Steinkreise, diese beeindruckenden Zeugen uralter Kulturen, findet man in Irland nicht wenige. Einer Schätzung zufolge wurden in der mittleren Steinzeit über ganz Europa verteilt mehrere Tausend von ihnen errichtet, von denen bis heute noch mehrere Hundert erhalten sind. Die Mehrheit davon liegt – wie das allseits bekannte Stonehenge – auf den britischen Inseln. Dabei liegt Schottland mit seinen 508 noch erhaltenen Steinkreisen an erster Stelle. Doch mit der stattlichen Anzahl von 343 Steinkreisen hat auch Irland genügend aufzuweisen. Einen besonders großen von ihnen im County Donegal sehen wir uns heute genauer an.
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Die Lage des Beltany Stone Circle
Die gröbste Ortsangabe für diesen Steinkreis lautet: County Donegal im Nordwesten der Grünen Insel. Donegal wird oft als das allerschönste County Irlands bezeichnet – mit einem großen Makel allerdings. Dieser Makel ist das Wetter. Im Sommer gibt es oft einige Tage mit unendlichem blauen Himmel und einer warmen Brise, die das County in ein grünes Paradies verwandeln. Für den Rest des Jahres allerdings gibt es nur zwei Wetterlagen: Die „Okay-Tage“, wenn es nass, windig und dunstig ist, und die „Bad-Days“. An denen ist Donegal eine „windige Hölle, wo man Fenster, Türen und Vorhänge vor dem heulenden Wind schließt“. „Up here it’s different“ ist die simple Meinung der Einwohner dazu. Nichtsdestotrotz ist Donegal nicht grundlos für viele Irlandliebhaber das wohl schönste County der Grünen Insel – völlig zurecht, wie wir finden!
Hier also liegt auf einem Hügel (Beltany Tops) drei Kilometer südlich des Ortes Raphoe der Beltany Stone Circle. Irgendwo im Nirgendwo bei einer Farm liegt ein kleiner Besucherparkplatz, und über meist matschigen Grund führt ein schmaler Weg zu den Steinen selbst. Wer ihn also besuchen möchte, sollte sich vorher über den genauen Standort des Parkplatzes informieren und außerdem geeignetes Schuhwerk tragen.
Das County Donegal © Failte Ireland/Tourism Ireland
Wie alt und wie groß ist der Beltany Stone Circle?
Errichtet wurde der Steinkreis etwa zwischen 2100 bis 700 Jahre vor Christus. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich hier im Neolithikum eine heilige Stätte befand, frühe Ganggräber vermutlich. Das konnte allerdings nicht durch Ausgrabungen belegt werden. Ganz in der Nähe des Beltany Stone Circle gibt es in Kilmonaster eine solche zerstörte Begräbnisstätte. Und auf dem Croghan Hill im Osten von Beltany befindet sich ebenfalls eine Stelle, die nach einem solchen Ganggrab aussieht.
Der Kreis selbst hat einen Durchmesser von mehr als 44 Metern und besteht aus 64 Steinen. Man vermutet dass der Kreis früher sogar aus 80 Steinen bestand. Die Steine sind durchschnittlich 1,60 Meter hoch und von unterschiedlicher Breite. Sie stehen recht eng beieinander und bilden einen Ring um eine Art Plattform in ihrer Mitte, wiederum vermutlich ein ehemaliges Ganggrab.
Der zerstörte Zustand dieses Grabes geht der Überlieferung zufolge bis in die 1700er Jahre zurück. Damals sollen ortsansässige Farmer hier nach geeigneten Steinen für den Hausbau und für Feldzäune gegraben haben. Im Jahr 1830 wurde diese mündliche Überlieferung schriftlich festgehalten. Ortsbewohner erinnerten sich daran, dass große Mengen an Steinen und Grabreste mit Knochen fortgeschafft worden waren. Die Mauer aus großen Steinblöcken in der Nähe des Steinkreises scheint diese Aussage zu bestätigen.
Wie sehen die Steine aus?
Hier bekommt Ihr einen schönen visuellen Überblick über den Steinkreis.
Aber ich will trotzdem versuchen, Euch die Steine auch mit Worten zu „zeigen“.
Zwei große, eng beieinander stehende Steine bilden sozusagen das Tor ins Innere des Steinkreises.
Einige Steine haben kelchförmige Einkerbungen, die mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Andere Steine wiederum tragen Markierungen, die eine Sternenkonstellation darstellen könnten. Zudem gibt es einige Steine, die Quarzeinlagerungen aufweisen. Quarz hatte eine große Bedeutung in den alten Kulturen. Einige schwere Steine im Nordwesten des Kreises lehnen sich stark nach außen, möglicherweise wegen der Steinbrocken, die früher in ihrer Nähe abgetragen worden waren (siehe oben). Oder aber sie hatten eine besondere Funktion in den rituellen Handlungen, für welche der Steinkreis genutzt wurde.
Für diese rituellen Handlungen spricht auch der zwei Meter hohe Monolith außerhalb des Kreises. In einer geraden Linie mit einem bestimmten Stein des Kreises könnte er den Sonnenaufgang der Wintersonnenwende anzeigen. Und damit kommen wir auch zu der Bezeichnung als Beltany Stone Circle.
Woher stammt der Name Beltany Stone Circle, oder: Wofür steht dieser bemerkenswerte Steinkreis?
Man vermutet, dass der Name sich auf das keltische Fest Bealtaine bezieht, eines der vier jahreszeitlichen Feste im landwirtschaftlich-keltischen Lebensrhythmus. Diese vier Feste bestanden aus: Imbolc im Februar, Beltaine im Mai, Samhain im November und Lughnasa im August.
© Roamer , Failte Ireland
Bealtaine war das Fest der Fruchtbarkeit, abgehalten am 1. Mai jeden Jahres, und damit der Ursprung aller heutigen Maifeste in Europa. Dazu versammelten sich die Kelten auf den Hügelspitzen und entzündeten große Freudenfeuer, um den Beginn der fruchtbaren Jahreszeit zu feiern. Sie glaubten, dass dieses feierliche Zeremoniell ihnen eine gute Ernte und Sicherheit garantieren würde. Hier findet ihr Genaueres zu den Zeremonien und Bräuchen dieses speziellen Festes.
So könnte der Beltany Stone Circle zu dieser besonderen zeremoniellen Gelegenheit sowohl Sonnenuntergang als auch Sonnenaufgang markiert haben und/oder auch der Schauplatz für die Freudenfeuer gewesen sein. Was sich bis heute durch seinen Namen im Gedächtnis der Bevölkerung erhalten hat.
Außerdem hat man ganz in der Nähe des Steinkreises einen flachen, gekerbten Stein gefunden, der möglicherweise als Maske während der Rituale diente. Oder aber er war die steinerne Gussform, aus der solche zeremoniellen Masken in Bronze oder sogar Gold gegossen wurden. Diese Maske befindet sich mittlerweile im Nationalmuseum in Dublin.
Aber wie mit so vielen anderen Rätseln und Mysterien der Vergangenheit können wir auch im Fall des Beltany Stone Circle weiterhin hoffen, dass die Zeit und neue wissenschaftliche Erkenntnisse uns noch mehr darüber erzählen werden …
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