Auf den schöpferischen Spuren der Literatur einmal rund um die grüne Insel reisen? Bedeutende Orte der irischen Literatur? Alles kein Problem! Gemessen an seiner überschaubaren Größe und Bevölkerungsdichte hat das kleine Land nämlich erstaunlich viele weltweit bekannte und berühmte Schriftsteller hervorgebracht. Und sie alle haben ihre Spuren hinterlassen in ihrer Heimat. So ist das größere Problem eher, all diese bedeutenden Orte der irischen Literatur in eine zeitlich doch begrenzte Reise einzubauen. Allein in Dublin, der „Unesco Hauptstadt der Literatur“ kann man viele Tage damit verbringen, einen literarisch bedeutsamen Ort nach dem anderen zu besuchen.
Deshalb haben wir hier eine kleine Vor-Auswahl an literarischen Orten für euch getroffen. Sie sind in Form einer Rundreise von Belfast bis zur Westküste, hinunter in den Süden und zurück in den Osten nach Dublin aufgeführt. Vielleicht findet ihr darunter den einen oder anderen Platz, den ihr selbst gerne für euch entdecken wollt.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutende Orte der irischen Literatur in Belfast und Nordirland
Schon beim ersten Blick auf die nordirische Hauptstadt erblickt man einen Ort, der seine Bedeutung in der Weltliteratur fand, obwohl er zunächst nicht danach aussieht. Der Hügel Cave Hill ist etwa 370 Meter hoch und besteht hauptsächlich aus Basalt. Auf der Ostseite des Hügels liegt Belfast Castle, zu seinen Füßen die ganze Stadt Belfast. So wirkte er auf den Schriftsteller Jonathan Swift wie ein schlafender Riese als mächtiger Wächter über der Stadt – und schon war die Idee für seinen Roman Gullivers Reisen geboren!
In der Stadt selbst findet im Juni das Belfast Book Festival statt, das neben der Literatur auch die Musik, den Film und das Theater feiert. Außerdem wurde der Autor der Narnia-Geschichten hier geboren, C.S. Lewis, und etliche Statuen beziehungsweise Wandgemälde in der Stadt erinnern an seine weltbekannten Geschichten.
Demselben Thema widmet sich der „Narnia-Trail“ bei Rostrevor in den nahen Mourne Mountains, deren Schönheit Lewis als Inspiration für die Welt von Narnia dienten. Näheres dazu findet Ihr hier.
Nordwestlich von Belfast liegt das Örtchen Bellaghy und damit die Heimat des zeitgenössischen irischen Poeten Seamus Heaney. Am Seamus Heaney Homeplace könnt Ihr seiner Gedichten und seiner Inspiration auf den Grund gehen.
Noch weiter im Norden der Insel findet Ihr den Geburtsort einer uralten irischen Legende, ein wahres „Urgestein“ der irischen Literatur: den Giant’s Causeway. Hier lest Ihr alles Wissenswerte darüber.
Bedeutende Orte der irischen Literatur: Die Countys Sligo und Galway
Weiter geht die Reise an die Westküste hinüber ins County Sligo mit dem bezeichnenden Beinamen Yeat’s County. Für den Literaturnobelpreisträger W.B. Yeats war Sligo das Land der Sehnsucht des Herzens, dem er nicht wenige Gedichte widmete. Under Ben Bulben würdigt die Schönheit dieses Berges, und zu seinen Füßen liegt der Dichter heute auf dem Friedhof von Drumcliff begraben.
Auch sein vermutlich bekanntestes Gedicht, The Lake Isle of Innisfree ist inspiriert von der wilden Schönheit dieses Countys.
Im benachbarten Galway erwarb Yeats eine kleine Burg, die er in Thoor Ballylee umbenannte und jahrelang als Rückzugsort der Stille und als Sommerhaus nutzte. Die Gedichte The Tower und The Winding Stair sind inspiriert von seiner Burg, die auch schlicht Yeats Tower genannt wird. In der Nähe von Gort im County Galway könnt Ihr sie besichtigen.
Viel Zeit verbrachte der Poet und Nobelpreisträger auch im nahen Coole Park. Das Herrenhaus gehörte seiner guten Freundin und Schriftstellerkollegin Lady Augusta Gregory, und hier genoss Yeats die Gesellschaft mit weiteren Kollegen wie George Bernard Shaw, Sean O’Casey, George Moore und anderen. Bis heute findet ihr als sichtbaren Zeugen davon im Park des Hauses den sogenannten Autograph Tree. In seiner Rinde „verewigte“ sich die kleine Gesellschaft.
Literarische Spuren im County Limerick
Etwas weiter nach Süden führt die literarische Tour uns nach Limerick.
Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.“
So schreibt der amerikanisch/irische Autor in seinem autobiographischen Roman „Die Asche meiner Mutter“.
Und Schauplatz dieser Kindheit und Jugend waren das County und die Stadt Limerick. Deshalb könnt Ihr in Limerick an einer geführten Tour durch die Stadt teilnehmen, die Euch an etliche Schauplätze von Frank McCourts Leben und Roman führen.
Ein Ort, den Ihr dabei besuchen werdet, ist beispielsweise Leamy’s National School, die mittlerweile das Frank Court Museum beherbergt. In diesem Artikel findet Ihr nähere Informationen sowohl zum Autor als auch zu den Führungen in der Stadt Limerick.
