Irische Musiker

Tin Whistle – die Geschichte der irischen Flöte

Tin Whistle
Written by Ina Brecheis

Die berühmte, irische Tin Whistle-Flöte ist aus den berührenden, irischen Musikstücken, die mal übermütig und lebensfroh, manchmal melancholisch und verträumt, ihre Zuhörer verzaubern, kaum wegzudenken. Man versuche nur, sich das Lied The Foggy Dew ohne die hellen, wehklagenden Klänge einer Tin Whistle-Flöte vorzustellen! Dieses besondere, irische Musikinstrument blickt auf eine lange Geschichte zurück. Und diese wollen wir hier näher beleuchten.

Die irische Flöte und ihre Besonderheit

Die irische Flöte oder Tin Whistle, zu Deutsch „Pfeife“ ist, wie ihr Beinamen Tin verrät, aus Metall gefertigt. Meist besitzt sie heute ein Mundstück aus Kunststoff, wenn sie nicht vollständig aus Kunststoff gefertigt ist. Die Whistle-Flöte ist schlank und hat einen klaren, hellen, manchmal auch schrillen Klang. Im Gegensatz zur klassischen Blockflöte hat die Tin Whistle sechs Grifflöcher. Diese werden mit den mittleren drei Fingern gespielt, was etwas leichter ist, als die Grifftechnik der Blockflöte.

Aus diesem Grund war die Tin Whistle vor dem Wiederaufleben der irischen Folk-Musik in den 1960er Jahren als Kinderinstrument verpönt. Zu unrecht, denn der Flöte irische Waisen zu entlocken und mit der Grifftechnik frei zu experimentieren, erfordert Können und Grifffertigkeit. Nichtsdestotrotz ist es richtig, dass man mit der Tin Whistle schnell Erfolgserlebnisse feiern kann, wenn man sich einmal auf sie einlässt. Nun aber zur Geschichte der irischen Flöte.

Die Geschichte der irischen Tin Whistle

Die älteste „Tin Whistle“

Die ältesten Tin Whistle-Flöten, die noch heute erhalten sind, stammen aus dem frühen Mittelalter. Eine dieser Flöten, sie wird auf das 15. Jahrhundert datiert, befindet sich heute im Museum of Scotland in Edinburgh. Diese Flöte ist aus Messing gefertigt und weist bereits die typischen sechs Grifflöcher auf, die die Whistle-Flöte noch heute auszeichnet.

Die Geschichte der Tin Whistle reicht aber wohl noch weiter in der Vergangenheit zurück. Bis in die Zeit der Kelten hinein. In einigen keltischen Legenden spielt diese Flöte, die auf Gälisch cuisle oder feadóg hieß, eine bedeutende Rolle. Es heißt ein Anführer der Tuatha de Danann spielte auf dieser Flöte, um einen Schlafzauber über die Bewohner des Königspalastes in Tara zu wirken. In alten Aufzeichnungen über das Leben am Hofe der irischen Könige, Brehon Laws genannt, ist ebenfalls die Rede von Flötenspielern, die am Hof der Könige ihren festen Platz hatten, ja besondere Achtung genossen. Ihnen wurde eine besondere Ehre zuteil, denn sie durften von den besten Stücken der königlichen Tafel noch vor den anderen Bediensteten kosten.

Es sollten einige Jahrhunderte ins Land gehen, bevor die Whistle-Flöte und diejenigen, die sie zu spielen vermochten, wieder ein solches gesellschaftliches Ansehen genießen sollten.

Tin Whistle oder Penny Whistle?

Die Bezeichnung der Tin Whistle findet erst im 19. Jahrhundert Eingang in den alltäglichen Sprachgebrauch. Ein geläufiger Beiname der kleinen Flöte war auch „Penny Whistle“. Dieser stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert, als das Musikinstrument von fahrenden Spielleuten, zwielichtigen oder schlicht armen Gestalten gespielt wurde, um sich auf der Gasse ein paar „Pennys“ zu verdienen.

Die Tin Whistle wird (neu)geboren

Zu neuer Berühmtheit gelangte die Whistle-Flöte durch einen gewissen Robert Clarke im 19. Jahrhundert. Robert war ein schlichter Landarbeiter, der sich im kleinen Dorf Coney Weston in England auf den umliegenden Farmen verdingte. Zu seinem ausgemachten Freizeitvergnügen gehörte es, auf einem sogenannten Holzflageolett zu spielen. Das ist eine kleine Flöte, der einfachen Griffe der Penny-Whistle nicht unähnlich ist, jedoch aus Holz gefertigt ist. Der sperrige Begriff „Flageolett“ ist schlicht eine Bezeichnung für ein Blasinstrument, die aus dem Mittelalter stammt. Sie hat sich jedoch für diese spezielle Art der Flöten bis heute gehalten.

Robert spielte also sein Holzflageolett, um sich von der mühsamen Feldarbeit auf den Bauernhöfen der Umgebung zu erholen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Ihm kam zu Gehör, dass ein neues Material entwickelt worden war – das sogenannte Weißblech. Das ist ein dünnes, gewalztes Stahlblech, dessen Oberfläche verzinnt ist. Da Robert mit dem Hufschmied des Ortes eng befreundet war, zog er von diesem erste Erkundungen über dieses neue Material ein. Außerdem bat er den Schmied um einen Freundschaftsdienst; ihn ein kleines Stück dieses Weißblechs zu besorgen. Damit baute Robert sein Holzflageolett nach und war erstaunt über den vollen Klang der neu entstandenen Flöte.

Die Tin Whistle findet ihren Weg nach Irland

Zuerst fertigte Robert alle seine Flöten mit der Hand und verkaufte diese mit Erfolg in den Märkten der umliegenden Dörfer, an irische Wanderarbeiter und Seeleute. Diese brachten das Instrument auf die Grüne Insel, wo es seinen Siegeszug antrat. Sein Traum war jedoch ein anderer: Seine Flöte in Serie zu fertigen. Die Industrialisierung hielt in England gerade Einzug und Robert sah seine Chance gekommen. In Manchester baute er seine Produktionsstätte auf und 1843 legte er los. Einige Jahre war er der Einzige, der diese Art der Whistle-Flöte herstellte.

Erst 1978 gab es das erste irische Unternehmen, Feadóg Teoranta mit Sitz in Dublin, das diese Art der Whistle-Flöte herstellte. Zu diesem Zeitpunkt war die Flöte schon längst aus dem Irish Folk nicht mehr wegzudenken.

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Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

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