Irische Schriftsteller

John Boynes Bücher

John Boyne
Written by Monika Dockter

John Boyne ist einer der bekanntesten irischen Schriftsteller der Gegenwart. Seine Werke sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche wurden bereits mit den unterschiedlichsten Auszeichnungen vom Irish Book Award bis zum Deutschen Jugendliteraturpreis geehrt.  Der Junge im gestreiften Pyjama aus dem Jahr 2006  bescherte dem Iren seinen weltweiten Durchbruch. Mittlerweile wurde dieser Roman etwa 10 Millionen Mal verkauft und zusätzlich verfilmt. Hier wollen wir einen Blick auf John Boynes Leben, seine Leidenschaft fürs Schreiben und einige seiner Bücher werfen.

John Boyne Steckbrief

Am 30. April 1971 wurde John Boyne in Dublin geboren, wo er bis heute lebt. Er studierte Englische Literatur am Trinity College sowie Kreatives Schreiben an der University of East Anglia in Norwich.

Seine erste Kurzgeschichte wurde 1993 in der Sunday Tribune veröffentlicht und schaffte es auf die Nominierungsliste für den Hennesy Literary Award.  Bislang schrieb John Boyne elf Romane für Erwachsene, eine Kurzgeschichtensammlung und sechs Romane für jüngere Leser. In die letztere Kategorie gehört auch sein bekanntestes Werk Der Junge im gestreiften Pyjama.

Sein neuester Roman A Traveller at the Gates of Wisdom erscheint Ende Juli dieses Jahres. Insgesamt sind seine Romane in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt. Außerdem verfasst Boyne Buchkritiken für The Irish Times, ist Inhaber der Ehrendoktorwürde der University of East Anglia und gewann für seine Bücher viele Preise. Genaueres über diese Auszeichnungen und sein Leben lest Ihr hier.

John Boynes bekannteste Bücher

John Boyne

Maggie Hannan, John Boyne, CC BY 2.0

Schon in frühen Jahren erwachte in John Boyne die Leidenschaft für Bücher. Als Kind verschlang er die Bücher von Enid Blyton, deren Anzahl bei sage und schreibe über siebenhundert liegt. Dazu kamen Geschichten wie Die Chroniken von Narnia  und Abenteuerbücher wie Die Schatzinsel und Die Drei Musketiere, die ihn zu ersten eigenen (Kurz-)Geschichten inspirierten.

Mittlerweile umfasst auch John Boynes eigenes Werk etliche Bücher. Betrachtet man die gesamte Liste seiner Romane, so veröffentlicht er etwa alle achtzehn Monate einen neuen Roman. Doch damit nicht genug, verfasst er, wie oben erwähnt, auch Buchkritiken, Gedichte und Kurzgeschichten. Bei einem solchen Pensum scheint nicht viel Raum für anderes zu bleiben.

Was der Autor voll und ganz bestätigt: Seine ganze Leidenschaft gehört dem „einsamen Geschäft“ des Schreibens. Abgetaucht in die Welt seiner jeweiligen Figuren, lebt er dementsprechend zurückgezogen, geht selten aus und liebt das Rampenlicht nicht übermäßig. Wenn er nicht liest oder schreibt, sieht John Boyne gerne Filme – doch glücklich macht ihn das Schreiben selbst.

John Boyne „Der Junge im gestreiften Pyjama“

Die erste Fassung des Bestsellers verfasste John Boyne in zweieinhalb Tagen, ohne zu schlafen. Die Geschichte brach so machtvoll aus ihm heraus, dass er Angst hatte, sie zu verlieren, wenn er das Schreiben unterbrach. Kraftvoll und aufrüttelnd – ebenso bemerkenswert als Einführung in das Thema wie „Das Tagebuch der Anne Frank“, so urteilte auch  USA Today nach Erscheinen des Jugendromans. 2007 wurde dieser mit dem Irish Book Award ausgezeichnet, und zwar in den Kategorien Jugendbuch, Buch des Jahres und Bestes Hörbuch.

Doch worum geht es eigentlich in dem preisgekrönten Buch, das zur Zeit des Dritten Reiches in Deutschland spielt? Der neunjährige Bruno weiß nichts über die Endlösung oder den Holocaust. Er hat nicht die geringste Ahnung von den Grausamkeiten, die sein Land und sein eigener Vater als Kommandant eines Konzentrationslagers den übrigen Völkern Europas zufügen. Alles, was er weiß, ist, dass er seine luxuriöse, bequeme Berliner Heimat verlassen muss, um in eine einsame Gegend zu ziehen, in der es nichts zu tun und keinerlei Spielkameraden gibt.