Literatur in Listowel
Das kleine Städtchen Listowel im südwestlichen County Kerry ist nicht nur die Heimat des Autoren John B. Keane sondern auch des ältesten literarischen Festivals auf der grünen Insel. Im Jahr 1971 fand die Listowel Writer’s Week zum ersten Mal statt, ihre Initiatoren waren der eben genannte John B. Keane sowie etliche weitere Autoren.
Ihr erklärtes Ziel war es, kulturelle Erfahrungen zu pflegen, junge Talente zu fördern sowie angehenden Schreibenden inspirierende Flügel zu verleihen.
So ist es bis heute geblieben. Workshops, Wettbewerbe und weitere Events feiern hier jeden Juni die Literatur, Autoren und Buchliebhaber aus der ganzen Welt.
We promote writing of all genres and create an environment in which literature can be appreciated by the widest possible audience – where writers and readers gather to celebrate the written word together
heißt es in der Beschreibung der Listowel Writer’s Week.
Falls sich also jemand zu den oben beschriebenen Autoren oder Literaturliebhabern zählt – hier findet Ihr die entsprechenden Infos.
Bedeutende Orte der irischen Literatur im Süden der Grünen Insel
Im äußersten Süden von Irland erwartet uns auf einer kleinen Insel ein weiteres literarisches Erlebnis. Zwar lebte auf Cape Clear keiner der großen irischen Literaten oder wurde hier geboren, aber hier wird die Kunst des Storytelling im Allgemeinen gefeiert.
Storytelling – also das mündliche Geschichtenerzählen – ist wohl so alt wie die Grüne Insel selbst. Jahrhundertelang zogen Geschichtenerzähler, die gleichzeitig oft Musiker waren und auch Seanachie genannt wurden, von Ort zu Ort. Gegen eine Mahlzeit und/oder einen trockenen Platz zum Übernachten trugen sie Geschichten und Balladen vor und verbreiteten Neuigkeiten.
So wurden sie, lange bevor das geschriebene Wort und damit die Literatur dem einfachen Volk zugänglich waren, zu den wahren Förderern von Kultur und Literatur.
Diese Tradition und Kultur ist der Anlass für das International Storytelling Festival, das jährlich auf Cape Clear gefeiert wird. Zu gerne würde ich einmal selbst dort den Worten eines irischen Storytellers lauschen, während der raue Inselwind mir die Haare aus dem Gesicht bläst und sich tief unter unserer Zuhörergruppe die Wogen an den Felsen brechen …
Schöpferische Spuren finden im County Wexford
Wer vom Süden kommend die Ostküste entlang nach Dublin hinauf reist, gelangt schon bald ins County Wexford, das unter anderem ebenfalls zum Schauplatz eines Romans wurde.
In Enniscorthy wurde der zeitgenössische Autor Colm Toibin geboren, und in der Stadt Wexford ging er zur Schule. Auch wenn der Schriftsteller und Journalist nicht durchgehend in Irland lebt und beispielsweise sein erster Roman The South in Spanien spielt, steckt doch in den meisten seiner Werke sehr viel Irisches und Irland.
In Deutschland wohl am bekanntesten ist sein Roman Brooklyn (er wurde nämlich verfilmt), und dieser spielt zum Teil exakt in seinem Heimatort Enniscorthy.
In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wandert eine junge Frau mangels Zukunftsaussichten in der irischen Heimat nach Brooklyn aus und findet dort ihre große Liebe. Doch auch in Irland gibt es einen jungen Mann, der ihr zugetan ist, und in den Häusern und auf den Straßen von Enniscorthy muss sie eine schwere Entscheidung treffen …
Bedeutender Ort der irischen Literatur: Dublin als World Capital of Literature
Endstation unserer schöpferischen Reise ist in Dublin. Nicht umsonst trägt die irische Hauptstadt den oben genannten Titel und wartet deshalb mit extrem vielen literarischen Örtlichkeiten auf.
Tatsächlich sind es so viele, dass es den Rahmen sprengen würde, hier auf sie alle einzugehen, und von etlichen dieser Orte findet ihr bei uns schon ausführliche Artikel darüber. Deshalb zählen wir hier nur kurz etliche davon auf und verlinken sie jeweils mit dem eigenen Artikel.
- Museen wie beispielsweise das James Joyce Centre und das Writer’s Museum
- Theater wie das Nationaltheater Abbey Theatre, eng verbunden mit dem Poeten W.B. Yeats
- Bibliotheken wie der Long Room im Trinity College oder die Marsh’s Library
- Ulysses Rare Books, Stokes Books, The Winding Stair und zahllose Buchhandlungen, über die ganze Stadt verteilt und für Liebhaber neuer oder auch antiquarischer Bücher ein wahrer Sehnsuchtsort
- Literaturfestivals wie der Bloomsday, das Dublin Writer’s Festival und das Dublin Book Festival
- Literarische Pubs, die als Schauplatz in Romanen dienten und auch von den Autoren selbst gerne aufgesucht wurden. Im Rahmen des Dublin Literary Pub Crawl besucht man etliche davon.
Doch wie gesagt, dies ist nur eine kleine Auswahl der literarischen „Places to Be“ in Dublin. Wenn Ihr noch mehr davon erfahren wollt, begebt Euch am besten direkt vor Ort auf Entdeckungsreise!
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