Ballygally Castle - Spukort oder Märchenschloss? - ☘ gruene-insel.de
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Ballygally Castle – Spukort oder Märchenschloss?

Ballygally Castle
Written by Monika Dockter

Seit Jahrhunderten thront es herrschaftlich über einer malerischen Bucht. Von seinen Fenstern aus schweift der Blick über sanfte grüne Hügel, einen sandigen Strand und eine aufgewühlte See. An seinen meterdicken Mauern rüttelt der stürmische Atlantikwind und innerhalb der Mauern gehen außer den Übernachtungsgästen noch ganz andere Gestalten um … All das ist das sagenhafte Ballygally Castle an der schroffen Küste Nordirlands. Hier wollen wir gemeinsam einen Blick hinter die geschichts- und gerüchteträchtigen Mauern wagen.

Entstehung von Ballygally Castle im 17.Jahrhundert

Der Erbauer des Schlosses hieß James Shaw. James Shaw und seine Frau Isabella Brisbane stammten aus Schottland und waren gemeinsam im Jahr 1606 nach Irland gekommen, um hier ihr Glück zu machen. Vom Earl of Antrim bekam Shaw ein Stück Land, auf dem er dann im Jahr 1625 sein Schloss erbaute: Ballygally Castle.

Er errichtete es in schottischem Stil, mit einem steilen Dach, hohen Mauern, vier Ecktürmchen mit kegelförmigen Dach und einem Turm auf der Nordostseite. Die vier Stockwerke erreicht man über eine Wendeltreppe, die Mauern sind bis zu eineinhalb Meter dick und mit Schießscharten versehen. Im Innenhof des Gebäudes befand sich neben den Ställen auch eine Brauerei, und durch die Eingangshalle floss ein kleiner Bach, um das Schloss im Belagerungsfall mit Wasser zu versorgen.

Damit war Ballygally Castle damals stärker befestigt als heute sichtbar, und das aus gutem Grund. Während der Rebellion von 1641 verteidigten sich nämlich die Protestanten, die darin Zuflucht gesucht hatten, erfolgreich gegen die Irische Garnison. Diese versuchte vergeblich, das Schloss einzunehmen.

Eine Steinplakette in der Mauer des Schlosses zeugt bis heute von seinem Erbauer.

Ballygally Castle

© Hastings Hotel Group, Tourism Northern Ireland

Ballygally Castle im Lauf der Geschichte

Mehr als 150 Jahre lang blieb das Schloss im Besitz der Familie Shaw. Doch um das Jahr 1800 verarmte die Familie. Einer der Gründe war womöglich die folgenreiche Hochzeit des Squire Henry Shaw. Er ehelichte eine Miss Hamilton, die allerdings nicht alleine bei ihm einzog, sondern ihre beiden Schwestern mit in die Ehe brachte, sodass man im Jahr 1760 das Gebäude umbauen und erweitern musste.

Schlussendlich jedenfalls blieb dem letzten Eigentümer nichts anderes übrig, als Ballygally Castle zu verkaufen. Es ging durch unterschiedliche Hände, wurde unter anderem zwischenzeitlich als Basis der Küstenwache benutzt und von einem Reverend samt Familie bewohnt.

In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts jedoch ging es in den Besitz eines Textilmillionärs über. Dieser war es, der Ballygally Castle zu einem Hotel umbauen ließ, zunächst im Privatbesitz.

Nach einem erneuten Eigentümerwechsel und umfangreichen Renovierungen in den Jahren 2007 und 2014 besitzt es genau diese Funktion bis heute. Das Hotel umfasst vierundfünfzig Zimmer. Damit ist Ballygally Castle das einzige irische Gebäude aus dem siebzehnten Jahrhundert, das bis heute tatsächlich auch bewohnt wird.

