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Killorglin – Ein Königreich für einen Ziegenbock

King Puck, Killorglin
Written by Cindy Jaecklin

Es gibt Dinge, die muss man mit eigenen Augen gesehen haben, um sie glauben zu können. So dürfte es wohl den meisten Menschen ergehen, wenn sie von dem berühmten Puck Fair hören. Ein Fest, bei dem ein Ziegenbock König einer ganzen Kleinstadt wird. Doch wir garantieren Euch, was wir Euch hier erzählen, könnt Ihr selbst erleben. Und zwar in Killorglin – einer herzlichen Kleinstadt am Ring of Kerry.

Killorglin: Wo irische Traditionen erhalten bleiben

Killorglin ist eine kleine Stadt, etwa 15 Autominuten von der touristischen Hochburg Killarney entfernt. Doch nicht nur die unmittelbare Nähe zu Killarney und dem gleichnamigen Nationalpark kommt dem kleinen Idyll zugute, sondern auch die direkte Lage am Ring of Kerry. Genau genommen führt Irlands schönste Panoramastraße einmal mitten durch den Ort. So auch der Wild Atlantic Way.

Killorglin und das Puck Fair

In Killorglin gibt es einige Einkaufsmöglichkeiten, urige Pubs und nette Cafés. Das Stadtzentrum ist überschaubar, aber ansprechend. Die kunterbunten Häuserfassaden und die liebevollen Blumendekorationen entlang der Hauptstraße verleihen dem Ort einen ganz besonderen Charme. Killorglin ist also ein typisches irisches Städtchen, wie aus dem Bilderbuch. Wäre da nur nicht die Messingstatue eines Ziegenbocks, die auf einen der kuriosesten Bräuche des Landes hinweist …

Puck Fair – oder ein Fest für einen Ziegenbock

Jedes Jahr, genau genommen vom 10. bis zum 12. August findet in Killorglin ein Fest statt, das Menschen aus aller Welt in das verschlafene Nest am Ring of Kerry lockt. Denn während ausgelassen getanzt, gefeiert und getrunken wird, vergessen die Iren niemals, weshalb sie dieses Spektakel zelebrieren – oder besser gesagt für wen: ihren König in Form eines lebendigen Ziegenbocks!

Das Puck Fair ist wohl eines der ungewöhnlichsten Festivals Irlands. Im August eines jeden Jahres wird in der Stadt symbolisch ein lebender Ziegenbock zum König ernannt und trägt für die nächsten drei Tage den ehrwürdigen Titel „King Puck“. Damit dieser nicht alleine regieren muss, gibt es auch gleich noch die „Queen Puck“ (allerdings nicht in Form einer Ziege, wie angenommen werden könnte). Die stolze Königin ist ein Mädchen aus der Gegend. Sind König und Königin endlich auserkoren, kann die Feier auch schon beginnen.

Killorglin Puck Fair

© alsen (Pixabay Licence)

Die Legende eines Ziegenbocks

Was nach einem kuriosen, fast schon unwirklichen Brauch klingt, ist in Killorglin Realität. Und so amüsant dieses Spektakel auch erscheint, hat es wie wohl jedes Brauchtum einen bedeutsamen Hintergrund.

Einer Legende nach sollen die Truppen Cromwells im 17. Jahrhundert dabei gewesen sein, die Regionen rund um Killorglin zu besetzen. Sie plünderten und zerstörten die Häuser in Shanara und Kilgobnet am Fuße des McGillycuddy Reeks.  Eine Gruppe von Bergziegen, die sich genüsslich in der Nachmittagssonne dem saftigen Gras widmete, fühlte sich von den lärmenden Männern gestört. Ein Ziegenbock suchte daraufhin das Weite und lief auf direktem Weg nach Killorglin. Die hiesigen Einwohner deuteten die Ankunft des Ziegenbocks als Zeichen dafür, dass die britischen Streitkräfte in der Nähe sind. Auf diese Weise konnten sie sich auf die Ankunft der Cromwell Truppen vorbereiten und ihren Besitz schützen. Zum Dank und in Anerkennung an die Dienste des Ziegenbocks, beschlossen die Bewohner Killorglins zukünftig jedes Jahr ein Fest zu dessen Ehren zu veranstalten.

