Irland Traditionen

Irlands Pubs – ihre traditionsreiche Geschichte

irish pub
Written by Ina Brecheis

Wer schon einmal durch Irland gereist ist, der weiß: Ein Dorf kann noch so klein sein, ja kann den Namen „Dorf“ vielleicht nicht einmal verdienen und trotzdem findet man dort zwei Dinge ganz sicher – eine Kirche und unweit davon entfernt ein Irish Pub. Dieser Ort wunderbarer Gemütlichkeit, mit dunkler Vertäfelung, abgesessenen Holzhockern und klebenden Tischplatten, an denen Fremde und Freunde zusammenkommen, um bei einem Pint (oder auch mal mehreren) zu erzählen. Das irische Pub blickt auf eine Jahrtausende alte Geschichte zurück und so manche kuriose Erzählung rankt sich um das, was nicht umsonst das Wohnzimmer der Iren genannt wird.

Das Pub, der Pub … und was heißt das überhaupt?

„Let’s go to the pub“ … im Englischen gibt es da keine Sprachverwirrung. Wir Deutschen dürfen uns laut Duden aussuchen, ob es „der“ oder „das“ Pub heißen soll. Letzteres geht mir leichter von der Feder, also soll es für diesen Artikel „das Pub“ sein. „Pub“ ist die liebevolle Abkürzung von public house oder auch publicans. Als private Klubs und geschlossene Gesellschaften bei der wohlhabenden Schicht in Mode kamen, sprossen public houses als Gegenstück für den kleinen Mann aus dem Boden. Hier traf man sich, um sich mit Nachbarn und Freunden zu treffen, gemeinsam etwas zu trinken und sich über Klatsch und Tratsch auszutauschen. Aber die Geschichte von Irlands Pubs reicht noch viel weiter zurück:

Die Geschichte von Irlands Pubs

Das älteste Pub Irlands ist Sean’s Bar in Athlone in Westmeath. Bei Umbauten stießen Arbeiter auf alte Münzen und Baumaterialien, die nahelegen, dass das Pub bereits seit dem 9. Jahrhundert an Ort und Stelle steht und hungrige und durstige Reisende und Einheimische versorgt. Nur 1 bis 2 Jahrhunderte zuvor wurden die Brehon Laws, die altirische Rechtssprechung erstmals schriftlich festgehalten. Diese enthalten auch ein Abschnitt über die besonderen Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Bierbrauer – die Pubbesitzer der vergangenen Zeit.

Die Brauerei sollte an einer Straßenkreuzung liegen eine Tür in jede Himmelsrichtung zeigend. Die Bierkessel sollten niemals trocken sein und die Vorratskammer sollte ausreichend Speisen bergen, um hungrige Reisende zu bewirten. In den Brehon Laws war auch vorgesehen, dass draußen des Nachts Fackeln brennen sollten, um die Menschen in Empfang zu nehmen. Jeder Besucher sollte willkommen geheißen werden. Das ist eine tief verwurzelte Tradition, die noch heute in der irischen Pub-Kultur spürbar ist.

Diese Brauereien waren in gewisser Weise die Vorläufer der späteren public houses. Diese verkauften selbst gebrautes Bier, bis dann ab dem 17. Jahrhundert erste kommerzielle Brauereien eröffneten. Wie zum Beispiel die legendäre Guinness-Brauerei in der Dubliner James Street. Diese public houses waren übrigens genau genommen gar nicht so „öffentlich“, den noch bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts setzte keine Frau von „Ehre“ einen Fuß in den Schrankraum, so die gesellschaftliche Gepflogenheit. Für sie und alle anderen, denen an ein bisschen mehr Privatheit gelegen war, gab es kleine, geschlossene Anbauten an die Bar, die sogenannten „snugs“, in denen sie ungestört ihr Pint genießen konnten. Einige historische Pubs haben den „snug“ noch. In vielen Pubs ist dieser aber wohl aus Platzgründen im Laufe der Zeit einem größeren Schankraum gewichen.

