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Bantry: Malerische Hafenstadt in West Cork

Bantry
Written by Nadja Uebach

Der sanfte Klang der Wellen, die gegen das Ufer der Bantry Bay schlagen wird von den markanten Schreien der Möwen untermalt, die über dem lebhaften Marktplatz ihre Kreise ziehen. Der Duft nach frischem Brot, Kaffee und Süßem liegt in der Luft und zieht Besucher von einem Marktstand an den nächsten. In der malerischen Hafenstadt Bantry an der Südwestküste Irlands scheint die Zeit einem ganz eigenen, entspannten Rhythmus zu folgen. Warum sich ein Besuch der Stadt im Herzen West Corks lohnt, verraten wir Euch jetzt.

Bantry und seine Geschichte

Bantry liegt am Ufer einer Bucht im Südwesten der Grünen Insel. Mit der Sheep’s Head Halbinsel im Süden und der Beara Halbinsel im Norden, ist die Hafenstadt in eine landschaftlich malerische Gegend gebettet. Wo Besucher heute eine geschäftige und kulturell vielfältige Kleinstadt finden, deren Atmosphäre mit zahlreichen Märkten und Festivals besonders im Sommer zum Verweilen einlädt, befand sich einst nur eine kleine Ansammlung von Häusern.

Vom Fischerdorf zur Baronie

Während der Engländer John Stevens Bantry gegen Ende des 17. Jahrhunderts als „ärmliche Siedlung“ beschrieb, die der Bezeichnung „Ortschaft“ kaum würdig war, erlangte die heutige Stadt im darauffolgenden Jahrhundert immer mehr Bedeutung. Nicht zuletzt, weil die Bantry Bay als geplanter Anlegeplatz der französischen Truppen zur Unterstützung der United Irishmen in ihrem Aufstand gegen die englische Krone ausgewählt wurde. Die Franzosen entschieden, ihre Invasion im Winter 1796/1797 zu starten. Ein Winter, der die verheerendsten Stürme seit Beginn des Jahrhunderts verzeichnen sollte.

Diese Stürme und die Planung des anglo-irischen Nobelmannes Richard White, der rund um Bantry eine gute Defensive aufstellte, sorgten für das Scheitern der Franzosen. Die 15.000 Mann starke Flotte zerstreute sich vor der Küste Irlands. Nur wenige Schiffe erreichten die Bantry Bay, einige sanken und schließlich traten die Franzosen wieder den Rückweg an. 1918 fand man den Anker eines der gesunkenen Schiffe in der Bucht. Dieser erinnert heute auf dem Marktplatz in Bantry an die Geschehnisse von damals.

Im Zuge der erfolgreich abgewehrten Invasion der Franzosen und dem zerschlagenen Aufstand der Iren ernannte man Richard White zum Baron von Bantry. Er residierte im heutigen Bantry House über der Bantry Bay. Wenige Jahre später erhielt er den Titel des Viscounts, bevor er schließlich der erste Earl of Bantry wurde.

Bantry

© Joshua McMichael, Tourism Ireland

Das Whiddy Island Desaster

Das Whiddy Island Öldesaster im Jahr 1979 markiert einen dunklen Punkt in der Geschichte von Bantry. Am 8. Januar ereignete sich bei der Terminalanlage auf Whiddy Island in der Bantry Bay eine verheerende Ölexplosion, die nicht nur mehrere Todesopfer forderte, sondern auch als eine der schwersten Ölkatastrophen in Nordeuropa in die Geschichte einging.

Der französische Öltanker Betelgeuse kam mit einer Ladung von rund 120.000 Tonnen Rohöl an der irischen Küste an. Das Öl sollte ursprünglich nach Portugal geliefert werden, was jedoch aufgrund schlechten Wetters nicht möglich war. Man entschied, den Tanker im Öl-Terminal auf Whiddy Island zu entladen. Die Betelgeuse dockte am 6. Januar 1979 in Whiddy Island an und die Entladung wurde gestartet. Als sich am frühen Morgen des 8. Januar noch etwa 40.000 Tonnen Rohöl in dem Tanker befanden, kam es zur verheerenden Explosion, die Menschen überall in West Cork hörten und teilweise sogar spürten.

Die Explosion ereignete sich als Folge eines Feuers an Bord und riss den Tanker entzwei. Das Schiff brannte komplett aus, wobei das restliche Öl austrat und die Umwelt verschmutzte. Bei dem Unglück kamen insgesamt fünfzig Menschen ums Leben. Darunter die gesamte Besatzung des Tankers sowie mehrere Terminalmitarbeiter.

Obwohl die Öltanks auf Whiddy Island unbeschädigt blieben, wurde die gesamte Anlage als Folge des Unglücks geschlossen. Eine Untersuchung zur Ursache des Feuers ergab, dass aufeinander reibende Stahlplatten in der Ummantelung des Tankers die Flammen entfacht haben.

