Reiseplanung Irland

Auswandern nach Irland

Corona in Irland
Written by Nadja Uebach

Auswandern nach Irland ist sicherlich ein Traum, den viele Irlandfans hegen. Die Einsamkeit der irischen Landschaft, die pulsierenden Städte und die Herzlichkeit der Iren haben einen entscheidenden Anteil am Fernweh vieler Deutschen. Doch nur wenige wagen den Sprung hinein in das Abenteuer „Leben in Irland“. Unsere Autorin Nadja Uebach hat es gewagt und blickt für uns auf ihre mittlerweile elf Jahre auf der Grünen Insel zurück. Wie sie sich in Irland verliebt hat und wie daraus der feste Entschluss wurde, nach Irlands auszuwandern, das verrät sie hier.

Wann hast du dich in Irland verliebt?

In Irland hab ich mich erst auf den zweiten Blick verliebt. Als ich mich am 22. April 2008 für mehrere Monate auf die Grüne Insel verabschiedete, war ich im ersten Moment eher weniger beeindruckt. Typischerweise empfing mich die Insel mit grauem Himmel und Regen, zudem machte mir der irische Akzent zu schaffen, den ich mit meinem Schulenglisch anfangs nur schwer verstand. Gedanklich machte ich bereits alternative Pläne für einen Auslandsaufenthalt in einem anderen Land.

Als mich ein Bekannter am Abend des selben Tages allerdings an den Inchydoney Beach in Clonakilty brachte, ich auf der Virgin Mary’s Bank stand und von dort übers Meer und zurück auf den Strand blickte, hat sich in mir etwas verändert. Ich wurde ganz ruhig und zum allerersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl zuhause zu sein. Das war der Moment, in dem ich mich Hals über Kopf in Irland verliebte. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass ich damals unbewusst die Entscheidung gefällt habe, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren!

Wie wurde die Idee geboren, nach Irland auszuwandern?

Ich habe mich nie bewusst dazu entschieden nach Irland auszuwandern. Es war viel mehr ein natürlicher Prozess. Deutschland ist meine Heimat, mit der ich viele schöne Erinnerungen verbinde, so richtig Zuhause war ich dort allerdings nie. Mit 20 Jahren wusste ich nicht wirklich wohin mit mir und da ich zu dieser Zeit beruflich nicht gebunden war, bot sich ein Au-pair Aufenthalt an. Dass es mich letztendlich nach Irland verschlagen hat, war Zufall. Letztendlich hierzubleiben und sesshaft zu werden fühlte sich richtig an, ein Leben in Deutschland stand schon kurz nach meiner Ankunft auf der Insel nicht mehr zur Debatte.

Was gefällt dir an Irland so sehr? Wo siehst du die größten Gegensätze zu deiner alten Heimat?

Das Meer, das Grün und die Menschen! Während meiner Kindheit in Süddeutschland war das Meer unendlich weit entfernt, heute lebe ich an der Küste. Mich macht nichts glücklicher als das Meer zu sehen, an einem der vielen Strände spazieren zu gehen und gemeinsam mit meinen Kindern tausend kleine Schätze in Form von Muscheln, Steinen und Driftwood zu finden. Egal, wie stressig der Alltag ist, was für Probleme und Sorgen mich beschäftigen – einmal tief die frische salzige Atlantik Luft einatmen und den Blick auf den Horizont richten und schon erscheint alles etwas einfacher.

Auf der anderen Seite sind da die grünen Hügel. Diese unberührte Natur, die hier so selbstverständlich auf Städte und Ortschaften trifft, ohne sich von diesen zu sehr beeinflussen zu lassen fasziniert mich. In Deutschland blickte ich aus dem Fenster und sah Mauern, andere Häuser, Asphalt, vielleicht eine Hecke oder einen Baum. In Irland sehe ich hinter den Häusern meiner Nachbarn die grünen Felder auf denen die Kühe ganz gemütlich ihre Tage verleben. Das sorgt für ein komplett anderes Lebensgefühl.

Meer und Natur findet man ja auch in anderen Ländern, aber Iren gibt es nur hier! Die Menschen machen Irland erst zu dem Land, das es ist. Am besten gefällt mir ihre Einstellung zum Leben, sie nehmen sich selbst und andere nicht zu ernst und selbst in dunklen Zeiten wird gelacht. Außerdem haben die meisten Leute hier noch Zeit. Im Supermarkt, auf der Straße oder in der Warteschlange am Bankautomaten überall werden Pläuschchen gehalten. Fremde stoßen hier auf Offenheit und Interesse, das es einem leicht macht sich schnell in eine Gemeinschaft einzufügen. Mir gefällt diese Nähe zueinander, dieses Gefühl, dass wir alle in einem Boot sitzen und unterm Strich alle gleich sind.

Welche bürokratischen Hürden musstest du beim Auswandern nach Irland überwinden? Wie hast du sie gemeistert?

