Irische Mythologie

Die Schlacht von Mag Tuired

Written by Monika Dockter

Die Geschichte der Schlacht von Mag Tuired ist eine recht bekannte Legende aus Irlands Mythologie. Schriftlich überliefert wurde sie uns im Lebor Gabála Érenn, auch genannt das Book of Invasions. Genau genommen war es auch nicht nur eine Schlacht, sondern zwei unterschiedliche Schlachten an unterschiedlichen Schauplätzen im westlichen Irland, in denen sich jeweils unterschiedliche verfeindete Gruppen gegenüber standen. Das Volk der Thúata de Danann allerdings war an beiden Schlachten beteiligt, denn es kämpfte um die endgültige Herrschaft über die Grüne Insel.

Was bedeutet eigentlich Mag Tuired?

In dem oben genannten Book of Invasions findet man die Schlacht unter dem Titel Cath Maige Tuired oder Cath Maighe Tuireadh. Das Wort cath ist ein altirisches Wort und bedeutet „Kampf, Kampf“. Mag ist eine frühere Schreibweise von maigh und bedeutet „einfach“, tuired ( tuireadh in moderner Schreibweise) sind  „Säulen“ oder „Türme“.

So nennt man die Schlacht auch „Schlacht um die Ebene der Säulen“, wobei sich die Säulen wohl auf die hünenhafte Gestalt der Krieger beziehen.  Die erste Schlacht in der Ebene der Säulen fand im heutigen County Mayo statt, die zweite bei Lough Arrow in der Grafschaft Sligo.

Weitere allgemein gehaltene Details findet Ihr schon in unseren Artikeln „The Book of Invasions“, „Die Legende der Túatha de Danann“ und „Balor of the Evil Eye“, deshalb widmen wir uns hier eher dem genauen Verlauf der beiden Schlachten.

Die erste Schlacht von Mag Tuired: Wer gegen wen?

Zur Zeit der ersten Schlacht herrschte das Volk der Fir Bolg über die grüne Insel. Nicht alleine allerdings, sie teilten sich die Herrschaft mit den Fomori, der dunklen Macht aus der Unterwelt, die bereits vor allen Einwanderern hier gewesen war. Die beiden lebten in weitgehendem Frieden miteinander.

Bis ein weiteres, großes Volk die Küsten der Insel erstürmte: Das Volk der Túatha de Danann. Mit dreihundert Schiffen landeten sie auf der irischen Insel.

Túatha dé Danann_Sidhe

Túatha dé Danann © John Duncan, Public domain, via Wikimedia Commons

Ihr König Nuada begann sofort, mit den Fir Bolg zu verhandeln. Er stellte diese vor eine Wahl: entweder sollte Sreng, der Anführer der Fir Bolg, den Neuankömmlingen die Herrschaft über die halbe Insel übergeben, oder aber sie stellten sich zum Kampf. Sreng hatte nicht die Absicht, sich Bres, dem Unterhändler von König Nuada, zu unterwerfen und wählte deshalb den Kampf.

So verlief die erste Schlacht von Mag Tuired

Wenige Tage nach den Verhandlungen standen die beiden Armeen sich gegenüber. Auf der einen Seite König Nuada, Bres und die übrigen Túatha de Danann als Herausforderer, auf der anderen Seite Sreng und seine Männer, die momentanen Herrscher über die Insel. Vier Tage lang wütete das wilde Kampfgetümmel.

Dabei stehen sich König Nuada und Sreng direkt gegenüber. Sreng ist der geschicktere Schwertführer und trennt mit seiner Waffe Nuadas rechten Arm ab. Dennoch gewinnen die Túatha allmählich die Oberhand. Ein Waffenstillstand wird ausgerufen, und die Verhandlungen beginnen von neuem. Die überlegenen Túatha bieten den Fir Bolg mehrere Möglichkeiten: Entweder sie geben sich geschlagen und verlassen die Insel oder sie teilen sich das Land mit ihren Gegnern oder aber sie kämpfen bis zum bitteren Ende.

Sreng wählt die letztere Option. Er fordert König Nuada zu einem  direkten Zweikampf  heraus. Der schwer verletzte Nuada nimmt seinen Vorschlag an, allerdings nur unter der Bedingung, dass Sreng mit einem auf den Rücken gefesselten Arm, also ebenfalls einarmig, kämpfen muss. Doch Sreng weigert sich, und so sehen die Túatha de sich dazu gezwungen, ihren Gegnern eine der Provinzen des Landes zu überlassen. Wohl oder übel schließen die beiden Herrscher also Frieden miteinander – zumindest vorläufig.