Eine andere Überlieferung zur Entstehung des Puck Fair Festivals beruht, wie so viele Bräuche in Irland, auf heidnischem Ursprung. So soll der Ziegenbock ein heidnisches Symbol für Fruchtbarkeit gewesen sein. Das Zelebrieren eines Festes zu Ehren des Pucks, soll den Menschen eine fruchtbare und damit ertragreiche Ernte beschert haben.

Das Puck Fair in Killorglin

Im August bringen die Einwohner Killorglins ihre Stadt auf Hochglanz. Entlang der Mainstreet wehen kunterbunte Wimpel über den Straßen und prächtige Blumen blühen in den Rabatten. Jeder bereitet sein Heim auf die bevorstehenden Festivitäten vor.

Bevor die Feier beginnt, macht sich ein Ziegenfänger auf in die Berge, um einen wilden Bock zu fangen. Diesen führt er anschließend in die Stadt zurück und das Puck Fair wird eröffnet.

Die Feierlichkeiten beginnen

Am ersten Tag des Puck Fair findet eine Krönungsparade im Stadtzentrum statt, begleitet von Musik und Tanz. Anschließend folgt die Krönung, bei der „King Puck“ auf eine Plattform gehoben wird, wo er für die nächsten drei Tage das lebhafte Treiben auf den Straßen beobachten kann. Die Krönung führt „Queen Puck“ durch.

Killorglin und das Puck Fair

© John Hession, Tourism Ireland

Am zweiten Tag der Feierlichkeiten halten die Einwohner einen Viehmarkt ab. Doch auch während dieser Zeit ist für das leibliche Wohl und genügend Unterhaltung gesorgt. Am dritten Tag, traditionell am 12. August, wird der Ziegenbock von seiner Plattform gehoben und damit entthront. Anschließend wird er zu seinen Artgenossen zurück in die Berge gebracht.

Während dem Puck Fair herrscht in Killorglin eine ausgelassene Stimmung. Die Iren erfreuen sich an ihren Bräuchen und stoßen das ein oder andere Mal mit einem kühlen Pint auf ihren neuen König an. Die Pubs sind rappelvoll, überall erklingt Musik und die Menschen tanzen und feiern. Das Puck Fair ist nicht nur eines der ältesten Feste des Landes, sondern gewiss auch eines der stimmungsvollsten.

Zwischen Brauchturm und Tierschutz

Für manch einen mag es zunächst befremdlich klingen, einen wilden Ziegenbock einzufangen, zu krönen und drei Tage auf einer Plattform zur Schau zu stellen. Seid aber versichert, dass das Tier während der Festivitäten keinen Schaden davonträgt. Tatsächlich müssen die Veranstalter strenge Richtlinien befolgen und der Ziegenbock wird stets von einem Tierarzt überwacht. Außerdem garantieren die Bewohner, dass ihr King Puck am Ende des Puck Fair wieder in die Freiheit gelassen wird und zu seinen Artgenossen zurückkehren kann.

  • Hier findet Ihr die offiziellen Richtlinien, die das Wohlergehen des Ziegenbocks sicherstellen
Killorglin und das Puck Fair

© macmonagle.com

Killorglin Sehenswürdigkeiten und Reisetipps

Wenn Ihr nicht das Glück habt, Killorglin zum Puck Fair einen Besuch abzustatten, seid nicht enttäuscht. Das kleine Idyll bietet sich auch außerhalb dieser kuriosen Festivität für eine Reise durch Irland an. Denn Killorglin liegt an der schönsten Panoramastraße der Grünen Insel und damit in nächster Nähe zu fantastischen Sehenswürdigkeiten.

Killarney Stadt & Nationalpark

killarney nationalpark wandern

Killarney Nationalpark, Co. Kerry, Irland © Chris Hill, Creating Agency: Tourism Ireland

Östliche der Kleinstadt, nur etwa 15 Minuten mit dem Mietwagen entfernt, liegt Killarney. Die beliebte Stadt bietet mit ihren traditionellen Handwerksläden und internationalen Modeketten die Möglichkeit, Tradition und Moderne zu erleben. Speist in erstklassigen Restaurants, lauscht irischer Livemusik in urigen Pubs oder genießt einen Cocktail in einer modernen Bar.