Die besten Sehenswürdigkeiten in und um Bantry

Bantry House – märchenhafter Ausflug in die Vergangenheit

Wie aus einem Märchen entsprungen thront das Bantry House hoch oben über der Bantry Bay und beeindruckt mit einer markanten Architektur und verwunschenen Gärten. Der Besuch des prunkvollen Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert ist wie eine kleine Zeitreise. Besonders im Sommer kann man im Haus und insbesondere in der weitläufigen Gartenanlage fast einen ganzen Tag verbringen. Dabei begeistert das Bantry House mit ein bisschen Magie, etwas Geschichte und unglaublich grandiosen Weitblicken über die gesamte Bucht. Da das Haus auch für private Veranstaltungen gemietet werden kann, sollte man vor einem Besuch die Webseite checken, ob es am gewünschten Datum für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Bantry House and Gardens

Bantry Market – buntes Treiben im Herzen der Kleinstadt

Der Marktplatz in Bantry ist das unumstrittene Herz der kleinen Stadt. Umgeben von Pubs, Restaurants und Cafés auf der einen und dem Ufer der Bantry Bay auf der anderen Seite, herrscht hier stets eine aufgeweckte, maritime Atmosphäre. Wer einen authentischen irischen Markttag erleben möchte, ist jeden Freitag auf dem größten Markt der Grafschaft Cork genau richtig. Traditionell hat der erste Freitag jeden Monat als „Fair Day“ eine ganz besondere Angebotsvielfalt zu bieten. Doch auch an jedem anderen Markttag verwandelt sich der Platz in eine bunte Budenstadt, in der man neben Lebensmitteln auch irische Handwerkskunst, Kleidung, Pflanzen und mitunter sogar Tiere wie Hühner erwerben kann. Neben den Marktständen selbst sorgen musikalische und dichterische Darbietungen von Straßenkünstlern regelmäßige für ein ganz besonderes Flair.

Whiddy Island – Von der Ölkatastrophe zum Naturparadies

Im Ersten Weltkrieg patrouillierten Wasserflugzeuge einer amerikanischen Marinebasis auf Whiddy. In jüngerer Zeit diente die Insel als Öl-Terminal und war mit der Explosion des französischen Tankers Betelgeuse Schauplatz der größten Schiffskatastrophe der irischen Geschichte.

Heute ist Whiddy Island ein Ort, an dem Wanderer die Einsamkeit inmitten der Bantry Bay genießen. Da auf dem kleinen Eiland gerade einmal rund 30 Menschen leben, dient es als Rückzugsort verschiedener Vogelarten, die Besucher auf ihrem Streifzug durch die Natur begleiten. Wer nicht gerne zu Fuß unterwegs ist, hat die Möglichkeit, im einzigen Pub der Insel Fahrräder zu leihen. Überfahrten werden mehrmals täglich von Bantry aus angeboten – genauere Informationen findet Ihr HIER.

Sheep’s Head – wilde Einsamkeit

Die schmale Landzunge des Sheep’s Head, die südlich von Bantry in den Atlantik ragt, ist an ihrem Ende mit einem der wohl einsamsten Leuchttürme Irlands gekrönt. Die unberührte Natur des Sheep’s Head lässt sich am besten zu Fuß erkunden. Dafür stehen insgesamt 250 Kilometer ausgeschilderter Wanderwege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Längen zur Verfügung. Neben spektakulären Fernwanderwegen lockt die Gegend auch mit einer Vielzahl von Tagesausflügen. Allen voran die kurze Wanderung an den Leuchtturm. Vom Parkplatz aus führt ein schmaler Pfad durch einsame Schafweiden ans Ende der Landzunge, wo sich der kleine weiße Leuchtturm an die Klippen schmiegt und über das endlose Blau des Atlantiks wacht.

  • Lesetipp: Eine Auswahl der schönsten Wanderungen auf der Sheep’s Head Halbinsel findet Ihr hier.

© Failte Ireland

Bantry – Kleinstadtidylle im Herzen West Corks

Mit einer Mischung aus sanften Hügeln, einer spektakulären Küstenlandschaft und genau der richtigen Portion historischen Charmes ist die kleine Hafenstadt Bantry ein Ort, den man sich auf einer Südirlandreise nicht entgehen lassen sollte. Während das Bantry House mit seinen kunstvollen Gärten zu einer märchenhaften Reise in die Vergangenheit einlädt, kommt man dem Puls West Corks inmitten des bunten Markttreibens ganz nah oder taucht beim Wandern auf Whiddy Island und dem Sheep’s Head in die Einsamkeit der Natur ab!

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

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