Die Dublin Bay erkunden – allein dieser Vorschlag klingt nach frischem Seewind um die Nase, Salz auf den Lippen und Möwengeschrei in den Ohren. Am liebsten würde ich mich selbst sofort auf die Reise dorthin machen, statt hier, im Süden Deutschlands, bei 30 ° C im Schatten nur davon zu schreiben. Aber welcher Küstenabschnitt genau gehört eigentlich zur Dublin Bay, und was gibt es hier außer der Irischen See noch zu entdecken? Dieser Frage geht unser Artikel auf den Grund.
Inhaltsverzeichnis
Ein Überblick über die Dublin Bay
Das Satellitenfoto zeigt sehr deutlich, von welchem Gebiet wir bei Dublin Bay sprechen. Einen ganz ähnlichen Anblick hat man auch beim Landeanflug auf Dublin – falls nicht dicke Wolkenberge oder prasselnder Regen wie ein Vorhang den Blick versperren.
Die Bucht ist fast trichterförmig und erstreckt sich über zehn Kilometer von Dun Laoghairie im Süden bis zur Halbinsel Howth im Norden. In westlicher Richtung wird sie komplett von der Stadt Dublin umschlossen, im Osten erstrecken sich über viele Kilometer nichts als die endlosen Wogen der Irischen See. Durchschnittlich ist das Wasser in der Bucht fünf Meter tief.
Außerdem münden hier drei Flüsse ins Meer. Erstens die Liffey, die sicherlich jeder Dublinbesucher schon einmal auf einer der zahllosen Brücken überquert hat. Zweitens ist es die weit weniger bekannte Tolka und der River Dodder, ein wichtiger Bestandteil der Wasserversorgung in Dublin.
Howth Head
Beginnen wir bei der Erkundung der Bucht also ganz im Norden, am Howth Head. Die kleine Halbinsel ist idealerweise mit dem öffentlichen Verkehrsmittel Dart direkt vom Stadtzentrum aus in einer halben Stunde zu erreichen. Deshalb ist sie auch ein beliebtes Ausflugsziel für die Stadtbewohner selbst, nicht selten teilt man sich das Dartabteil mit etlichen Schulklassen oder Familien.
Am Ziel angelangt erkundet man die kleine Halbinsel am Besten zu Fuss. Endstation des Dart ist direkt am Hafen, wo den Besucher an entsprechenden Tagen eine erfrischende oder auch stürmische Brise empfängt. Kleine Ausflugsboote pendeln zwischen hier und dem vorgelagerten Inselchen namens Ireland’s Eye. Auf diesem schroffen Felsen nisten zahllose Seevögel direkt im Felshang, und an dessen Fuß oder im Wasser tummeln sich oft Seehunde.
Auch im tieferen Wasser wimmelt es von unterschiedlichen Meeresbewohnern – weshalb viele Angler hier ihr Glück versuchen. Auch als Tourist kommt man in den Genuß dieser Fische, nämlich beim Einkauf in einem Fischladen oder fertig zubereitet in einem der vielen Seafood-Restaurants direkt am Hafen. Ein Essen dort kann sogar ich als Mensch ohne spezielle Vorliebe für Seafood empfehlen!
Außerdem kann man am East Pier entlang vom Hafenbecken bis zum Leuchtturm Baily Lighthouse an der Hafeneinfahrt spazieren. Eine Alternative zum Wandern ist der Cliff Walk an den Steilklippen entlang Richtung Leuchtturm. An jeder Biegung und Kurve bietet der Wanderweg einen neuen spektakulären Ausblick auf den Hafen, bis zum Leuchtturm und einen ausgedehnten Küstenabschnitt. Einen ausführlicheren Artikel über diese Wanderung findet Ihr hier.
North Bull Island und Dollymount Strand
Etwas südlich von Howth Head liegt die kleine Sandinsel North Bull. Über einen Damm gelangt man auf die Insel mit ihrem fünf Kilometer langen Sandstrand namens Dollymount Strand.
Verständlicherweise ein beliebtes Ausflugsziel zum Schwimmen und Baden für die Einwohner Dublins, die den Strand auch kurz Dollyer nennen. Aber Dollymount Strand ist weit mehr als ein Ort zum Baden, Paddeln oder Kitesurfen. Gleichzeitig ist der Strand in seiner gesamten Ausdehnung nämlich ein bedeutendes Naturschutzgebiet, Brutplatz für viele Seevogelarten und damit ein idealer Ort zum Strand-Wandern und Entdecken der Natur. Das North Bull Island Interpretative Centre bietet einen guten Überblick über die Geschichte der Insel, ihre Natur und deren Bedeutung als Ökosystem.
