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Sehenswürdigkeiten in New Ross Irland

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Written by Neil Saad

Das County Wexford im Südosten von Irland zeichnet sich durch eine dünne Besiedlung aus. Neben zahlreichen Dörfern und kleinen Ortschaften existieren nur wenige Städte. New Ross im Westen der Grafschaft Wexford zählt zu diesen. Die heute drittgrößte Stadt der Region führt ihre Entstehung auf eine Klostersiedlung des 6. Jahrhunderts zurück. Jedoch wegweisend für das Wachstum war die Entwicklung ab der Anglo-Normannischen Invasion im 12. Jahrhundert. Die Befestigung von New Ross während dieser Zeit ist die Grundlage der heutigen Stadt. Anziehungspunkt der Stadt ist ihr reger Hafen am Fluss Barrow. Dieser galt einst als der wichtigste Umschlagplatz für Waren und für den Personentransport in Irland. Heute ist New Ross für Irland-Reisende ein wunderbares Ausflugsziel bei der Erkundung von Irlands historischem Osten. Das ist die spannende Geschichte von New Ross und diese Sehenswürdigkeiten gibt es dort zu entdecken.

Die Gründung von New Ross

Bereits im 6. Jahrhundert gründete der Heilige St. Abbán am Fluss Barrow eine Klostersiedlung. Das Kloster entstand an einem Ort namens Rosmactreoin (deutsch: Wald des Sohns des Troin). Hiervon leitet sich der heutige, englische Namensteil Ross ab. Rosmactreoin gehörte zum Klein-Königreich Osraige (englisch: Ossory) in der Provinz Leinster.

Der Heilige St. Abbán stammte aus dem Königshaus von Leinster ab. Jedoch bevorzugte er anstelle der Thronfolge ein Leben mit Gott. Er erhielt seine geistliche Ausbildung in Rom. Dabei fiel er durch besondere Gaben auf. Es heißt, Abbán beherrschte das Wasser. Verschiedene Anekdoten berichten, wie er Flüsse und Seen zu seinen Gunsten veränderte. Weiterhin hielt seine Anwesenheit böse Menschen und finstere Mächte fern.

Über St. Abbáns Klostersiedlung in Rosmactreoin und das Leben der Mönche ist nichts überliefert. Vermutlich befand sich das Kloster in der Nähe der heutigen St. Mary’s Church auf der Ostseite des Barrow. Hierauf ließen Ausgrabungen schließen. Genaue Angaben blieben über die Jahrhunderte nicht erhalten.

Von Ross zu New Ross

Das 12. Jahrhundert sah in Irland die Ankunft der Anglo-Normannen. Diese kämpften an der Seite des Königs von Leinster, Diarmait Mac Murchada, gegen den irischen Hochkönig Ruaidri Ua Conchobair. Als Entlohnung erhielt ihr Anführer, Richard de Clare, die Hand von Diarmaits Tochter. Dadurch erbte Richard, genannt „Strongbow“, das Königreich Leinster. Somit öffnete Diramait Mac Murchada ungewollt die Tür nach Irland für die andauernde Besatzung durch England.

Unter den Anglo-Normannen, die zu dieser Zeit nach Irland kamen, befand sich William Marshal. Dieser erhielt nach dem militärischen Sieg weitläufige Gebiete in Süd-Leinster. Dazu gehörte das Königreich Osraige durch dessen Gebiet der Barrow in Richtung Meer fließt. Dieser William Marshal baute am Barrow eine Befestigung sowie eine Brücke über den Fluss. Ziel war die Verteidigung seines neu erkämpften Territoriums. Als Standort wählte er Rosmactreoin. Damit legte er den Grundstein für die Entwicklung von Ross zu New Ross.

Der Anglo-Normanne brachte Siedler aus seiner Heimat im heutigen Wales nach New Ross. Diese fanden auf irischem Boden ihr neues Zuhause. Gleichzeitig sicherte Marshal sich auf diese Weise gegen seine Feinde ab. Die loyalen Waliser schufen in der Bevölkerung einen gewichtigen Gegenpol zu den heimischen Iren.

Strongbow

Strongbow heiratet Aoife; Daniel Maclise [Public domain]

Sehenswürdigkeiten in New Ross

Der Hafen von New Ross

Während mit der Zeit William Marshals Einfluss beim König von England zunahm, entwickelte sich New Ross mit ihm zum Guten. Vor allem der entstehende Hafen geriet zu einem der wichtigen Umschlagplätze Irlands. Weit im Innenland angelegt, lag der Hafen vor den widrigen Witterungsverhältnissen an der Küste geschützt. Durch seine Breite und das tiefe Wasser des Barrow gelangten große Schiffe bis nach New Ross. Zudem sahen Späher durch die erhöhte Lage der Stadt feindliche Schiffe bereits aus der Ferne den Fluss hinauf fahren. Dadurch waren Verteidigungsmaßnahmen rechtzeitig ergriffen.

Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich der Hafen von New Ross zu einem internationalen Handelshafen. Besonders die baltischen Länder und Kanada gehörten zu den Handelspartnern. Damit stand New Ross in unmittelbarer Konkurrenz zum Hafen der Stadt Dublin.

Heute ist der Hafen weiterhin ein bedeutender Warenhafen der Grünen Insel. Daneben gehört eine kleine Marina mit Yachten und Segelbooten zu der Hafenanlage. Ausflugsfahrten über den Barrow beginnen hier. Zu den Highlights des Hafens von New Ross gehört ein Restaurant-Boot. Während die Wellen leise am Bug brechen und die irische Landschaft vorbei zieht, genießen Mitfahrer die an Bord zubereiteten Speisen.

Das Dunbrody Famine Ship

Ebenfalls im Hafen liegt das Dunbrody Famine Ship. Dabei handelt es sich um einen originalgetreuen Nachbau eines Seglers aus dem 19. Jahrhundert. Die original Dunbrody stammte aus Quebec in Kanada. Ihr Baujahr war 1849. Die Besitzer aus New Ross nutzten sie als Transportschiff für Handelswaren von Nordamerika nach Europa.

Während der großen, irischen Hungersnot (1845 bis 1849) entstand durch auswandernde Iren ein großer Bedarf an zusätzlichen Passagierschiffen. Deshalb boten die Besitzer der Dunbrody Überfahrten nach Nordamerika an. Dabei verließen bis zu dreihundert Personen je Überfahrt Irland um auf der anderen Seite des Atlantik ein neues Leben zu finden. Viele erreichten aufgrund ihres gesundheitlich schwachen Zustandes und der schlechten Bedingungen an Bord nie den nächsten Hafen. Aus diesem Grunde bekamen Schiffe wie die Dunbrody den beklemmenden Namen „Coffin Ships“. Auf Deutsch: Sarg-Schiffe.

Der Nachbau der Dunbrody ist ein Museumsschiff. Besucher erleben an Bord die Enge und die bedrückende Atmosphäre während der langen Überfahrt hautnah. Dabei ist das Innenleben des Schiffs originalgetreu nachgebildet. Auf einem Rundgang erhalten Besucher die wichtigen Informationen über das Leben an Bord während der Überfahrt. Zudem erfahren sie vieles über die Umstände in Irland während der großen Hungersnot sowie über das neue Leben in Nordamerika.

dunbrody famine ship

Das Dunbrody Famine Ship; Creating Agency: Fáilte Ireland

Ausflüge von New Ross aus

New Ross und die Kennedys

Das Umland von New Ross brachte eine berühmte, US-amerikanische Familie hervor. Ein Patrick Kennedy aus Dunganstown in der Grafschaft Wexford verließ während der großen, irischen Hungersnot die Grüne Insel. Der kleine Ort Dunganstown liegt wenige Kilometer südlich von New Ross entfernt. Nachdem Patrick Kennedy eine Familie in den Vereinigten Staaten gründete, erlangte sein Nachkomme John präsidiale Würden. Von 1961 bis zu seinem gewaltsamen Tod im Jahre 1963 regierte John F. Kennedy als Präsident die USA.

Im Juni 1963 besuchte John F. Kennedy die Heimat seiner Vorfahren. Dabei verbrachte er bei einer Tasse Tee mit seinen irischen Cousins und Cousinen Zeit in Dunganstown. Mit Stolz blicken die Iren auf den Werdegang der Kennedys von der Auswanderung bis zum Weißen Haus zurück. Ein ehemaliges Haus, das Kennedy Homestead, ist heute als Museum eingerichtet und erinnert an die Geschichte der Kennedys. Weiterhin liegt in der Nähe von New Ross das John F. Kennedy Arboretum. Die weitläufige Parkanlage beherbergt eine umfangreiche Baumsammlung und erinnert an den Besuch und das Leben von JFK.

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Das Kennedy Homestead; Brian Morrison Photography; CReating Agency: Tourism Ireland

Duncannon Fort

Das Duncannon Fort liegt etwa 30 Autominuten südlich von New Ross auf der Hook Peninsula. Die prächtige Küstenbastion stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es steht auf den Resten einer prähistorischen Felsfestung und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit einer Führung könnt Ihr das Fort und seine beeindruckende Geschichte erkunden.

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Über den Autor

Neil Saad

Bereits seit 2009 bereiste ich Irland mehrmals im Jahr und zu jeder Jahreszeit. Im Herbst 2021 zog ich schließlich auf die Grüne Insel und lebe seit dem im Kingdom of Kerry. Besonders das Wandern in Irland hat es mir hier angetan und so erkunde ich zu Fuß die irischen Gebirge und Wanderwege. Aber auch auf klassischen Road Trips liebe ich es, das Land immer wieder neu zu entdecken. Dabei bevorzuge ich das Prinzip des Slow Travel, denn gerade in Irland ist weniger ganz oft so viel mehr. Mit der Liebe zur grünen Insel kam auch der Wunsch, über Land und Leute zu schreiben und möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

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