Die zweite Schlacht von Mag Tuired: wer gegen wen?

Der erzwungene Friede auf der Insel hielt nur sieben Jahre lang an. Währenddessen herrschte Bres, der Unterhändler über das Volk der Thúata de Danann. Denn Nuada, der seinen Arm verloren hatte, galt damit als unvollkommen, mit einem Makel behaftet, und durfte nicht länger über sein göttliches Volk herrschen.

Aber noch immer weigerten sich die Túatha de Danann, den finsteren Fomori und damit dem dritten Volk auf der Insel, den nötigen Tribut zu zahlen. So kam es zur zweiten Schlacht von Mag Tuired, in der die Túatha de Danann gegen die Fomori antraten.

Es war so etwas wie der klassische Kampf des Guten gegen das Böse, des Lichtes gegen die Finsternis: Die blonden, hochgewachsenen, schönen Götter der Túatha bekämpften die hässliche, finstere Macht der Fomori, die stets Chaos und Zerstörung, Unglück und Tod über das Land brachten.

So verlief die zweite Schlacht von Mag Tuired

Zu diesem Zeitpunkt war bereits Lugh der König des göttlichen Volkes. Lugh war der Sohn einer Fomori-Mutter und eines Thúata de Danann-Vaters und sein Name bedeutet „der Leuchtende“. In der irischen Mythologie gilt er auch als der Sonnengott. Jedenfalls war er ein furchtloser, fähiger Kämpfer, dessen Speer  niemals sein Ziel verfehlte.

Dennoch wollte er sich nicht allein darauf verlassen, sondern zusätzlich auf die Kräfte der Zauberei. So tanzte er vor dem Beginn der Schlacht auf einem Bein und mit geschlossenem Auge um das feindliche Heer, um es auf diese Weise offiziell zu verfluchen.

Dann stehen sich die beiden Armeen gegenüber, an der Spitze ihre Heerführer: Lugh auf Seiten des Lichtes und Balor, sein leiblicher Großvater, auf Seiten der Finsternis. Balors Waffe ist sein Evil Eye, das todbringende Auge. Mit seinem zauberkräftigen Blick kann er seine Feinde vergiften, versteinern und hauptsächlich verbrennen. Doch sein Enkel lässt ihm dazu keine Gelegenheit. Mit aller Kraft schleudert er seinen magischen Speer (oder, je nach Überlieferung, einen Stein) und trifft exakt in das Auge des Bösen.

Ein Feuerstrahl schießt daraus hervor, aber statt die Feinde zu vernichten, setzt er Balors eigenes Heer in Brand! Damit sind die Fomori endgültig geschlagen. Endlich gehört die Herrschaft über die grüne Insel allein den Thúata de Danann!

Die Schauplätze der Schlachten von Mag Tuired

Wie bereits erwähnt fand die erste Schlacht von Mag Tuired im County Mayo im Osten Irlands statt. Cong, so lautet der heutige Name des Ortes zwischen den beiden großen Seen Lough Corrib und Lough Mask. Von den kriegerischen Umtrieben aus mystischer Vorzeit merkt man dem friedlichen kleinen Dorf heute nicht das Geringste an. Die Ruine von Cong Abbey erinnert vielmehr an die christliche Besiedlung der Insel, und das nahe Ashford Castle ist gar zu einem exklusiven Luxushotel geworden.

Cong Abbey

Cong Abbey © Sean Tomkins, Fáilte Ireland

Der Lough Arrow im County Sligo gilt als Schauplatz der zweiten Schlacht. Der acht Kilometer lange See liegt am Fuß der Curlew Mountains und ist wegen seiner großen Lachsbestände ein beliebtes Angelrevier. Wie an so vielen Orten auf der Insel treffen auch hier die keltisch-mystische und die christliche Geschichte des Landes aufeinander. Am Westufer des Sees liegt eine Grabanlage aus der Jungsteinzeit und am östlichen Ufer gegenüber die Ruinen eines mittelalterlichen Dominikanerklosters.

So kann auch hier jeder Besucher der Grünen Insel sicher sein, auf geschichtsträchtigem Boden zu wandeln …

 

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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