Bis er Shmuel begegnet, einem Jungen, der auf der anderen Seite des Stacheldrahtes nahe von Brunos Garten lebt. Wie alle anderen Männer und Jungen dort trägt Shmuel als Uniform einen gestreiften Pyjama und führt ein trostloses Leben ohne Spielzeug, dafür voller Arbeit und Entbehrung. Die beiden Jungen werden Freunde, und damit beginnt der Prozess, der Bruno vom Unwissenden zum Zeugen des Unaussprechlichen und schlussendlich zu einem weiteren arglosen Opfer der grausamen Vernichtungsmaschinerie werden lässt…

John Boynes „Die Geschichte der Einsamkeit“

Lange Zeit vermied es John Boyne, über Irland zu schreiben. Themen, die seine Heimat betrafen, erschienen ihm zu sehr persönlich belastet. Doch im Jahr 2014 erschien mit  A History of Loneliness, beziehungsweise Die Geschichte der Einsamkeit, sein erster Roman über Irland. Er schrieb ihn für seine erwachsenen Leser und wählte als Thema gleich ein in Irland wirklich „heißes Eisen“: die katholische Kirche.

Und darum geht es in dem Tatsachenroman über einen katholischen Priester konkret: Im Jahr 1972 tritt Odran Yates ins Priesterseminar ein. Seine Mutter ist der Meinung, er wäre dazu berufen. Voller Ehrgeiz und Hoffnung gibt er sich ganz seinen Studien hin und bemüht sich gleichzeitig um tiefe Freundschaften. Vierzig Jahre später ist seine Hingabe auf eine starke Probe gestellt: Odran sieht seine Freunde vor Gericht und im Gefängnis, das Leben junger Ministranden zerstört, und sich selbst den missbilligenden Blicken und Beleidigungen seiner Mitmenschen ausgesetzt. Grund dafür sind die zunehmenden Erkenntnisse über sexuellen Missbrauch innerhalb der geliebten Institution der katholischen Kirche.

Erst als eine Familientragödie die Wunden seiner Vergangenheit offenbart, muss der Priester sich notgedrungen mit diesen Dämonen auseinandersetzen und seine eigene Mittäterschaft erkennen. So berichtet der Roman von blindem Dogma und Zivilcourage und dem dunklen Ort, an dem diese beiden aufeinandertreffen; mutig und sehr persönlich.

A Traveller at the Gates of Wisdom

Zu guter Letzt werfen wir einen Blick auf dieses kurz vor der Veröffentlichung stehende Werk. Was erwartet den Leser hinter dem vielversprechenden Titel?

Der Roman ist eine universelle und doch einzigartige Geschichte über die Geschichte der Menschheit und den Fluss der Zeit, der durch sie strömt. Im Mittelpunkt steht eine Familie mit zwei Söhnen: einem, der die Gewalttätigkeit seines Vaters im Blut trägt, und einem mit der künstlerischen Veranlagung der Mutter. Einer verlässt die Familie, einer bleibt. Beide treffen auf andere, deren Taten sich auf ihr Schicksal auswirken.

Diese Taten und die persönlichen Geschichten verstricken sich miteinander, entwickeln sich über den Lauf von zweitausend Jahren hinweg. Vom Palästina in der Morgendämmerung des ersten Jahrtausends und über fünfzig Länder hinweg bis hin zu einem Leben im Universum des dritten Jahrtausends verändert sich die Welt um sie herum, während ihr Schicksal stets dasselbe bleibt. Alles muss sich entwickeln wie vorhergesagt… Ein episches Märchen der Menschlichkeit – fantasievoll, einzigartig, ergreifend.

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Über den Autor

Monika Dockter

Als Schriftstellerin bedeutet Irland für mich Inspiration in ihrer schönsten Form. Ich finde diese Inspiration in den Worten begnadeter irischer „Storyteller“, zwischen den verschlungenen Wurzeln einer uralten Eiche und auf der Brücke über einen Bach, dessen Wasser vom Torf so braun ist wie der Ginster am Ufer gelb…
Für die gruene-Insel.de zu schreiben betrachte ich als einmalige Gelegenheit, etwas von der für mich so faszinierenden Atmosphäre dieses Landes weiterzugeben – und zwar an eingefleischte Irlandfans ebenso wie an solche, die genau das einmal werden wollen.

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