald er sich daran erinnerte. Und das tat der Fischer auch, viele Jahre später, am Tag, an dem die kleine Frau starb, erinnerte er sich an sie und erzählte von seiner Begegnung mit ihr.

Die Natur der Saltee Islands: Ein Paradies für Vögel

Rathlin Island

Irlands berühmte Papageientaucher © Cindy Jäcklin

Heutzutage sind die Saltee Islands vor allem als Brutstätte unzähliger Vogelarten bekannt und zählen zu den bedeutendsten Vogelschutzgebieten in Irland. Besonders auf Great Saltee finden sich riesige Kolonien von Seevögeln, darunter Papageientaucher, Basstölpel, Trottellummen, Kormorane und Eissturmvögel. In den Sommermonaten, wenn die Brutzeit beginnt, kann man Tausende dieser Vögel in spektakulären Schwärmen beobachten, die über die Inseln hinwegfliegen oder sich an den steilen Klippen niederlassen.

Der Anblick der Papageientaucher ist dabei ein besonderes Highlight für Besucher: Mit ihrem bunten Schnabel und watschelndem Gang wirken diese kleinen Vögel fast wie aus einem Bilderbuch entsprungen und sind daher besonders beliebt. Die Basstölpel, die hier ebenfalls in großer Zahl zu finden sind, beeindrucken dagegen durch ihre Größe und ihre eleganten Flugmanöver. Sie tauchen oft aus großer Höhe ins Wasser, um nach Fischen zu jagen, was für spektakuläre Szenen oder Fotomotive sorgt.

Doch die Inseln sind nicht nur für Vogelfreunde interessant. Robben sind hier besonders während der Überfahrt häufig anzutreffen, wo sie sich auf den felsigen Küstenabschnitten der Little Saltee in der Sonne wälzen. Mit etwas Glück bekommt man sogar Delfine zu Gesicht, die regelmäßig an den Inseln vorbeikommen. In jedem Fall ist ein Besuch bei den Saltee Islands in den Sommermonaten ein echtes Highlight für Tier- und Naturliebhaber.

Besuch der Saltee Islands

Ein Besuch der Saltee Islands ist ein besonderes Abenteuer, das gut geplant sein sollte. Die Inseln sind nur per Boot erreichbar, und das Wetter kann die Überfahrt schnell unberechenbar machen. Die beste Zeit für einen Besuch ist zwischen April und Ende Juli, wenn das Wetter milder ist und die Vogelsaison ihren Höhepunkt erreicht. Die Überfahrt dauert etwa 20 Minuten und startet in Kilmore Quay, was ebenfalls einen Besuch wert ist.

Auf Great Saltee, der größeren der beiden Inseln, kann man zwischen den Vögeln komplett in die wilde Natur abtauchen. Es gibt keine touristische Infrastruktur auf den Inseln – keine Cafés, Toiletten oder Unterkünfte – sodass man gut vorbereitet sein sollte. Besonders Wanderstiefel und wetterfeste Kleidung sind ein Muss, um die teilweise felsigen und unebenen Wege zu bewältigen.

Praktische Hinweise und Tipps

Um die Saltee Islands zu besuchen, empfiehlt es sich, Tickets im Voraus online zu reservieren, da die Boote nur eine begrenzte Anzahl an Passagieren mitnehmen können und die Nachfrage besonders in den Sommermonaten hoch ist. Außerdem sollte man den Wetterbericht im Auge behalten, denn bei schlechtem Wetter können die Fahrten kurzfristig abgesagt werden.

Die kleine Fähre, die zur Überfahrt verwendet wird, kann nicht direkt an der Insel anlegen, weshalb Besucher in ein kleineres Boot umsteigen müssen. Dabei wird man häufig nass. Daher ist es ratsam, Wechselkleidung oder ein Handtuch dabeizuhaben.

Da es auf den Inseln keine Geschäfte oder Restaurants gibt, sollte man zudem genügend Proviant und Wasser einpacken.

Aufgrund der abenteuerlichen Überfahrt und der ungesicherten Klippen sowie fehlenden Infrastruktur ist ein Besuch der Great Saltee Island nicht für Kinder unter 10 Jahren oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet.

Möchtest Du eine Reise zu Dir antreten?

Wächst in Dir die Sehnsucht, Dein Leben langsamer, tiefer und bewusster zu erleben? Möchtest Du eine Reise zu Dir selbst in Irland unternehmen? Auf Dich wartet eine Reise, die so individuell und wunderbar ist wie Du.

>> Weitere Infos <<

Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

Kommentar hinterlassen