Irlands Pubs als Zentrum des Lebens

Noch heute ist das lokale Pub das wahre Zentrum eines Ortes und fest eingebunden in das alltägliche Leben der Menschen. Das stammt wohl noch aus einer Zeit, zu der ein Pub auch gleichzeitig Lebensmittelwarenladen, Tankstelle und Leichenschauhaus war. Letzteres lag im Übrigen an den kalten Lagerräumen, die einem Pub eigen sind. Hier hinein wurden die Verstorbenen gebettet, um die Zeit bis zu Beerdigung zu überbrücken. Im  Pub spielte sich das Leben und das Sterben ab; hier wurden Hochzeiten, Geburtstage und Todestage gleichermaßen begossen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Fester Bestandteil der Irish Pubs war und ist auch die Musik, die Pub-Songs die von einem gemütlichen Abend im Pub kaum wegzudenken sind. Neben traditioneller irischer Musik erklingen auch moderne, rockige Töne und begeistern die Besucher und laden zum Tanzen, zumindest aber zum Mitschunkeln ein.

Vielleicht ist es die Musik, sicher aber auch die ganz besondere Pub-Stimmung, die die irischen Literaten seit jeher beflügelt. So namhafte irische Autoren wie James Joyce oder Bram Stoker waren regelmäßige Pub-Besucher und sicher haben sie in ihren Werken das ein oder andere Erlebnis aus dem Pub eingewoben.

Dublin Pubs mit Livemusik

Ungeschrieben Pub-Gesetze

In einem irischen Pub gibt es ein paar Regeln, die jeder Besucher beherzigen sollte:

  • Wenn man mit einer Gruppe im Pub ist, gehört es zum guten Ton, eine Runde auszugeben.
  • Wenn man nicht am Platz bedient wird, ist ein Trinkgeld von 10 bis 15 % angebracht.
  • Niemals in einem irischen Pub eine „Irish Car Bomb“ bestellen. Das ist eine amerikanische Erfindung und kommt bei irischen Barkeepern nicht gut an.
  • Hier findet Ihr mehr Infos über die ungeschrieben Pub-Etiquette.

Besondere Pubs

Irland ist voll von Pubs. Unter ihnen gibt es alte, neue, kleine große, bekannte und weniger bekannte. Wir haben für Euch ein paar besondere Pubs zusammengestellt:

  • Als das älteste Pub Irlands gilt Sean’s Bar
  • Das älteste Pub Dublins ist der Brazen Head in der Lower Bridge Street. Er datiert auf das Jahr 1198. Lange Zeit hatten sich diese beiden Pubs einen humorvollen Wettstreit um den Titel des ältesten Pubs Irlands geliefert. Als jedoch bei Bauarbeiten in Sean’s Bar alte Münzen gefunden wurde, stellten Archäologen fest: Sean’s Bar muss älter sein. Hier findet Ihr mehr Infos über die 10 ältesten Pubs Irlands.
  • The Dawson Lounge in der Dawson Street in Dublin hat den Ruf, das kleinste Irish Pub in Dublin zu sein. Hinter einer unscheinbaren roten Türe geht es steil hinab in einen Kellerraum, in dem nicht viele Leute platz finden können. Gemütlich ist es aber sehr.
The Brazen Head Dublin

Harold Strong / The Brazen Head, Lower Bridge Street, Dublin

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Über den Autor

Ina Brecheis

Ich habe mich während meines Studiums in Dublin in Irland verliebt. Zuvor war da nur eine vage Anziehung zu diesem Land mit seiner lebensfrohen Musik und lebendigen Kultur. Dort war es dann um mich geschehen und ich habe eine unvergessliche Zeit auf der Grünen Insel verbracht. Seither zieht es mich immer wieder dorthin zurück. Umso mehr freue ich mich, über mein grünes Lieblingsland hier bei gruene-Insel.de zu schreiben.

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