Clifden Castle gehört zu den sieben bekanntesten Spukschlössern auf der Grünen Insel. Oder ist es einfach eines der sieben Herrenhäuser, die sich der meisten „Gespenstersichtungen“ rühmen? Ob nun das Eine oder das Andere, die Berichte über die Gespenster von Clifden Castle gehören mit zu den Gründen, aus denen es sich lohnt, diese Herrenhausruine in Connemara zu besuchen. Deshalb wollen wir sie Euch hier genauer vorstellen.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte von Clifden Castle
Der Erbauer und erste Eigentümer von Clifden Castle, auf Irisch Caislean an Clochán, war John d’Arcy. Er gründete auch die Kleinstadt Clifden mit ihren heute etwa 1.500 Einwohnern, die als inoffizielle Hauptstadt Connemaras gilt.
Im Jahr 1812 wurde das Herrenhaus im damals angesagten neugotischen Stile erbaut. Das heißt, mit vielen Spitzbögen, Mauerzinnen und Türmen. Zum Schloss gehörten etwa 7.000 Hektar Land, das sich zu dem Zeitpunkt allerdings schon mehr als hundert Jahre im Besitz der Familie D’Arcy befunden hatte. Dieses Land wurde wie so oft im Westen von Irland größtenteils Teil mit Kartoffeln bebaut. Eine Tatsache, die nicht nur den Pächtern und der übrigen Landbevölkerung zum Verhängnis wurde, sondern auch den Schlossbesitzern selbst.
Zwischen den Jahren 1845 bis 1849 brach nämlich die Kartoffelfäule aus und damit die Große Hungersnot (Irish Famine), die eine immense Auswanderungswelle mit sich brachte. Sie trieb auch den Besitzer des Castle, John D’Arcys Sohn Hyacinth, der bereits eine Menge Schulden angehäuft hatte, in den Bankrott. Er verkaufte Clifden Castle, zunächst an die Familie Eyre aus dem britischen Bath.
Das bis heute erhaltene Wappen am Eingangstor ist das der Familie Eyre. Sie nahm einige Änderungen an den Gebäuden vor und nutzte Clifden Castle als Ferienhaus. Mit dem Tod von John Joseph Eyre im Jahr 1894 wurde der Besitz in einen Trust umgewandelt, später jedoch immer weiter aufgeteilt und verkauft. Seitdem verfiel das Schloss immer mehr, sodass es heute hauptsächlich noch aus den efeubewachsenen Außenmauern besteht.
Die Geister der Irish Famine
Aus der Zeit der Großen Hungersnot stammt nun die Geschichte der Gespenster von Clifden Castle. Nicht wenige Notleidende aus der Umgebung klopften nämlich an die Türen von Clifden Castle und bettelten um Hilfe, allem voran um Nahrung. Vergeblich. Die Familie ihres Landlords Hyazinth D’Arcy war, wie gesagt ebenfalls bankrottgegangen, und nicht bereit zu helfen; sondern verließ ebenfalls Schloss und Land.
So suchten die Hungernden teilweise auch Schutz in den verlassenen Gebäuden, bis das Castle 1850 seine neuen Besitzer fand. Aber die lauten Klagen und das Flehen um Hilfe war innerhalb der Mauern des Castle nicht erhört worden, und deshalb suchen die Geister der Hungernden es bis heute heim.
Besucher des Castle berichten von ominösen Schatten, die sich mitten unter ihnen bewegen. Oder von Licht, das aus irgendwelchen Fenstern der Ruine scheint. Auch das Rascheln und Schleifen von Gewändern über den Boden wurde wohl schon gehört, ebenso laute Schreie.
Solche Berichte stammen nicht erst aus jüngster Zeit, sondern sind bereits vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts bekannt. Eine besonders eindringliche Schilderung möchten wir Euch hier zeigen.
Die Gespenster von Clifden Castle erscheinen einem Gast
Der Bericht über diese „Geistererscheinung“ stammt aus den 1890er Jahren. Damals hatte eine Familie mit Kindern das Castle von den Eigentümern Eyre gemietet, und eines der Kinder erzählt hier von seinen Erlebnissen mit den Gespenstern. Eine ausführliche Version dieser Erlebnisse, die auch von einem Geisterschiff berichtet, findet Ihr hier.
„Oft weckte ich während der Nacht meinen Bruder George, weil ich etwas gehört hatte, nämlich das Rascheln von Damengewändern (auf dem Boden) und Schritte, die die Haupttreppe hochkamen und den Gang entlang bis vor unsere Zimmertüre. Manchmal war George mir dann böse, dass ich ihn aufgeweckt hatte, und gab mir den Rat, meinen Kopf unter die Decke zu stecken und gar nicht darauf zu achten, denn sie würden uns ohnehin nichts tun. Aber natürlich war ich ganz starr vor Angst und schaute aus dem Fenster, wo nichts als das Mondlicht am Himmel zu sehen war, doch dann ging dieses Licht plötzlich aus, wie wenn da irgendetwas zwischen mir und dem Fenster wäre, und nicht ein Fünkchen Licht war mehr zu sehen. Also weckte ich George wieder auf, um ihm das zu erzählen.
Ich erinnere mich an diese seltsamen Dinge, als ob sie gestern erst geschehen wären. Manchmal vergaß ich eines dieser Ereignisse am nächsten Tag, aber nur solange bis es in einer andere Nacht erneut geschah …“
Die Umgebung von Clifden Castle
Selbstverständlich bietet auch die Umgebung von Clifden Castle einigen Anreiz, diese Region in Connemara zu besuchen.Neben dem beschaulichen Städtchen selbst gibt es da beispielsweise die sogenannte Sky Road. Das ist eine elf Kilometer lange Küstenstraße, die von Clifden aus nach Norden führt und von der auch der Weg zum Clifden Castle abzweigt. Sie bietet einmalige Ausblicke auf den Atlantik und die Küstenlandschaft und, wie der Name bereits sagt, auch auf den Himmel. Manchmal führt sie nämlich derart steil nach oben, dass der Autofahrer direkt nichts als den Himmel vor der Nase hat – ein absolut einmaliges Gefühl!
Dann gibt es in Clifden selbst mehrere Male im Jahr eine große Auktion von Connemara Ponys – einer Pferderasse, die in dieser Moorlandschaft beheimatet und deshalb nach ihr benannt ist.
In der weiteren Umgebung von Clifden liegen der Connemara Nationalpark und Kylemore Abbey, ein wunderschönes Herrenhaus mit zauberhaften Gärten. Auch einige der schönsten Strände Connemaras sind nur eine kurze Autofahrt entfernt. Ihr könnt Clifden Castle auch wunderbar bei einem Tagesausflug von Galway aus besichtigen oder auf dem Weg nach Achill Island – Irlands größter Insel. Ob Ihr nun an Gespenster glaubt oder nicht – das verlassene und mit mystisch anmutende Clifden Castle ist so oder so einen Besuch wert!




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