Außerdem finden sich auf der Insel zwei Golfplätze, und sie bietet einen hervorragenden Blick auf alle Schiffe, die im Hafen von Dublin ein-und auslaufen. Ein weiteres Stück südlich von North Bull Island liegt Sandycove.
Der James Joyce Tower in der Dublin Bay
Und hier, im Stadtteil Sandycove, steht ein Bauwerk der ganz besonderen Art. Ein Martello Tower, also eine Turm, der ehemals kriegerischen Zwecken diente. Aus Furcht vor einer Invasion Napoleons bauten die Engländer ganz zu Beginn des 19. Jahrhunderts insgesamt 50 dieser Türme entlang der gesamten irischen Küste. Sie dienten der raschen Weitergabe von Signalen und als Standort für die Kanonen zur Abwehr der feindlichen Schiffe.
Mehr als die Hälfte dieser Türme, nämlich 29, liegen an der Ostküste, insbesondere an der Küste vor der Hauptstadt. Heute dienen sie freilich ganz anderen Zwecken als damals, beherbergen beispielsweise Museen. Wer mehr über diese Türme im Allgemeinen wissen möchte, findet hier einen ausführlichen Bericht darüber.
Auch im Hafen der Halbinsel Howth und auf Ireland’s Eye (siehe oben) steht jeweils ein Martello Tower. Doch mit dem Tower in Sandycove hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Denn hier lebte, wenn auch nur sechs Tage lang, der irische Schriftsteller und Nobelpreisträger James Joyce. Danach verewigte er diesen Aufenthalt in seinem weltberühmten Werk Ulysess.
Dementsprechend stellt der Turm heute ein Museum dar, gewidmet dem Leben und Werk des großen Literaten. Er kann das ganze Jahr über besichtigt werden.
Am Bloomsday, der jedes Jahr am 16. Juni zu Ehren von James Joyce gefeiert wird, spielt er sogar eine ganz besondere Rolle. Viele besondere Events wie Theateraufführungen und Lesungen finden an diesem Tag im Turm statt.
Dún Laoghaire, ein weiteres Highlight der Dublin Bay
Ein weiteres Highlight der Dublin Bay ist der Ort Dún Laoghaire. Für Nicht-Iren schon allein wegen der Aussprache des Ortsnamens bemerkenswert (englisch spricht man es Dun Liery), beherbergt das Städtchen auch viele sehenswerte Attraktionen.
Die Hafenstadt besitzt große Bedeutung für die Ein- und Ausfuhr von Gütern, nur als Fährhafen zwischen der britischen Hauptinsel und Irland hat sie seit 2015 ausgedient.
Dementsprechend ist eine der Hauptattraktionen auch das National Maritime Museum of Ireland. Es befindet sich in einem Kirchengebäude mitten im Stadtzentrum. Und dieses Gebäude an sich ist vielleicht schon die größte Attraktion, ist es doch einer der wenigen vollständig erhaltenen Orte der Anbetung speziell für Seefahrer, die es noch auf der Welt gibt. Die Ausstellung selbst enthält beispielsweise Artefakte von der Titanic und aus der Geschichte des Funkverkehrs sowie die antike Original-Linse des Baily-Lighthouse auf Howth Head. Außerdem erinnert eine Exhibition an den Untergang der LMS Leinster, eines Passagierdampfers, der im zweiten Weltkrieg von einem deutschen U–Boot versenkt wurde und zahllose Menschenleben kostete, und ähnliche Verluste der Seefahrt. Alles Nähere zu den Besonderheiten des Museums lest ihr hier
Auch als Badeort ist Dun Laoghaire beliebt. Forty Foot heißt das bekannteste Seebad Irlands. Es stammt noch aus der Zeit, in der das Baden dort ausschließlich Männern vorbehalten war! Erst seit im Jahr 1974 zwölf Frauenrechtlerinnen dort Schwimmen gingen, wurden die Regeln entsprechend gelockert. So wird das Seebad heute rund ums Jahr (zum Beispiel „Weihnachtsschwimmen“!) von einem breiten Publikum besucht.
Ebenfalls beliebt ist es, Dun Laoghaire zu „erwandern“. Angefangen beim East Pier mit zahllosen Jachten und besonders sehenswert bei Sonnenuntergang über den People’s Park mit seinem sonntäglichen Künstlermarkt gibt es schon im Stadtbereich viel zu entdecken.
Darüber hinaus locken etwa 14 Kilometer Coastal Path mit ausgezeichneten Aussichtspunkten und einer reichen Natur und Tierwelt. Und wie ihr seht, lohnt sich ein Abstecher an die Dublin Bay also zu jeder Jahreszeit…
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