Vor den Toren Killarneys liegt zudem der gleichnamige Nationalpark, der einige wunderschöne Sehenswürdigkeiten bereithält. Besucht das märchenhafte Muckross House, das historische Ross Castle oder unternehmt einen Spaziergang entlang der unzähligen Seen. Hier erfahrt Ihr mehr über die Sehenswürdigkeiten im Killarney Nationalpark.

Kenmare

Steinkreis von Kenmare

Eine beeindruckende Bergstraße führt Euch über Moll’s Gap von Killarney in das charmante Kenmare. Im lebhaften Stadtzentrum reihen sich Handwerksläden, Galerien, Pubs und Cafés Tür an Tür, sodass Ihr gut und gerne einige Zeit mit Bummeln und Schlemmen verbringen könnt. Nur etwa einen Kilometer von dem bunten Treiben entfernt befindet sich der Kenmare Stonecircle. Hier lest Ihr mehr über die Sehenswürdigkeiten des beschaulichen Kenmare.

Die Dingle Peninsula

Slea Head Drive

Dingle Peninsula, Co. Kerry, Irland © Cindy Lenz

Von Killorglin trennt Euch nur ein Katzensprung von der traumhaften Dingle Peninsula. Einst von National Geographic als einer der schönsten Orte der Welt gekürt, macht die Halbinsel diesem Titel nach wie vor alle Ehre. Dramatische Bergpässe wie der Connor Pass und endlose Sandstrände offenbaren einen traumhaften Ausblick auf die Insel und den Atlantik. Und auch wenn es in dem kleinen Fischdorf Dingle vor allem zur Sommerzeit lebhaft und wild hergehen mag, solltet Ihr Euch nicht davon beirren lassen und gar das Örtchen umfahren. Dingle Town ist ein lebendiges Fischerdorf, das gänzlich auf den Tourismus ausgelegt ist. Dennoch überzeugt das charmante Idyll mit seinen traditionellen Pubs und Restaurants sowie der liebevoll hergerichteten Hauptstraße, die in allen erdenklichen Farben leuchtet. Hier erfahrt Ihr mehr über die Highlights der Dingle Peninsula.

Wenn Ihr die Dingle Peninsula besucht, solltet Ihr Euch Zeit für eine Fahrt auf dem Slea Head Drive nehmen. Diese Panoramastraße führt entlang der dramatischen Atlantikküste, vorbei an den Blasket Islands und an prähistorischen Sehenswürdigkeiten.

Der Ring of Kerry

Auf Irlands schönster Panoramastraße unterwegs, dem Ring of Kerry

Ring of Kerry, Co. Kerry, Irland © Creating Agency: Tourism Ireland

Zuguterletzt bietet sich Killorglin selbstverständlich wunderbar als Ausgangspunkt für eine Reise entlang des Ring of Kerry an. Auf 172 Kilometer führt Euch diese einmalige Panoramastraße zu einigen der schönsten Orte, die Irland zu bieten hat. Dramatische Steilklippen wechseln sich mit karibischen Traumstränden ab, bevor sich die Straße ihren Weg wieder in die Berge sucht und phänomenale Ausblicke auf die Grafschaft Kerry offenbart. Zwischen all den landschaftlichen Highlights liegen sehenswerte Ortschaften, wie Sneem und Waterville.

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Über den Autor

Cindy Jaecklin

Irland bedeutet für mich ein Stück Heimat. In meinem Lieblingsland fühle ich mich zwischen der herzlichen Art der Iren und ihrer lebensfrohen Natur zu Hause. Dabei entdecke ich auf meinen Reisen immer wieder unbekannte, traumhafte Orte, denn hinter jeder Kurve wartet eine neue fantastische Aussicht!
Wenn ich über Irland schreibe, möchte ich die Fröhlichkeit der Iren einfangen und mit genauso viel Begeisterung über ihre Heimat erzählen, wie sie es tun.

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