Dank der EU halten sich die bürokratischen Hürden in Grenzen. Um in Irland zu Arbeiten benötigt man eine Personal Public Service Nummer (PPS Number), die man mithilfe eines Personalausweises (oder Reisepasses) und dem Nachweis eines irischen Wohnsitzes beantragen kann. Da es in Irland keine Meldepflicht gibt, wird der Wohnsitz anhand von offiziellen Dokumenten oder Rechnungen, wie zum Beispiel Strom- oder Telefonrechnung, sowie Briefen von der Bank nachgewiesen. Wer frisch auf der Insel gelandet ist und weder Telefonrechnung, noch Kontounterlagen hat, der bekommt hier am Anfang oft Hilfe von seinem irischen Arbeitgeber.

Eine weitere kleine Hürde wartete auf mich, als mein Personalausweis ablief. Einen neuen Pass oder Ausweis kann man nur persönlich in der deutschen Botschaft in Dublin beantragen. Dazu benötigt man eine Meldebescheinigung oder Abmeldebescheinigung aus Deutschland. Ich nahm dies zum Anlass, mich nach sechs Jahren offiziell in Deutschland abzumelden. Neben dieser Bescheinigung braucht man außerdem seine Geburtsurkunde (oder eine beglaubigte Kopie), den bisherigen Pass und einen Wohnsitznachweis in Irland (Rechnung oder offizielle Dokumente). Auf der Webseite der deutschen Botschaft kann man einen Termin vereinbaren, zu dem man unbedingt pünktlich sein muss – typisch deutsch eben! Da die Hauptstadt gute dreieinhalb Stunden von unserem Wohnort entfernt ist, bedeutete das in meinem Fall einen langen Tag aus dem wir als Familie ein verlängertes Wochenende gemacht haben.

Als nächster Schritt steht die Beantragung der irischen Staatsbürgerschaft an. Mein deutscher Pass läuft in fünf Jahren ab. Mein Ziel ist, bis dahin einen irischen Pass zu besitzen.

Wie hast du in Irland Fuß gefasst? Wie ist dein Leben heute dort?

Ich kam ursprünglich als Au-pair nach Irland. Einen Großteil dieser Zeit verbrachte ich damit die Insel zu erkunden und mich jeden Tag ein bisschen mehr in das Land und seine Leute zu verlieben. Selbstständig Fuß gefasst habe ich erst durch einen Job in der Finanzabteilung eines internationalen Unternehmens und einem klitzekleinen Haus im Ort, das ich mir damals mietete. Dank meiner Deutschkenntnisse war es relativ einfach, eine gute und sichere Anstellung zu finden und dadurch finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.

Seitdem hat sich einiges verändert. Mittlerweile bin ich nicht nur in das Land, sondern auch in einen Iren verliebt. Gemeinsam haben wir drei Kinder, die sechs, vier und fast ein Jahr alt sind. Wir wohnen nach wie vor in der selben Ortschaft, allerdings nicht mehr in dem klitzekleinen Haus von vor zehn Jahren. Meinen Bürojob hab ich an den Nagel gehängt und verdiene mein Geld nun mit dem Schreiben. Mein Leben heute ist einfach, uns geht es gut und wir brauchen nicht viel: Ein kurzer Spaziergang am Strand am Ende des Tages und wir fallen glücklich ins Bett!

Natürlich mussten wir im Laufe der Jahre einige kleine und größere Probleme bewältigen, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Das Leben ist das Leben, egal wo auf der Welt man sich niederlässt. Allerdings schöpfe ich so viel Kraft aus diesem Land, der Natur und dem überwiegend entschleunigten Lebensstil. Dadurch kann ich dem Alltag und allem, was dieser mit sich bringt, sehr entspannt entgegentreten.

Fühlst du dich eher Irisch oder eher Deutsch? Woran machst du das fest?

Weder noch. Ich erkenne mich in der deutschen Mentalität wieder, kann mich allerdings auch mit dem irischen Lebensstil identifizieren. Mein Herz ist definitiv Irisch und war es vielleicht schon immer, aber ich komme von meiner deutschen Seite nicht los und möchte es auch nicht. Ich werde wohl nie 100% zu dem einen oder anderen Volk gehören, das ist ok. Ich bin stolz, ein bisschen Deutsch mit vielen irischen Akzenten zu sein!

Gibt es Momente, in denen du Deutschland vermisst?

Nein, in meinen elf Jahren auf der Insel hab ich Deutschland als Wohnort kein einziges Mal vermisst. Allerdings fehlt mir meine Familie, besonders seitdem ich Kinder habe, vermisse ich meine Eltern, meine beiden Schwestern und meine Freunde. Es gibt Momente, die durch die Entfernung sehr schwer werden, besonders der Tod meiner Oma – aber auch die Tatsache, dass ich meine Nichte nur aus der Ferne aufwachsen sehe, ist nicht immer einfach. Gerne hätte ich die Menschen, die mir so viel bedeuten in meinem Alltag, aber dafür nach Deutschland zurückzukehren, kommt für mich nicht in Frage.