Ballygally Castle und seine Gespenster

Ballygally Castle

© Christopher Heaney, HastingsGroupHotel, Tourism Northern Ireland

Seinen Ruf als Spukschloss verdiente sich das Castle durch ein Ereignis aus seiner Entstehungsgeschichte. Der Erbauer und erste Eigentümer James Shaw heiratete seine Frau Isabella offenbar einzig aus dem Grund, einen Nachkommen und Erben für sein Vermögen zu bekommen.

Doch statt des erwarteten Sohnes gebar Isabella Brisbane ein Mädchen! Außer sich vor Zorn gab James seiner Frau die Schuld daran, nahm ihr das Kind und sperrte Isabella in den Turm, um sie dort verhungern zu lassen.

Verzweifelt versuchte Isabella zu entkommen. Ihre Tochter brauchte sie, sie wollte zu ihr! Doch die versuchte Flucht aus dem Zimmer misslang und Isabella stürzte aus dem Turmfenster zu Tode.

Und bis heute, so berichten auch Hotelgäste, erscheint der Geist der unglücklichen Mutter in verschiedenen Zimmern, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Das Einzige, was die Erscheinung dabei hinterlässt, ist ein zarter Duft von Vanille …

Wagemutige Besucher können bis heute auch das berüchtigte Turmzimmer selbst besichtigen. Von der Eingangshalle mit ihrem dunklen Schieferboden, den rauen Steinwänden und einem riesigen Kamin aus führt die Wendeltreppe nach oben in den Ghost Room.

Ballygally Castle und Game of Thrones

Auch für Reisende, die auf den Spuren von Game of Thrones unterwegs sind, ist das Castle ein lohnendes Ziel. Es beherbergt nämlich die Doors of Thrones No. 9.

Folgendes hat es damit auf sich: Im Jahr 2016 wütete in Irland ein Sturm, der auch die im 18. Jahrhundert angelegte Allee Dark Hedges (den Königsweg) im County Antrim nicht verschonte. Mehrere der uralten Buchen fielen dem Sturm zum Opfer, und Tourism Ireland ließ zwei davon zu den heute als Doors of Thrones bekannten Türen verarbeiten. Insgesamt gibt es zehn von diesen mit ornamentalem Schnitzwerk versehenen Türen. Jede von ihnen stellt einzelne Momente und Symbole aus der sechsten Staffel Game of Thrones dar. Ausgestellt sind sie in unterschiedlichen Pubs und Restaurants – und eine davon eben in Ballygally Castle.

Die Schnitzereien stellen den berühmten Kampf zwischen den Häusern Stark und  Bolton dar, zeigen deren Wappen, Winterfell Castle sowie hungrige Wölfe.

Außerdem führt die Tür direkt ins Garden Restaurant von Ballygally Castle, in dem man tatsächlich einen Game of Thrones Afternoon Tea buchen oder ein Steakgericht mit einem Messer im Game of Thrones Style essen kann.

Derart gestärkt kann der Fan den in unmittelbarer Nähe gelegenen Königsweg selbst besichtigen, ebenso die Iron Islands in Ballintoy Harbour und Cairncastle.

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

Auch abgesehen von diesen Drehorten gibt es in der Umgebung von Ballingally Castle zahlreiche Sehenswürdigkeiten, schließlich liegt es an der etwa 200 Kilometer langen Panoramastraße Causeway Coastal Route. Die Küstenstraße verdankt ihren Namen dem sagenhaften Giant’s Causeway, dem Damm des Riesen. Dessen Anblick und die damit verbundene Legende des Riesen Fionn fesseln Kinder im selben Maß wie seine erwachsenen Besucher.

Außerdem verlockt die Coastal Route mit spektakulären Ausblicken ebenso wie mit Küstenpfaden und Hängebrücken für Wagemutige, einer hauptsächlich von Vögeln und Robben bewohnten Insel, Burgruinen und anderen Bauwerken, die von zahllosen Irland-Kalendern bekannt sind. Hier findet Ihr einen schönen Überblick über das, was Euch neben Ballygally Castle auf der Causeway Coastal Route erwartet…

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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