Neben den Menschen vermisse ich auch das Essen ab und zu. Wer in Bayern aufgewachsen ist, kann den gelegentlichen Heißhunger nach Weißwürsten, Bratwurstbrötchen, echten Brezeln und besonders dem Schweinebraten meiner Mama sicherlich nachvollziehen!

Hast du Reise-Insidertipps für Menschen, die Irland zum ersten Mal bereisen?

Am besten schon vor der Ankunft in Irland die Uhr vom Handgelenk nehmen und dann mit viel Zeit und Offenheit in das irische Lebensgefühl abtauchen. Für mich ist Irland ein Land, das nicht nur sehenswert, sondern erlebenswert ist. Genauso wichtig wie ein Abstecher an die Cliffs of Moher, den Killarney Nationalpark oder anderen bekannten Sehenswürdigkeiten ist ein Abend in einem kleinen ländlichen Pub. Wo es einfach ist, sich unter die Einheimischen zu mischen, alte und neue Geschichten zu hören und dabei auf eine ungezwungene Art und Weise ein Teil von diesem Land zu werden. Wie es William B. Yeats schon vor vielen Jahren so schön gesagt hat: „There are no strangers here, only friends you haven’t yet met.“

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Wächst in Dir die Sehnsucht, Dein Leben langsamer, tiefer und bewusster zu erleben? Möchtest Du eine Reise zu Dir selbst in Irland unternehmen? Auf Dich wartet eine Reise, die so individuell und wunderbar ist wie Du.

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Über den Autor

Nadja Uebach

Da ich seit 2008 auf der grünen Insel lebe, bedeutet Irland für mich in erster Linie Alltag. Wenn ich nicht mit meinem Laptop bewaffnet in einem Café oder Zuhause sitze und schreibe, findet man mich höchstwahrscheinlich mit meinen drei Kindern am Strand. Die Natur, die Kultur und insbesondere die Menschen sorgen dafür, dass sich in unseren Alltag immer wieder ein bisschen Magie einschleicht. Diese besondere irische Alltagsmagie versuche ich in meinen Texten in Worte zu fassen.

6 Comments

  • Liebe Nadja,

    wundervoll! Mich würde interessieren, was du vermisst. Also das Leben in Deutschland. Wetter? Das Brot? Die Menschen? Oder ist dir das alles so leicht gefallen, dass du nichts vermisst?

    Liebe Grüße
    Diddi

    • Hallo Diddi,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar und dein Interesse.
      Das Leben in Deutschland an sich vermisse nicht. Meine Familie fehlt mir, genau, wie meine Freunde. Besonders seitdem ich Kinder habe, spüre ich die Entfernung manchmal sehr. Aber außer gelegentlichem Heißhunger auf Dinge wie Karpfen, Weißwürste oder Schweinebraten vermisse ich nichts.
      Ich hoffe, das beantwortet deine Frage.
      Liebe Grüße,
      Nadja

      • Hallo Nadja,

        ja, das beantwortet meine Frage 🙂 Ok, Weißwürste und Schweinebraten kann ich voll verstehen! Kennen deine Kinder Deutschland? Oder nur vom Urlaub?

        Liebe Grüße
        Diddi

        • Hallo Diddi,
          es freut mich, dass ich deine Frage beantworten konnte! Meine Kinder kennen Deutschland als mein Heimatland, das Land ihrer Großeltern und von längeren Urlauben. Sie sind zwar auf eine besondere Weise mit Deutschland verbunden, schon allein wegen der Sprache, allerdings wachsen sie alle drei als Iren auf.
          Liebe Grüße,
          Nadja

  • „Mein Herz ist definitiv Irisch und war es vielleicht schon immer, aber ich komme von meiner deutschen Seite nicht los und möchte es auch nicht. Ich werde wohl nie 100% zu dem einen oder anderen Volk gehören, das ist ok. Ich bin stolz, ein bisschen Deutsch mit vielen irischen Akzenten zu sein!“

    Damit hast du mir so sehr aus der Seele gesprochen. Ich kann das zu 100% nachvollziehen und kann es nicht erwarten, endlich nach Irland zurückzukehren. Das ist dann meine dritte „Auswanderung“ nach Irland, aber dieses Mal wird es die letzte sein.

  • Ich möchte nach Westirland. Clifden, Westport oder aber Ins Donegal.
    Als Pädagoge plane ich nicht nur mit meiner Rente- würde auch als Erzieher arbeiten- sondern auch mit geringfügiger Arbeit. Allerdings ist meine Priorität zur Ruhe zu kommen.
    Deine Motivation ist sehr Nachvollziehbar für mich.
    Ich möchte an den irischen Atlantik, da ich schon mehrfach dort war.
    Allein und hoffentlich in einem bezahlbaren Alltag….

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